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Radiohead machen Musik für langweilige Nerds

Du kannst dir hier zwar die neue Radiohead-Platte anhören, aber dann musst du auch dazu stehen, was du bist.

Jeder von uns hat einen Freund, der sich als richtiger Radiohead-Fan bezeichnet. So ein Fanatiker, der sich jedes Mal frei nimmt, um den Ticket-Verkaufstart für die nächste World Tour nicht zu verpassen. Ist dir mal irgendwann aufgefallen, dass dieser Freund neben Radiohead eigentlich keine anderen Bands so richtig mag? Dafür gibt es einen Grund: Radiohead gut zu finden, braucht so viel Arbeit, dass man nebenbei wenig Zeit hat andere Musik zu entdecken.

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Radiohead-Fans sind Menschen, die sich unheimlich darüber freuen 100 Euro für eine seltene Japan-Version einer Single auf eBay auszugeben. Wenn diese dann eintrifft stellen sie ihre neueste Errungenschaft in ihr akribisch geordnetes Wandregal (Nerdstufe 1: Alphabetisch; Nerdstufe 2: chronologisch) und fassen sie nie wieder an. Sie haben kein Problem damit so viel Bares für eine Platte auszugeben, weil sie alle feste Jobs als Programmierer haben und ohnehin kein Geld für Dates ausgeben. (Ich behaupte, dass alle Radiohead-Fans Männer sind. Das ist generalisierend, aber hey: Lass uns realistisch bleiben.) Übrigens ist niemals ein Date, dass mit Dinner-Gesprächen darüber begann, wie Kid A den 11.September vorwegnahm (etwas, das Radiohead-Supernerd Chuck Klosterman wirklich glaubt), mit Sex geendet. Die 9/11-These ist übrigens genauso sinnvoll wie die unter Fans kursierende Meinung, dass Radioheads 1997er Album Ok Computer und ihr 2007er Alben In Rainbows gemeinsam ein perfektes Superalbum bilden, dass eine gesamte Dekade umspannt. Wow, echt? Ein Album voller Störgeräusch-Bullshit klingt entfernt so wie ein anderes Album voller Störgeräusch-Bullshit? Das kann kein Zufall sein. Dahinter müssen Genies stecken!

Die letzten Sätze beschreiben im Grunde ganz gut, wie Radiohead-Fans ticken: Sie klammern sich verzweifelt an den Gedanken, dass eine Band, die wild an Knöpfen herumdreht und das als Konzept-Alben verkauft, irgendwie aus brillianten Visionären bestehen muss. Das ist vielleicht auch eine Kompensation dafür, dass die Fans 10% ihrer Zeit damit verbringen Radiohead-Alben zu hören und 90% damit zu verstehen, was zur Hölle sie eigentlich bedeuten sollen.

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Natürlich ist es im Großen und Ganzen gut für die Welt, wenn Musiker wie Thom Yorke erfolgreich sind. Immer noch besser als geldgeile Säcke wie Gene Simmons. Yorke ist sicher ein extrem netter Kerl, aber er ist weder der Retter der Musik noch von einem anderen Planeten. Er ist ein seltsamer, kleiner Brite, der wie ein Affe tanzt. Man braucht auch gar nicht lange nach Beweisen seiner , musikalische Mittelmäßigkeit zu suchen—gegen sein Sideproject Atoms for Peace zb wirken selbst Radiohead wie Slayer. Und hört mir bitte mit Yorkes Stimme auf. Er klingt, als würde ein Kleinkind an einem Spielzeugmikrofon durchdrehen. Gäbe man einem Fünfjährigen viel Zucker und einen Synthesizer und würde das Ergebnis danach als neues Radiohead-Album Moon Prinzess veröffentlichen—neun von zehn Fans würden den Unterschied nicht merken. Auch die Musikpresse würde sich überschlagen. „Fünf Sterne. Ihre komplexeste, ambitionierteste Arbeit bisher. “

Radiohead, in der Zeit als sie wenigstens nur langweilig waren.

In der The Bends-Ära haben Radiohead wenigstens noch Musik gemacht, die man sich auch anhören konnte, wenn man nicht zufällig ein Roboter war. Sicher, das Ganze war weinerlich und gähnend langweilig. Aber man merkte wenigstens, dass es von einer richtigen Band mit Instrumenten stammte. Und nicht von einem Elektriker, der gerade versucht eine Anlage zu reparieren, in der der Soundtrack von Tron feststeckt und herumskippt. Die 30jährige Bandgeschichte (ja, 30) von Radiohead führte von mittelmäßigem Alternativ-Rock zu einem Genre, das niemand so richtig benennen kann, selbst wenn man wollte, was man normalerweise nicht will. Frag mal einen durchschnittlichen Radiohörer nach einem Song von Radiohead. In den meisten Fällen ist die Antwort „Creep". In den zweitmeisten Fällen ist es ein längeres Überlegen, weil kaum jemand den exakten Namen von einem dieser 800 Radiohead-Tracks kennt, die irgendwas in die Richtung „beep blorp bop beep boop 010101" heißen. Zu „Creep" kann man lustig Karaoke singen. Mit jedem anderen Radiohead-Sing spielt man die Bar leer, weil die Leute denken, man würde einen Schlaganfall simulieren.

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Wenn du Radiohead-Fan bist, möchte ich dir zuerst mal gratulieren. Du bist wirklich viel, viel, viel klüger als wir alle, die sich gerne mal einen Song mit einer Hook oder einem Beat anhören, der kein 17,6/3-Takt ist. Ich möchte dir aber auch einen Tipp geben: Versuch zur Abwechslung vielleicht auch mal eine richtige Band. Wenn dir schon ein 5minütiger, geloopter Furz eines Roboters das Hirn wegbläst—was könnte dann erst ein Gitarrenriff auslösen? Oder ein Chorus? Vielleicht ersetzt du auch einfach mal „Radio" durch „Motör" und schaust was passiert.

Lieber Radiohead-Fan: Es ist an der Zeit, den verblichenen Audruck deines Original-T-Shirts von der Amnesiac-Tour zu betrachten und es einzusehen: Radiohead ist nichts als langweilier Nerd-Rock. Für Nerds. Lass es mich so auszudrücken, dass es auch Radiohead-Fans verstehen: Loading file: attempt_to_give_a_crap_about_radiohead.exe [error 404: file not found]

Dan Ozzi liebt die South Park-Folge mit Scott Tenorman und ist auf Twitter: @danozzi

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