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Phantogram haben einen ganz natürlichen Hype

Das New Yorker Duo hat ein neues Album veröffentlicht, das ihnen sogleich einen neuen Hype bescherte.

Vor ein paar Jahren, als die Single „When I'm Small“ zusammen mit dem selbstbetitelten Debütalbum von Phantogram auf den Markt kam, brach ein kleiner Hype um das New Yorker Duo aus. Keine Ahnung, ob man damals schon von „Hype" gesprochen hat, das Jahr 2009 scheint eine Ewigkeit her zu sein, aber das Internet gab es der Legende nach schon damals.

Josh Carter und Sarah Barthel gingen daraufhin auf Tour, um scheinbar nie wieder zurückzukommen. In dieser Zeit haben sie unter anderem mit Bands wie The Antlers, Beach House, Caribou, The xx, Yeasayer oder The Flaming Lips gespielt—als Headliner und als Support. Irgendwann sind sie aber doch zurückgekehrt, um ein neues Studioalbum aufzunehmen, das dieses Jahr unter dem Namen Voices erschienen ist. Selbstverständlich sind die beiden jetzt wieder auf Tour—was uns aber nur recht kommt, denn so konnten wir die die beiden in Berlin antreffen, um mit ihnen ein bisschen über ihr Touren, ihre Zusammenarbeit mit Big Boi von Outkast und Bill Murray zu sprechen.

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Noisey: Wann habt ihr euch kennengelernt?
Sarah: 1996.
Josh: Dann wurden wir Freunde. Wir haben uns wahrschienlich schon 1985 kennengelernt. Im Ernst.
Sarah: (lacht) 83, 84’, im Kindergarten.

Habt ihr eine erste Erinnerung aneinander?
Josh: Meine erste Erinnerung an Sarah ist wahrscheinlich um 1996 oder 1995 herum.
Sarah: Ja, ich war die, die immer viel auf den Partys geheadbangt hat.
Josh: (lacht) Ich war mit ihrer großen Schwester gut befreundet und war immer bei ihnen zuhause, habe irgendetwas abgeholt oder Dinge auf Sarah geworfen.
Sarah: Er hat Oreos auf mich geworfen und ich habe gezittert.

Was würdet ihr jetzt machen, wenn Josh nie Oreos geworfen hätte?
Ich weiß es nicht, weil Josh derjenige war, der meine Augen für Songwriting und die Musik geöffnet hat. Ich weiß nicht, ob ich es selber herausgefunden hätte. Vielleicht würde ich irgendwas mit Fotografie oder visueller Kunst machen.

Machst du das für die Band?
Ja, als wir anfingen, habe ich das noch gemacht: Pressefotos, Artwork, T-Shirts designen. Aber jetzt habe ich keine Zeit mehr dafür. Wir sind aber in jeden Aspekt von Phantogram involviert. Alles hängt zusammen.

Ihr tourt schon immer sehr viel, oder?
Sarah: Ja, wir waren wahrscheinlich insgesamt drei Jahre auf Tour.
Josh: Wenn man alle Shows zusammenrechnet …
Sarah: Wir sind seit ungefähr fünf Jahren eine Band und sind gleich zu Beginn auf Tour gegangen. Seitdem haben wir immer nur aufgehört, um Platten aufzunehmen.

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Ist das der Grund, warum ihr verhältnismäßig viele EPs veröffentlicht, statt Alben?
Ja, irgendwie schon.
Josh: Ja, die EPs sind ein Weg, die Musik am Leben und unsere Fans interessiert zu halten. Auch damit wir nicht selbst das Interesse verlieren, die Musik live zu spielen.

Bedeutet das, ihr genießt Touren eher, als im Studio zu sein?
Nein. (beide lachen) Ganz ehrlich, wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich die ganze Zeit Musik machen, auf magische Art Millionen von Platten verkaufen und nie das Haus verlassen—aber das wird nicht passieren. Naja, aber Shows zu spielen, macht wirklich viel Spaß, ich mag Auftritte. Aber was ich aus der Musik mitnehme, ist der Prozess des Musikmachens, der künstlerische Prozess.

Wie ist das bei dir, Sarah?
Sarah: Ich mag beides. Ich liebe es, Shows zu spielen, Festivals machen Spaß und es ist schön, die Welt zu sehen, unterschiedliche Städte und Leute kennenzulernen, ihre Kulturen. Aber ich mag den Prozess der Albumentstehung genauso gerne. Es ist beides etwas ganz anderes. Es sind komplett verschiedene Welten, aber ich mag beide.

Es kommt mir so vor, als würdet ihr gerade jetzt einen neuen Hype erfahren, so wie damals beim ersten Album. Ist das ein Déjà-vu?
Josh: Beim ersten Album haben wir Jimmy Kimmel und Jimmy Fallon im US-Fernsehen gemacht, sind viel getourt und haben definitiv auch ein bisschen SXSW-Buzz mitbekommen. Deswegen denke ich, dieser neue Push ist einfach da, weil wir ein neues Album haben und die Entwicklung ist ganz natürlich, weil wir so viel auf Tour waren und so unsere Fanbase gebildet haben. Ich glaube, die Leute sind einfach nur froh, dass wir neue Musik rausgebracht haben.

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Wie war es denn, mit Big Boi von Outkast zu arbeiten?
Sarah: Das hat Spaß gemacht. Wir hatten eine gute Zeit mit ihm. Wir waren für ein paar Wochen im Studio und wir sind noch immer gut mit ihm befreundet.

Wart ihr schon vorher befreundet?
Nein, wir haben ihn über Twitter kennengelernt.

Hat er euch angetweetet?
Ja, er hat einen unserer Songs im Internet gefunden und hat den Leuten von unserer Musik erzählt. Wir waren im gleichen Festival-Kreislauf wie er. So haben wir ihn getroffen, uns mit ihm angefreundet und angefangen, über eine Kollaboration zu sprechen.

Was steckt denn hinter dem Bill Murray-Song?
Josh: „Bill Murray“ ist ein Song, den ich vor zehn Jahren geschrieben habe, und als wir Voices aufgenommen haben, habe ich mich an die alten Aufnahmen und die Idee erinnert und habe wieder angefangen, daran zu arbeiten. Sarah hat die Vocals nochmal aufgenommen. Als wir den Titel gesucht haben, hatten wir eine ganze Liste an Songnamen. Diesen haben wir einfach immer „Bill Murray“ genannt, weil wir immer an die Rushmore-Szene dachten, in der Bill Murray am Boden des Swimmingpools sitzt und wir fanden, dass die Musik wie ein düsterer Bill Murray klingt. Als wir dann offizielle Titel aussuchen sollten, dachten wir, „Bill Murray“ ist interessant und wir behalten einfach den Namen.

Ist da ein Zusammenhang zwischen den Lyrics und Bill Murray?
Nein, die Lyrics haben absolut nichts mit Bill Murray zu tun.
Sarah: Es gibt nur einen visuellen Zusammenhang.
Josh: Wir dachten nur, es wäre irgendwie lustig.

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Wisst ihr, ob er den Song gehört hat?
Ich weiß nicht, ich bin mir nicht sicher.
Sarah: Ich glaube nicht. Aber ich hoffe, er hört ihn irgendwann.

Ihr könnt ihn ja antweeten?
Josh: Ich benutze Twitter ja nicht. Sarah macht das ganz gut.

Bill Murray benutzt wahrscheinlich auch kein Twitter.
Ja, er ist ein schlauer Mann (lacht).

Wenn mal jemand einen Song über euch schreibt oder nach euch benennt, wer sollte diese Person sein?
Sarah: Hm, gute Frage. (lange Pause)

Ich möchte auch eine Antwort.
Okay, ich hätte mich gefreut, wenn [der 2010 verstorbene, Anm. d. Red.] Mark Linkous von Sparklehorse einen Song über uns, über mich oder über Phantogram geschrieben hätte.
Josh: Ich will, dass Gordon Ramsay einen Song über mich schreibt, wie ich Frühstück zubereite und darin schlecht über mein Essen redet.

Kannst du kein gutes Frühstück machen?
Nein, ich bin schrecklich darin … Ich weiß nicht, ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass jemand einen Song über mich schreibt und ich koche nicht.
Sarah: Ich glaube, er hat noch nie vorher Frühstück gemacht (lacht).

Euer neues Album heißt Voices. Habt ihr irgendwelche musikalischen Präferenzen, wenn es um Stimmen geht?
Ja, ich bevorzuge eine ehrliche Stimme, eine, die aufrichtig klingt. Und gefühlvoll. Ich mag es nicht, wenn jemand klingt, als würde er jemanden nachmachen wollen.
Sarah: Ja, etwas das aus dem Gefühl kommt vom Song oder den Lyrics, diese Verbindung zu hören, ist sehr wichtig.

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Was ist euer Plan nach der Tour? Nochmal touren?
Sarah: Ja, wahrscheinlich.
Josh: Wir werden das ganze Jahr noch auf Tour sein. Und dann vielleicht unser drittes Album aufnehmen.

Da ihr auch schon so viel auf Tour wart, habt ihr eine Menge anderer Bands erlebt.
Ja, wir haben Support-Touren gespielt und auch Headliner-Touren, zu denen wir Bands mitgenommen haben. Vor Kurzem haben wir Future Island mit auf Tour genommen, wir haben The xx supported, School Seven Bells …

Mit wem war es am besten?
Ich mochte Future Islands am liebsten. The xx sind auch sehr nette Leute. Und The Antlers mochte ich sehr gerne. Mit ihnen sind wir noch gut befreundet. Und mit den Flaming Lips waren wir auf einer kleinen Tour. Was sagst du?
Sarah: Ich würde Future Islands sagen.
Josh: Ja, ich auch.

Mit wem wollt ihr mal auf Tour gehen?
Hm … Outkast.
Sarah: Oh shit. Gute Antwort.
Josh: Nine Inch Nails wären auch cool. Ich wäre gerne Support für sie.

Seid ihr gerne Support?
Ja, ich mag beides. Ich denke, es ist gut, für größere Bands zu spielen. Und dann kann man auch die Show genießen.

Voices ist bei Caroline erschienen. Holt es euch bei Amazon oder iTunes.

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