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Interviews

Auf ein paar Pfeffi mit LGoony und Crack Ignaz

Wir haben Crack Ignaz und LGoony in Köln vor ihrem Auftritt abgefangen, um sie mit Pfefferminzlikör zu verführen, um über ihr überraschend ernstes Publikum zu reden und zu beweisen, dass die Erde doch flach ist.

An einem Mittwoch im Januar stehe ich im Kölner Yuca, der kleineren Halle vom Club Bahnhof Ehrenfeld. Crack Ignaz und LGoony machen gerade Soundcheck. Die Bühne ist eher Karikatur einer Bühne: Sie ist so klein, dass die beiden nicht einmal Positionen tauschen können. Die Show ist aber schon lange ausverkauft, und der Abend wird noch zeigen, dass es eines der intensivsten Deutschrap-Konzerte werden wird, die ich je gesehen habe. Schon bei Juicy Gay, dem Vor-Act, drehen alle völlig am Rad.

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Ein paar Stunden vorher sitzen wir im Backstageraum mit Kühlschrank, Minisofa und solidem Bunker-Charme. Wir sprechen über verschiedene Dinge, die teilweise mit der Tour und den Künstlern zu tun haben, teilweise aber auch nicht und trinken köstlichen Pfefferminzlikör.

Noisey: Ich stelle euch keine inhaltlichen Fragen, weil ihr zu den Standards in letzter Zeit schon mehrere Interviews gemacht habt. „Wie macht ihr eure Tracks“ hat sich wahrscheinlich in den letzten Tagen nicht so verändert. Stattdessen: Wie habt ihr euch denn kennengelernt?
LGoony: Wir haben uns das erste Mal so sechs Monate nach „NASA“ [Anm.: erster gemeinsamer Track] getroffen.
Crack Ignaz: Das war grindr. Wir haben durchgeswipet und es war ein instant match. Du weißt gar nicht was grindr ist, oder?
LG: Doch, ich weiß das… Das war beim „Ned Gscheid“-Videodreh. Ignaz hat das in Köln gedreht. Naja, das ist jetzt behindert, das nachzuerzählen, lass uns irgendwas anderes erzählen.
CI: Ich bin einfach nach Köln gefahren, weil das ist meine Lieblingsstadt, so. Meistens. Wann ist Köln denn nicht deine Lieblingsstadt?
CI: Das weiß ich nicht, ich bin gerade in Köln. Deswegen kann ich mich gar nicht mehr an andere Städte erinnern. Das war halt für mich die perfekte Stadt für diesen Song, weil die Stadt einfach dieses Lebensgefühl perfekt widerspiegelt. Nicht so richtig gescheit zu sein?
CI: Ja, einfach dieses … Lebensfreude, wie nennt man denn das? Kölle Alaaf! Und plötzlich war LGoony da, und ich sage so, „Yo, wow, du rappst doch. Du machst doch Rap. Haben wir nicht aus Versehen mal zusammen auf den selben Beat gerappt?“
LG: Echt, aus Versehen. Und dann haben wir uns verabredet: „Wir sehen uns nachher vor'm REWE.“ Und da haben wir dann zusammen mit dem guten Timo Milbredt ein paar Flaschen Gin geleert.
CI: Shoutout an Gold Roger.
LG: Shoutout an Olski.
CI: Shoutout an Melting Pot Music.
LG: Shoutout an Melting… Das wird ein gutes Interview. Shoutout an Melting Pot Music. An wen noch? Wer war noch da? Shoutout an Dj Heroin.
CI: Nein, der war nicht da.
LG: Doch, der war da.

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Wo habt ihr so gechillt? Wichtige Kölner Wahrzeichen?
LG: REWE. Shoutout an REWE. Shoutout an den fucking Türsteher von REWE.
CI: Guter Mann, Alter.
LG: So ein guter Typ. Er hat uns noch einen Gin geklärt, obwohl wir eigentlich keinen mehr kaufen wollten.
CI: Gleich wie wir rausgegangen sind mit dem ersten, hat er gesagt: „Burschen, des reicht nicht.“
LG: Wir wollten eigentlich wieder zurück zum Videodreh, aber sind dann doch da geblieben. Wir sind direkt vorm REWE geblieben, haben uns noch ne Packung Eis geholt, Plastikbecher…
CI: Swah! Turnup vor REWE.
LG: Das war perfekt. Die Szenen konnte man alle nicht mehr verwenden, die wir da auf dem Weg gedreht haben, die waren echt zu turned up. Dann haben die halt den Rest in Berlin fertig gedreht.

Ihr seid jetzt schon ein paar Tage auf Tour. Wie geht ihr mit dem Erfolg um?
[Schweigen]

Joke. Wie ist das Publikum so, vor allem im Vergleich zu dem ja doch sehr jugendlich-karnevalsmäßigen bis studentisch-ironischen Publikum der Money Boy/GUDG-Shows?
LG: Bei uns ist eigentlich alles relativ gut durchgemischt. Bisher haben wir auch immer zu jugendunfreundlichen Zeiten gespielt. Sind ältere Leute dabei, jüngere… Weniger so Leute mit Bucket Hat und Kette, eher so die Backpack-Rapper, die sich nach dem Konzert nochmal vor die Location stellen und Freestyles kicken.
CI: Heavy Metal-Fans waren auch einige dabei. Goa auch, oder?
LG: In Frankfurt schon, der Eine hat noch gefragt: „Geht ihr nachher auch auf die Goa?“.
CI: Ich glaub das war in Graz.

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Die Fans sind also etwas „ernster“ geworden.
LG: Ich hab ins Publikum geguckt während der Show, keiner hat gelacht. Wir haben die ernstesten Fans überhaupt.
CI: Die waren beschäftigt damit, ihr Leben zu bewahren. Ihre Seele nicht aus dem Leib getrampelt zu bekommen. In Frankfurt war richtig dangerous. Shoutout an alle survivors und Veteranen von Frankfurt.
LG: Shoutout an Frankfurt, shoutout dass keiner gestorben ist.

Shoutout an Azad vielleicht auch?
LG: Ja, Azad auch.

Kommen wir zu den wichtigen Sachen, kommen wir zu B.o.B..
CI: JA! ES STIMMT! ES STIMMT!
LG: Perfekte Frage!
CI: Und ich kann das bestätigen, dass die Erde eine Scheibe ist.
LG: Aus persönlichen Gründen.
CI: Aus persönlichen Gründen. Aber die kann ich nicht offenbaren.
LG: Die Erde ist eine Scheibe. Wann hat man jemals gesehen, dass die Erde eine Kugel ist? Also selber erlebt?

Ich verstehe, was du meinst. (*Rooz-Voice*)
CI: Schau mal, wenn die Erde wirklich nicht eine Scheibe wär, wieso hat sich noch kein einziger Pilot zu Wort gemeldet und gesagt: „Yo! Ich habs selber gesehen.“ Aber nope, Alter.
LG: Flugzeuge fliegen gerade. Und nicht in einer Kurve. Die starten, und die landen.

Und warum müssen die wieder landen? Wenn die Erde eine Kugel wäre, würden die direkt in den Weltraum fliegen.
LG: Ja, das stimmt. Ey! Das ist true.

A propos Wolken. Eure Musik wird gern als Cloud Rap bezeichnet. Könnt ihr euch damit identifizieren?
LG: Ne, ich find das ist viel zu diffus als Genrebezeichnung. Ich meine, was soll das schon bedeuten, „Rap“? Da kann ja alles mit gemeint sein. Ich mache Cloud.

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Eine Freundin kommt dazu und verteilt Pinnchen mit grünem Pfefferminzlikör.

Ich hab mir das von 16bars abgeguckt: Eine blonde Frau, die allen Schnaps gibt, hebt die Stimmung. Deswegen trinken wir jetzt erstmal zusammen.
CI: Der Sexismus is aber lit bei dir, Alter.

Zum wichtigsten Punkt: Habt ihr schon viel Scheiße gebaut auf der Tour?
LG: Nein, wir haben gar keine Scheiße gebaut.
CI: Alles, was wir machen, ist solides Gold.
LG: Wir haben viel Gold gebaut.
CI: Wir haben uns in Parkgaragen verlaufen. Wir haben einfach Bottles gepoppt, Champagner in Wien, real shit. Schnitzel essen mit dem Squad. Mozart-Torte. Es ist einfach ein gönnerischer Lifestyle. Wir verwöhnen uns halt echt richtig.
LG: Verwöhnungstour. „Verwöhnerisch“ ist das Wort der Tour.

Aber ihr seid ja auf Tour. Eigentlich muss ich das Interview mit der Frage anfangen: Was ist schon so passiert? Und die Antwort muss sein: Alle haben krass gekotzt.
CI: Ich sage nur eins: Der Wandl ist mit Abstand der litteste Mensch in diesem ganzen Tour-Universum, Alter. Sputnik 1 bis 3 in einer Person. Und die Curiosity und die Voyager, alle. Deswegen der rote Pulli, er ist der Mars.
CI: True.
LG: Wandl kann sehr leise sein, Wandl kann aber auch sehr laut sein.
CI: Alles sehr vielseitig.
LG: Aber oft trifft er auch genau die Mitte. Zwischen leise und laut.

Er ist wandlbar.
CI: Er macht bald einen Schokoladenriegel, den Wandl-Bar. Shoutout an Noisey!
Wandl: Nah, der Joke ist schon so alt, Alter.
LG: Schokoladenriegel oder was?
Wandl: Nein, „wandlbar“.

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Habe ich nicht mit gerechnet. In den zwei Minuten, die ich dich kenne, überraschst du mich immer wieder. Lasst uns mal lieber noch einen Schnaps trinken.

Während des Interviews wird immer mehr getrunken. Zu Beginn lallen alle und wirken fertig, gegen Ende werden sie immer klarer, geben kluge Antworten und Ignaz spricht plötzlich Hochdeutsch. Auch die Pupillen werden immer größer und echsenähnlicher. LGoonys Freundin kommt rein und trinkt einen Pfeffi mit.

Ignaz, sagst du nicht auch irgendwo, dass du das Grün im Cup hast?
CI: Ja, aber das ist Absinth.

Du kannst doch ein Kunstwerk nicht so auf die ursprüngliche Intention des Autors festnageln.
CI: Sicher kann ich das.
Wandl: Puh, das schmeckt wie Mundwasser. Also, ist nicht scheiße, aber schmeckt halt genauso.
LG: Pfeffi IST geil.

Ich wollte ja eigentlich, dass ihr ein bisschen abstürzt und dann noch viele Shoutouts macht. Überschrift „Ich habe LGoonys Auftritt versaut, weil ich ihn besoffen gemacht habe“.
LG: Kannst du ja trotzdem schreiben, und dann photoshoppst du einfach schlecht Kotze in ein Foto.
CI: Da müsstest du schon noch zwei, drei Flaschen herholen.
Wandl: Shoutout an Juicy Gay.
LG: Wandl fängt einfach an! Shoutout an Juicy Gay.
Wandl: Shoutout an Dj Heroin.
LG: Ja, Shoutout an Dj Heroin zum zweiten Mal. Lex Lugner, Shoutout. Gee Futuristic, Shoutout. Shoutout Yung Nikki 3000.
Wandl: Lil Bunna.
CI: Shoutout Padillion, Shoutout MZEE-Forum.
LG: Shoutout Rapupdate. Shoutout Swag Mob, Shoutout Glo Up Dinero Gang. Shoutout Live from Earth.

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Foto: Roberto Brundo Fotos

Vielleicht noch eine inhaltliche Frage, wie Aurora entstanden ist, ist ja klar. Wie sind die Songs vorher entstanden? Über Facebook?
LG: Wir saßen da am Nordpol, haben in den Horizont geguckt und haben diese wunderbaren Wortlichter … ähm, Nordlichter gesehen …
CI: Ouhhh, Wortlichter.
LG: Und dann kamen die Texte eigentlich von selber.
CI: Ich würd sagen, wir haben alles gefickt.

Es wurden einige Mütter gefickt auf diesem Album.
LG: Einige, ja. Von anderen Sprechgesangsartisten.

Ja, das wars schon. Das war pures Gold glaube ich.
CI: Ach, lass uns noch ein bisschen reden einfach.
LG: Wenn du noch inhaltliche Fragen hast, stell sie ruhig.

Es wird weiterer Schnaps getrunken.
LG: Obwohl, jetzt füllt ihr mich echt ab. Mach nicht ganz voll.

Wie ist das dazwischen gelaufen? Ihr habt euch getroffen, gut gesoffen…
CI: Nein, das stimmt nicht.
LG: Wir haben nicht gesoffen.
CI: Wir trinken nicht.

Wann habt ihr dann angefangen mit Aurora?
CI: Eine Woche bevor’s rausgekommen ist.
LG: Texte haben wir im Dezember geschrieben. Teilweise auch im Januar.
CI: Nein, nein, das nicht schreiben, Alter. Wir haben alles im Studio geschrieben.
LG: Ja, okay, wir haben alles im Studio geschrieben.

Also wirklich alles in einer Woche, Wahnsinn.
CI: Prost Leute.

Wie kam der Kontakt zustande?
LG: Über Davud. Bei TV Strassensound. Nein, ich hab ihn angeschrieben, weil ich großer Crack Ignaz-Fan bin.
CI: Und dann haben wir uns getroffen, zum Schlagen.
LG: Ja, wir haben uns geboxt. Wir haben uns im Pay-Per-View-Boxring kennen gelernt, wo auch Toony gegen OJ Kingpin gekämpft hat. Wir haben direkt danach geboxt.
CI: Ich versteh die Frage nicht, kannst du bitte eine andere stellen?

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Wie lange hat es gedauert, das Video zu drehen?
LG: Ja, das war sehr anspruchsvoll. Es hat zu lange gedauert, auf jeden Fall so lange, dass ich mich erkältet habe. Aber es ging alles schnell. Ich musste ja die Jacke offen lassen, damit man den Pulli sieht.
CI: Die Polizei ist drei Mal gekommen.
LG: Aber dann haben wir gesagt, „Wir drehen Video“, dann fanden sie’s okay und sind gegangen.

Wie findet ihr es denn in Berlin?
LG: Wir waren noch nie in Berlin.
CI: Das Kebap ist ziemlich dope, Alter.
LG: Shoutout an Tokio Hotel.
CI: Bill Kaulitz, du swaggy Motherfucker.
LG: Bill Kaulitz ist der deutsche Young Thug. Offizielles Statement!
CI: Tom Kaulitz auch.
LG: Die haben Hunde zusammen.
CI: Cute dogs.
LG: Wir haben ihn noch nie getroffen.
CI: Tokio Hotel, wenn ihr das hier lest: Feature, Feeaaaaatuuuure.

Mehrstimmige Chöre: Feature, Feature, Feature … Ich hab noch zwei Fragen. Die erste ist: WOW, DA SIND JA CASPER UND TESTO IN EUREM VIDEO!?
CI: Shoutout Casper und Testo.
LG: Gute Kollegen, in Klammern: Atze, in Klammern: Bester Freund.

Und zum Abschluss die wichtigste Frage einer guten Internetfreundin Luisa: Was ist das für 1 Life?
CI: Es ist ein sehr belifetes Life.
LG: Ja, es geht sehr ans Herz.

Verwöhntes Life?
CI: Nein, oida, weißt du, wie wir hustlen?
LG: Ja, pass mal auf, Alter.

Ich dachte diese Tour ist die Verwöhnungstour.
CI: Ja, alder, aber das kommt nicht von irgendwo.
LG: Das kommt nicht von irgendwo!

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