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OK, EDM. Es reicht dann mal mit dem Kindergeburtstag

Steve Aoki und David Guetta haben am Wochenende die Latte noch ein Stück tiefer gelegt. OK—deutlich tiefer.

Foto: Warner Music

Je älter ich werde, desto weniger Geschmacksnazi steckt in mir. Ich mag es, wenn mich Popmusik mit Gefühlen terrorisiert. Ich kann schnulziger Musik—solange sie ehrlich und nicht kalkuliert ist—einiges abgewinnen. Ich kann es problemlos respektieren, wenn Menschen einfache Überhits wie „Levels“ poduzieren. Und wenn jemand auf riesigen EDM-Festivals zu simpler elektronischer Musik seinen Alltag vergessen möchte, finde ich das natürlich auch grundsätzlich völlig OK.

Wie gesagt: grundsätzlich. Was aber am Wochenende am Tomorrowland passiert ist, ist ein neuer Tiefpunkt. Das gigantische Festival in Belgien ist jetzt ohnehin nicht für die feine Klinge bekannt. Aber wie die Kollegen vom FACT berichten, haben Steve Aoki und David Guetta die Latte noch einmal grauenerregend tiefer gelegt.

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Der Amerikaner Aoki, der bekanntlich gerne mit Torten herum wirft und sich exzellent für Facebook-Trollereien eignet, hat am Wochenende eine eigene Version eines ohnehin bereits schlimmen Remixes von „My Heart will go on“ gespielt. Er ist nicht der erste DJ, der das tut. Ich war sogar mal dabei, als Cid Rim das Original aufgelegt hat. Und der Song ist ja auch eine der wirklich großen Pop-Balladen der 90er, weil er halt einfach richtig gut ist. Aber Aoki hat daraus etwas gemacht, das irgendwie an eine grelle, hässliche, aus Leichenteilen zusammengenähte Chimäre wirkt. Nicht nur dass es die schlimmste Art von „Remix“ ist, die es gibt—30 Sekunden Orginal-Song, dann Drop—sondern es ist darüber hinaus an Stupidität nicht zu überbieten. Es schüttelt einfach alles, wenn man das Video ansieht.

Habe ich gerade gesagt, dass Aoki nicht an Stupidität zu überbieten sei? Ich nehme alles zurück. David Guetta hat am Wochenende ebenfalls seine neue Single präsentiert, die allen Ernstes eine EDM-Version von „If You Happy And You Know It Clap Your Hands“ ist.

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David Guetta a true Tomorrowland friend. #Tomorrowland

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Tomorrowland

on Friday, 24 July 2015

EDM hat eine Rolle in der Musikwelt, die er meinetwegen gerne spielen darf. Im besten Fall führt er amerikanische Durchschnitts-Kids an die elektronische Musik heran und öffnet dort Türen für seriösere Artists. Im schlimmsten Fall bildet er halt eine gigantomanische Parallelgesellschaft, die zumindest wenig Schaden anrichtet—außer halt der Tatsache, dass sich außerhalb dieser Welt niemand mehr Bassnectar leisten kann.

Offenbar entscheiden sich führende Köpfe der EDM-Szene gerade dazu, dass sie das Ganze immer mehr zu einem vom Alter unabhängigen Kindergeburtstag machen wollen. Und das ist dann wirklich der Moment, wo man sich angewidert abwenden darf. Dafür muss man nicht einmal Geschmacksnazi sein.

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