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Der Noisey Survival Guide fürs Electrosanne 2014

Dieses Wochenende bietet es sich an, den Röstigraben zu überwinden, denn Bässe kennen keine Sprachgrenze.

Alle Fotos zur Verfügung gestellt von Electrosanne

Wir haben ein Problem in der Schweiz. Keine Angst, es folgt an dieser Stelle nicht der grosse Frust-Abriss, sondern es geht um Soft Skills: Um den Röstigraben. Den Begriff kotzen alle spätestens seit der ersten Stunde Heimatkunde ihres Lebens nur noch so raus, aber es ist wahr: Egal ob mit oder ohne Frühfranzösisch, niemand hat eine Ahnung, was auf der anderen Seite der Sprachgrenze passiert. (Außer in Biel, aber Biel erfüllt die Bieler so sehr, dass nichts aus Biel in die Restschweiz dringt.)

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Das Electrosanne ist eine gute Gelegenheit, diese Wissenslücke zu überwinden. Eine Art Lausanne für Dummys. Am Electrosanne gehört euch Lausanne für wenig Geld auf Zeit: Zwei Open Air-Stages und vier Clubs sind dabei. Und für die Akklimatisierung in einem anderen Kulturkreis gibt es auch fast nichts besseres als überdrehte Tanzorgien.

Sprachbarrieren
Du steigst in einen Intercity, nimmst dir noch eine Schale mit in den Zug und das einzige, woran du den Clash der Sprachregionen festmachen kannst, sind die Ansagen. In Lausanne steigst du aus und plötzlich gilt dein heimatlich-gehegter Dialekt, den man in all seinen Facetten nur zwischen Langenthal und Aarburg verstehen kann, nichts mehr. Du solltest aufpassen, was du sagst. Sprüche wie „Putain, le mec!“ kommen immer gut an. Solche Floskeln kannst du bringen, das geht noch. Aber pass auf mit deinem Gymi-“Français fédéral“, denn Französisch ist keine Sprache, die plötzlich fließt, sobald du besoffen bist.

Am besten sprichst du mit niemandem und lässt dir von einer Romanistik-Studentin mit ansprechender Schrift den Satz „Im Notfall ist meine Mutter/mein Mitbewohner/mein Vertrauensdealer unter folgender Nummer erreichbar…“ auf ein Kärtchen schreiben. Das Kärtchen trägst du immer um den Hals und sprichst mit niemandem.

PS: Der französische Ausdruck für „Binge-drinking“ ist by the way „Beuverie express“. Vielleicht hilft dir das.

Die Stadt ist steil: Watch your step.
Lausanne ist sehr steil. Es geht bergab. Es geht bergauf. Es gibt eine Metro. Es gibt unzählige Möglichkeiten sich wehzutun. Ob man den automatischen Türrahmen richtig erspüren will oder ob man denkt, dass die Brüstung aus dem späten 19. Jahrhundert die paar angesoffenen Bierfalten aushält: Nein! Du bist nicht nüchtern.

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Wenn du nüchtern bist, sind all deine Glieder matt vom Tanzen und du hast Blasen an den Füßen. Ich verspreche dir, dass du dich nicht unter Kontrolle hast. Also mach nichts Dummes und fall auch nicht in den See.

Kampf um die Betten
Wer Schlamm-Entzug hat, kann auf dem Campingplatz übernachten. Ansonsten gibt es in Lausanne genau ZWEI Jugendherbergen (Diese und diese). Also, kämpfe um die letzten Betten oder schau dir nochmals „The Sexless Innkeeper“ an, denn die Slutshaming-Boulevards sind in Lausanne steil.

Drogen
Liebe Kinder, ihr wisst wie das ist. Ihr wisst, was Drogen sind. Ihr wisst, dass ihr sie nur von Menschen beziehen sollt, die ihr schon kennt. Was für Zürich gilt, gilt auch für Lausanne—Substanzen überwinden die Sprachgrenze—also lest euch am besten hier ein.

Club-Roulette
Club-Festivals haben einen Nachteil: Es gibt ein klares Drinnen und es gibt ein klares Draußen. Das heisst, die Alkoholleichen türmen sich nicht neben dir. Die Stadt ist ein Labyrinth, in welchem du die Party-Atolle erst finden musst. Club-Festivals haben aber auch einen Vorteil: Rein! Raus! Rein, raus.

Du kannst Luft holen, in den normalen Menschen untertauchen, von der einen Exzesshölle zur nächsten wechseln. Wenn du direkt ins Nirwana willst, gehst du ins La Ruche. Wir waren schon oft im ehemaligen Stripclub. Wir wissen aber nicht mehr, wann zum letzten Mal—und das nicht, weil es lange her ist. Denk also an das Schild mit dem Emergency-Kontakt, wenn du reingehst. Ansonsten empfehlen wir den Theater-Chic von Le Bourg. Unseren Stammtisch richten wir aber außerhalb des offiziellen Programms ein: Café du Pont versorgt uns mit Salzigem und Flüssigem. Und da wir der alten Hangover-Avoid-Weisung folgen, trinken wir einfach weiter.

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Programm
Es ist einfaches Schere-Stein-Papier-Prinzip: Location schlägt Acts. Das Programm an einem Club-Festival ist eigentlich noch unwichtiger als das Programm an einem verschlammten Open Air. Also hör dir Marabout an. Gib Diplo eine Chance, nachdem er am Burning Man von der Bühne gebuht wurde. Hey, immerhin war er am Burning Man! Und wenn du unbedingt in die Masse am Place Céntrale—pardon: bei der Red Bull Music Academy Stage—tauchen willst, hör dir am Donnerstagabend Laurent Garnier an.

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