Nickelback sind komplett unterbewertet

Wie kann man diesen Kerl hassen? / Foto via Wikipedia.jpg)

Obwohl Nickelback weltweit über 50 Millionen Platten verkauft haben, neigt der Großteil der popmusik-interessierten Menschen dazu, ihren Namen als Synonym für „unhörbare Riesenscheiße“ zu verwenden. Die Musikpresse behandelt die Band mit einer Verachtung, die normalerweise hochrangigen Kriegsverbrechern vorbehalten ist—der Rolling Stone hat Nickelback einmal zur zweitschlechtesten Band der 90er Jahre gewählt (nur Creed konnten sie noch toppen). In Idaho ist ein Mann vor Kurzen verhaftet worden, weil er das Wort „Nickelback“ an einer Tankstelle zu einem Polizisten gesagt hat, und 2012 musste sich der Bürgermeister von Chicago, Rahm Emmanuel, öffentlich von Nickelback distanzieren, da Demonstranten mit Schildern propagierten, dass er ein Fan sei. Es gab Petitionen, um die Band daran zu hindern in London als auch in der Thanksgiving-Halbzeitshow der Detroit Lions aufzutreten. Besonders gut ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat sich jene Geschichte, in der Nickelback bei einem Facebook-Beliebtheitswettbewerb gegen eine Essiggurke verloren haben. In so gut wie jedem Noisey-Artikel mit dem die Menschen nicht übereinstimmen, versuchen uns die Leser in den Kommentaren zu unterstellen, dass wir Nickelback-Hörer sind. Und sie meinen das nicht als Kompliment.

All das sind relativ handfeste Beweise dafür, dass die Menschen Nickelback nicht mögen. Nickelback selbst scheinen den Hass einerseits zu genießen, und üben sich andererseits in Selbstverteidigung. In einem herausragenden Playboy-Interview von 2008 (das von einer Nickelback Fanpage online gestellt wurde) beschreibt Leadsänger Chad Kroeger sich selbst als einen „Penis auf zwei Beinen, der die Weltherrschaft übernehmen will“, vergleicht die Freuden des Groupie-Aufreißens mit den Freuden von Furz-Witzen, gibt zu dass er schon mal einen seinen eigenen Penis gelutscht hat, und disst die komplette Musikpresse mit der Aussage: „Wer ist der berühmteste Musikkritiker aller Zeiten? Es wurde noch nie eine Statue für irgendeinen Kritiker aufgestellt.“

Eben weil sie dieser permanenten Boshaftigkeit ausgesetzt sind, haben sich Nickelback zu einer Art Underdog der Popkultur entwickelt. Wenn man eine andere Postition vertritt als „Nickelback ist die schlechteste Band der Welt“ , legt man sich mit fast allem und jedem an. Trotzdem ist diese Aussage schlichtweg falsch. Nickelback sind nicht die schlechteste Band der Welt. Tatsächlich sind sie sogar absolut okay, wenn nicht sogar wirklich gut. Wir werden euch nun erklären, warum:

Würde man eine Untersuchung dazu machen, was „Mainstream Rock“ ausmacht, würde es da primär zwei Kategorien geben: In der einen Kategorie wären Bands wie Mumford and Sons, Arcade Fire und Fun., und in der anderen Kategorie…Nickelback. Keine andere Hardrockband verkauft aktuell abermillionen Alben und spielt vor ausverkauften Mega-Arenen. Nickelback schaffen beides, und das wird sich in absehbarer Zukunft auch nicht ändern. Sie haben sich einfach geweigert von der Bildfläche zu verschwinden, und haben es so geschafft, die letzte große Mainstream-Band mit aggressiven, lautem Gitarrensound zu sein. Es ist etwa so, als wäre alles Leben auf der Welt ausgelöscht worden, und nur die Kakerlaken wären übergeblieben. Und jene Lebensformen, die sdanach kamen, waren einfach noch niedriger entwickelt als Kakerlaken. In dieser Metapher stellen Nickelback die Kakerlaken dar.

Hast du dir mal das 2008 erschienene Album Dark Horse von Nickelback angehört? Wenn nicht, empfehle ich dir, das so schnell wie möglich zu machen. Es wurde von Mutt Lange produziert, dem selben Typen, der für Highway To Hell und Back in Black von AC/DC und allen guten Alben von Def Leppard verantwortlich ist, und darüber hinaus für alle Shania Twain Alben, an die man sich erinnert. Im Prinzip klingt Dark Horse wie eine modernisierte Version der beiden AC/DC-Alben. Das Songwriting ist absolut solide, jeder einzelne Song ist verdammt catchy, und die Melodien sind mindestesns so fesselnd. wie die auf diesem neuen War On Drugs-Album, das alle so gut gefunden haben. Vielleicht erinnerst du dich ja auch daran, das GunsN'Roses 2008 ihr Comeback-Album Chinese Democracy veröffentlicht haben, das absolut niemanden interessiert hat, der nicht mehr daheim bei seiner Mama lebt. Wenn GunsN'Roses damals Dark Horse gemacht hätten, hätten die Kritiker sich vor Lob überschlagen. Aber da es ja von Nickelback war, haben sie es nicht einmal angehört.

Und selbst die anderen Nickelback-Alben sind absolut okay. Tracks wie „How You Remind Me,“ „Photograph,“ „Rockstar“ und ihr Elton John-Cover „Saturday Night’s Alright For Fighting“, als auch dieser Song auf dem Spider Man-Soundtrack waren alle gut und übertrumpfen so ziemlich alles, was in den letzten 15 Jahren so im Radio gelaufen ist. Nickelback sind eine Band, die versucht einen eingängigen, einfachen Rock Sound zu machen, ganz in der Tradition des 80er Jahre Hair Metal, und sie sind dabei absolut erfolgreich. Wenn man Nickelback für das hasst, was sie machen, ist das ungefähr so, als würde man einen professionellen Bowler dafür hassen, das er ein beschissener Golfspieler ist.

Foto via Wikimedia Commons

No Fixed Adresses, das Album, das die Band letzten November rausgebracht hat, ist ihr bisher definitiv progressivstes—zumindest wenn man es mit ihren anderen Alben vergleicht. Die Lead Single, „Edge of a Revolution“ ist ein ordentlicher Protestsong, etwas, dass heute nur noch ganz wenige große Bands abliefern. Auf „She Keeps Me Up“ singt/rappt Chad Kroeger über einen Groove, der einem vorkommt, als stamme er von Stevie Wonder oder den Killers. Außerdem ist mit „Go Me Runnin’ Round“ ein weirder Quasi-Reggae-Song auf dem Album, auf dem auch Flo Rida zu hören ist—Den Song kann man wahlweise als besten oder schlechtesten Song der Welt sehen.

Nach ihrer Misere mit den Detroit Lions, bei der mithilfe einer Petition verhindert werden sollte, dass sie in der Halbzeitshow der Mannschaft auftreten, war die Band in einem Sketch auf Funny or Die zu sehen, der ihren Ruf als schlechteste Band der Welt thematisiert. Das Video anzusehen zahlt sich aus, allein schon, um Chad Kroeger als RoboCop verkleidet zu sehen. Außerdem hat der Sänger auch keinen Schiss davor, über seine eigenen, übersexuellen Texte Witze zu machen.

Bis 2011 veröffentlichten Nickelback ihre Alben über Roadrunner Records, ein Sublabel von Warner, dass hauptsächlich für Metal-Releases verantwortlich war. 2008 veröffentliche Metal Sucks einen Artikel, der thematisierte, dass das Label nur wegen Nickelbacks riesigen Verkäufen weiterexistieren konnte — Sie verkauften 7 Millionen Platten pro Album, während die anderen Acts, zu denen Machine Head, Opeth, Megahead, Byffy Clyro und Killswitch Engage gehörten, vielleicht 100,000 oder 200,000 Einheiten pro Album verkauften. Und was ist passiert, als Nickelback das Label verließen? Warner gab bekannt, dass sie massive Einsparungen bei Roadrunner planen. Ich will nicht sagen dass Nickelback für das lange Überleben von Roadrunner verantwortlich sind, aber sie haben mindestens ganz massiv dazu beigetragen.

Drew Millard ist auf Twitter. Ihr dürft ihn dort gerne beleidigen.

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