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Nazar über die Flüchtlingspolitik: „WAS IST LOS MIT EUCH?!“

Nazar hat gestern beim Donauinselfest eine bemerkenswerte Rede zur Flüchtlingspolitik gehalten. Wir haben sie transkribiert.

Foto: Matthias Heschl | Susanne Einzenberger

Nazar ist als politischer Mensch bekannt. Er hat zu vielen Dingen eine Meinung, und das ist ja auch gut so. Er nennt Strache einen Uhrensohn, redet über Religion hält sich mit seinen Positionen nicht hinterm Berg. Gestern bei seinem Auftritt auf der FM4-Bühne beim Donauinselfest hat sich Nazar wieder bemerkenswerte in Rage geredet. Wir haben das Ganze mal transkribiert.

Guckt mal, was in Österreich jetzt gerade passiert. Guckt euch die Welt an. Was ist in Europa los? Führen wir jetzt ernsthaft Gespräche darüber, ob es richtig ist, wie viele Menschen man nach Österreich reinkommen lassen darf? Ob die in einem Zelt schlafen dürfen, ob die überhaupt hier schlafen dürfen, ob die in einem Zelt schlafen müssen. Ob wir sie ficken sollen ob wir sie nicht ficken sollen. WAS IST LOS?! WAS IST LOS MIT EUCH?! Ihr scheiß Fotzen!

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Wisst ihr, warum das genau mich so fickt? Vor 27 Jahren war ich einer dieser Menschen. Mit meiner Mutter, mein Vater ist verstorben. Meine Mutter hat mich genommen, hat meinen 5-jährigen Bruder genommen, und wir sind über die Berge nach Österreich gekommen. Damals haben die Menschen gesagt: Ihr seid in einer Scheiß-Situation, kommt zu uns. Nazar ist krank, hier ist ein Krankenhaus, wir müssen ihn behandeln. Dicker, ich kann das noch 1000 Mal erwähnen. Mit solchen Armen habt ihr mich aufgenommen. Heute habt ihr plötzlich ein Problem damit? Was ist los? Was ist los mit uns? Ist das wirklich unser Problem? Haben wir zu wenig zu Fressen? Können wir nicht mehr ficken? Haben wir keine Klamotten? Was ist los?! Geschäfte wie Primark geben dir für 20 Cent ein T-Shirt. Wie ist das möglich? Was ist los mit euch? Wer mich wie beleidigt, welcher Rapper mich wo ficken will—Dicker, in bin aus Favoriten! Das sind Kindergeschichten!

Ich hab eine große Bitte an euch: Ihr wisst alle, wir leben im Internet-Zeitalter. Ich liebe es, zum Glück gibt es das Internet. Aber merkt euch bitte eine Sache: Damals ist man zu Menschen gegangen, hat ihnen auf die Schulter geklopft, und hat gesagt: Bruder, das hast du gut gemacht. Schwesterchen, das war super. Heute macht man „Gefällt mir“. Damit drückt man Zuneigung aus. Wenn einem jemand nicht gefällt, nimmt man sich extra die Zeit, um ihn mit einem Kommentar darunter zu beleidigen. OK, keine Problem. Unsere neue Zeit. Wir sind mittlerweile durch Facebook und das Internet alle alles geworden: Fußball-Teamchef, Politiker, Linke, Rassisten, keine Rassisten, Antifaschisten. Aber merkt euch eines: Jeder von uns hat eine Meinung, die gibt er auf Facebook preis, in welche Richtung er sich bewegt, was er gut oder schlecht findet. Wenn es aber dann darum geht, mal auf die Straße zu gehen und zu sagen „NICHT MIT MIR!“, seid ihr zuhause vor Facebook. WAS IST LOS? WAS IST LOS?!

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