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Moneyboy ist eine Kunstfigur. Warum regen sich Menschen über seine Aussagen auf?

Moneyboy hat sich mit Germanwings-Witzen einen Shitstorm eingefangen. Aber solche Witze gehören zu seiner Figur.

Foto: Andreas Meixensperger

UPDATE (7.7.2015): Moneyboys Twitter-Account wurde gestern gesperrt und ist es aktuell immer noch. Der Boi hatte wieder einen seiner Momente, wo er auf Twitter unangebrachte Witze riss. In diesem Fall ging es um 13-jährige Mädchen, mit denen er gedachte Sex zu haben. Twitter reagierte schnell und sperrte den Account. Unter dem Hashtag #freemoneyboy versammeln sich gerade seine Fans. Warum diese Witze zwar geschmacklos sind, aber zu der Kunstfigur MB dazu gehören, haben wir hier schon mal aufgeschrieben.

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Sollte es jemand gestern nicht mitbekommen haben, was natürlich durchaus im Bereich des Möglichen liegt: Sebastian Meisinger aka Moneyboy hat sich gestern mit seinen Witzen über die abgestürzte Germanwings-Maschine einen—für seine Verhältnisse—veritablen Shitstorm eingefangen. OK, er hatte es natürlich herausgefordert. If you can't stand the heat, stay out of the kitchen:

die regierung hat nach dem flugzeug absturz 1 krisenstab einberufen ich bin bereits auf dem weg nach berlin denn mein dick ist 1 Riesen-Stab

— Money Boy (@therealmoneyboy) 24. März 2015

Oder auch das hier:

ich bin flyer als 1 German Wings Flight!!!

— Money Boy (@therealmoneyboy) 24. März 2015

Oder das hier.

ich finde es nicht ganz korrekt das die Kanzlerin Merkel die verstorbenen German Wings passagiere zusätzlich noch als "Opfer" beleidigen tut

— Money Boy (@therealmoneyboy) 24. März 2015

Das Ganze gab ein bisschen Stress, natürlich vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich. Die Heute berichtete, Moneyboy entschuldigte sich ein bisschen, alles wieder OK. Friede, Freude, Eierkuchen, wie man nördlich des Weißwurst-Äquators sagen würde.

Es lohnt sich trotzdem, der ganzen Sache ein paar Gedanken zu schenken.

Ich halte die Aufregung für völlig überzogen. Klar, die Witze sind schlecht und geschmacklos. Aber das sind Moneyboys Witze immer. Das ist Teil der Figur. Warum hat das bislang niemanden aufgeregt? Moneyboy hat sich auf Twitter bereits über Juden, Schwule und über alles mögliche lustig gemacht. Er benutzt regelmäßig das N-Wort. Die Social Media-Figur Moneyboy kann an manchen Tagen ein totales Arschloch sein, dann aber auch wieder nicht. Und genau das ist der Punkt: Um die Figur Moneyboy zu verstehen, muss man wissen, dass zum Beispiel einem Anti-Schwulen-Tweet am nächsten Tag so ein Tweet hier folgt.

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Moneyboy ist eine verdammte Kunstfigur. Eine Figur, die in jede Richtung überzeichnet, sich nie festlegt, heute A und morgen B sagt. Es kommt dabei nicht wirklich darauf an, was man sagt, sondern nur, es in der Moneyboy-Sprache zu sagen. Moneyboy ist peinlich, macht das seit Jahren, ist der personifizierte Jumping the Shark-Moment. Moneyboy bewahrt sich seine Würde, indem er durch sein Tun konsequent verleugnet, eine zu haben. Er ist ein Hofnarr, ein Clown, im fast intellektuellen Sinn. Die Figur Moneyboy kann man nur ernst nehmen, indem man ihre einzelnen Sätze eben nicht ernstnimmt.

Das Überzeichnen und die Respektlosigkeit gegenüber sich selbst und allem anderen macht Moneyboys Erfolg aus. Die Germanwings-Witze waren eine völlig konsequente Fortführung der Persönlichkeit, an der Sebastian Meisinger seit Jahren arbeitet. Ja, es ist normal für die Medienöffentlichkeit im Jahr 2015, dass einzelne Tweets oder Themen aufgeblasen werden. Ja, Witze über abstürzende Flugzeuge, in denen knapp 150 Menschen den Tod gefunden haben, sind natürlich geschmacklos und grenzüberschreitend. Aber die eine Grenzüberschreitung feiern, bei der anderen dann aber plötzlich schockiert tun, ist halt auch eher naja. Eigentlich blickt man dabei nur in die Fratze des Monsters, das man mit seinen eigenen Retweets herangezüchtet hat.

Vielleicht hätten die Shitstormer das Interview mit Sebastian Meisinger (dass hier der bürgerliche Name und nicht der der Kunstfigur steht, ist übrigens ziemlich bewusst) lesen sollen, dass wir im Zuge der Moneyboy-Diplomarbeitsgeschichte geführt haben. Da steht nämlich viel drin, was man benötigt, um Moneyboy (und btw: Rap im Allgemeinen) ein bisschen besser zu verstehen.

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Es ist schon ein bisschen so… Ich versuche, alles, was ich mache, so zu tun, das es nicht so einfach einzuschätzen ist. Lil Wayne hat auch gesagt, es wäre langweilig, wenn er in einem Interview alles sagen und erklären würde. Wenn die Fans alles herausfinden würden und einschätzen könnten, was er als nächstes macht, und warum, dann wäre das ja nicht mehr spannend. (…) Es ist so unterschiedlich bei mir. Ich habe ja viel Output, egal ob auf Twitter, Facebook oder in Tracks, dass man auch nicht wissen kann, was ernst gemeint ist. Es vermischen sich Sachen. Manchmal sind es einfach Jokes, die ich schreibe und manchmal stimmt das sogar.

Im Rap ist es zum Beispiel total cool und normal, über Grasrauchen zu rappen. Aber wenn man mit Heroin kommt, sagen die Leute „Du Bahnhofsjunkie“ oder kommen mit solchen Beleidigungen. Es gibt immer Tabus, die man nicht ansprechen darf. (…) Kodein, dieser Hustensirup, ist letztendlich nicht weit von Heroin entfernt. Das sind ja auch nur Opiate. Da sind eben immer Grenzen und ich überschreite manche davon, weil es sonst als Rapper niemand sagen würde. Das ist dann aber vielleicht nur ehrlich und andere sagen, dass es eine übertriebene Kunstfigur ist und er damit provozieren will.

Moneyboy ist eine Figur, die bekanntlich von einem Kommunikationswissenschaftler erdacht wurde. Und keinem schlechten. Das sollte man nicht vergessen. Und man sollte Moneyboy als das sehen, was er ist: Ein guter Clown, der Bullshit mit Ernst vermischt und einem sinnvollerweise nicht gleich auf die Nase bindet, was jetzt gerade was ist. Und der gelegentlich auch einfach mal Recht hat, ohne dass man es auf den ersten Blick merkt:

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(function(d, s, id) { var js, fjs = d.getElementsByTagName(s)[0]; if (d.getElementById(id)) return; js = d.createElement(s); js.id = id; js.src = "//connect.facebook.net/en_GB/sdk.js#xfbml=1&version=v2.0"; fjs.parentNode.insertBefore(js, fjs);}(document, 'script', 'facebook-jssdk'));

real talk: ich finde dass die leute lernen die meinungs- und redefreiheit von anderen zu tolerieren und nicht alles pers…

Posted by

Moneyboy

on

Tuesday, 24 March 2015

Jonas macht keine Witze über einen Flugzeugsabsturz. Auch nicht auf Twitter: @L4ndvogt

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