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Wir waren Pferdewetten mit M185

Wir haben M185 auf der Trabrennbahn Krieau getroffen, Geld verloren und mit ihnen über Raststätten-Essen, den Big Muff und ihr neues Album gesprochen.

Alle Fotos von Jasmin Baumgartner

Mal ehrlich: Die Zeiten an denen man Sonntags einen Ausflug macht, sind schon länger vorbei und werden auch erst in ferner Zukunft wieder kommen. Sonntage sind zum Tachinieren da. Man zieht sich eine Serie nach der anderen rein, bestellt sich was beim Chinesen und ignoriert den Spiegel so gut es geht. Wenn du allerdings ein Interview mit M185 haben möchtest, ist das Sundate mit deiner inneren lazy person ganz schnell abgesagt. An einem verregneten Sonntag im April haben wir uns bei der Pferderennbahn Krieau getroffen. Der Wiener Trabrenn-Verein feierte sein 140. Jubiläum und veranstaltete eine unfassbar absurde Party mit unheimlichen Dingen wie einem Clown, der auf einem Quad ein Pony in den Wahnsinn trieb und einem Paar, dass uns in Kaiser Franz Josef- und Sissi-Kostüm einen sehr fragwürdigen Auftritt lieferte. Das einzig sinnvolle war sich ein Bier zu holen, zu wetten und M185 ein paar Fragen zu stellen. Jörg hat übrigens als einziger mit seinen Wetten gewonnen.

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Anyway, am 23. Mai erscheint das neue Album Everything is Up auf Siluh Records. Wer sich ihre erste Single „Soon" schon wie ich in heavy rotation angehört hat, wird wissen, dass wir uns auf ein großartiges Krautrock-Indie-Noise-Album freuen können. Obwohl die Fünf musikalisch genau so gut in den 90ern angesiedelt sein könnten, brechen sie Muster, überraschen mit immer wieder neuen Akzenten und erfinden sich in einem konstanten Thema doch immer neu. Gäbe es noch Opiumhöhlen, wären sie mit ihrer psychedelischen und sinnerweiternden Musik der Soundtrack dazu. Die Album-Release Party findet am 21. Mai im Wiener Flex statt—hinkommen!

Noisey: Wie würde euer Pferd heißen, wenn ihr eines hättet?

Alexander: Das ist eine gute Frage … M18 Horse!

Heinz: Nein, Speed of Light!

Wie unterscheidet sich euer drittes und jetziges Album zu den Anderen?

Heinz: Es ist viel neuer.

Wolfram: Es ist stilistisch weiter gefasst. Wir sind in verschiedene Richtungen geraten, was eigentlich nicht der Plan war. Aber ist passiert. Es spielen sich viel mehr unterschiedliche Sounds darin ab.

Alexander: Ich finde, dass es bisher das Song-orientierteste Album ist. So sehe ich die Tendenz. Wenn man beachtet, dass wir eigentlich als Instrumental-Musik Band angefangen haben, ist die Richtung beim letzten Album immer mehr Richtung Song gegangen und diesen Weg haben wir weiter geführt. Aber das Spektrum ist in dem Ganzen sehr offen.

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Und worum geht es auf „Everything is Up“?

Heinz: „Everything is Up” mag im ersten Moment vielleicht als positiver Slogan missverstanden werden, ist aber auch kein Statement im Sinne von „alles ist oben, außer uns”. Wir verwenden „Up” eher als oben im Irgendwo, im Schweben, losgelöst und kaum mehr fassbar.

Wolfram: Der Album-Titel beschreibt den Gefühlszustand der Charaktere, die in unseren Songs leben, denen wir uns an manchen Tagen sehr nahe fühlen. An anderen Tagen, den guten Tagen, ist das alles ganz weit weg.

Wie ensteht ein M185-Song?

Heinz: Es ist schon so, dass wir meistens gemeinsam im Proberaum spielen, gute Ideen mitschneiden und daran weiter arbeiten. Sie entstehen eigentlich aus Jams.

Und die Texte?

Wolfram: Die Texte mache ich und die passieren meistens schnell, weil sonst dauert das sehr lange.

Ihr habt ja auch eine Tour geplant. Worauf freut ihr euch am meisten?

Jörg: Das Spielen. Es gab jetzt eine lange Phase mit dem Aufnehmen vom Album und dem fertig Produzieren. Es gibt jetzt eine spannende, aber kleine Tour Anfang Sommer und die wollen wir im Herbst nach Deutschland ausdehnen. Es sind auch ein paar Festivals dabei, was im Grunde eine sehr dichte Zeit ist und wir freuen uns einfach.

Roli: Aufs Feedback.

Wolfram: Dass du nicht mehr isoliert im Keller stehst und an Sachen arbeitest, sondern Sachen vortragen kannst.

Alexander: Das Gute ist auch, dass man sich wieder eine Bühnenroutine erspielt—von Konzert zu Konzert immer besser zu werden und irgendwann hast du dann einen Punkt erreicht, an dem du ganz frei von der Leber weg spielen kannst. Und wenn du den Schritt geschafft hast—das geht eh meistens sehr schnell—ist das dann immer ein sehr cooler Moment.

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Wolfram: Und natürlich aufs Raststätten-Essen. Das ist mein Favorit. Jetzt haben wir uns ja jahrelang entgiftet.

Ist Raststätten-Essen wirklich so schrecklich, dass man von „entgiften" sprechen muss?

Alle: In Deutschland ja.

Wolfram: Vor allem wenn du kein Fleisch isst, ist das ein Wahnsinn.

Und was sind die wichtigsten Dinge, die man neben Instrumenten und dem Big Muff auf Tour mitnehmen sollte?

Heinz: Ein gutes Buch und Ohrenstöpsel, um die Altherrenwitze im Tourbus nicht zu hören.

Erzählt mir mal eine Anektdote aus eurem Band-Leben.

Alexander: Ich hab mal meine Bassgitarre verloren. Das ist gar nicht so lustig.

Wolfram: Ja, oder die Poollandschaft, in die wir eingebrochen sind. Wir haben damals ein schreckliches Konzert gespielt, vor einer leeren Halle wo nur die Tontechniker, der Lichttechniker und die Band, die vor uns gespielt hat, drinnen war. Der Rest hat sich währenddessen draußen an der Bar umgehackt. Das war so ein Landjugend-Fest und der Abend war so fatal schrecklich. Und hat dann aber diesen großartigen Ausgang in dem Swimming Pool und im Saunabereich genommen.

Heinz: Wir haben Bier mitgenommen und sind in die Pool-Landschaft „eingebrochen" und haben dann irgendwann den Alexander nicht mehr gefunden. Wir dachten, der sei ertrunken und plötzlich ist aber die gesamte Sauna-Landschaft angegangen und der Alex hat die Sauna-Landschaft gehackt. Wir haben bis in die Früh gechillt. Das war super.

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Wolfram: Dem Veranstalter hat das mit dem Konzert leid getan. Der hat uns ein paar Paletten Bier mitgegeben und sich entschuldigt.

Ihr habt das Konzert aber durchgezogen?

Roli: Natürlich. Wir haben vor sieben Leuten auch schon gespielt. In Admont war das. Wir haben dem Publikum gesagt, dass sie die Hand heben sollen wenn jemand auf die Toilette muss. Wir warteten dann mit dem Spielen bis sie wieder zurück waren.

Heinz: Das sind diese Zwischenkonzerte am Land, an denen niemand ist und die Infrastruktur nur aus der Hausbar und Swimming Pool besteht.

Wolfram: Da passieren eigentlich die lustigsten Geschichten.

Was hat es mit der Action Figur auf sich?

Heinz: Im Video zu „Soon” gibt es diese Figur, den Big Muff, ein Gitarreneffektpedal, das von uns auf Tour nicht immer wirklich gut behandelt wird und eines Tages beschließt, das Bandleben hinter sich zu lassen, anstatt weiterhin mit fünf erwachsenen Typen abzuhängen, die versuchen, 14-jährige mit Rock ‘n ‘ Roll zu beeindrucken .

Roli: Diesen Charakter habe ich als Action Figur nachgebaut. Den Big Muff kannst du dir auf unserer Website downloaden und am 3D-Printer ausdrucken. Funktioniert blendend als Schlüsselanhänger oder aber auch als überlebensgroße Installation fürs Schlafzimmer. Jeder sollte einen Big Muff zu Hause haben.

Wie seht ihr die Entwicklung von Gitarrenmusik? Welchen Stellenwert hat sie in Zeiten von Bedroom Producing?

Heinz: Auch vieles an Gitarrenmusik entsteht heute in D.I.Y. Wir haben in unserem Proberaum ein paar alte Mikrofone, Vintage-Preamps und ein ausrangiertes Broadcasting-Mischpult, nehmen selbst auf und mischen die Songs dann mit Sebastian Meyer, der im Nebenstudio mit seiner Band Po:psch arbeitet. Die Herangehensweise unterscheidet sich also nur marginal vom Bedroom Producing. Uns fehlt ein cosy Sofa, aber ansonsten ist alles 100% Bedroom.

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Wolfram: Wie und ob sich Gitarrenmusik generell entwickelt, können wir schwer einschätzen. Wir machen unser Ding, wie alle anderen auch. Wie entwickelt sich elektronische Musik? ich glaube, auch hier ist grundsätzlich alles gesagt und doch gibt es immer wieder Acts, die aus dem Gewohnten ausbrechen und das Genre auf den Kopf stellen oder einfach nur verdammt gut twisten.

Jörg, Was wirst du mit deinem gewonnen Geld machen?

Jörg: Ich habe heute mit euch auf der Pferderennbahn mehr Geld erwirtschaftet, als in den letzten 10 Jahre als Musiker via iTunes, Spotify und Co.

Heinz: Jörg ist clever und wird dranbleiben am Wettsport. Eines Tages hat er seinen eigenen Rennstall und wir hängen dort Backstage ab. Alles wird wie immer sein—nur glamouröser als im Tourbus.

Wie wird es euch am Tag nach dem Album Release gehen?

Alexander: Wie nach einer guten Probe. Schwielen auf den Fingerkuppen und ein bisschen Kopfweh von einer guten Party.

Steht man sich auch manchmal im Weg wenn man zu fünft Musik macht?

Heinz: Das kommt ganz auf die Größe der Bühne an.

M185 „Everything Is Up" erscheint am 23. Mai auf Siluh Records.

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