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Dieses Linkin Park-Cover bringt auf den Punkt, was im Metalcore schief läuft

Wenn du dachtest, dass Nu Metal eine Schande war, solltest du angesichts moderner Metalcore-Bands nochmal deine Meinung überdenken.

Als im Jahr 2000 die erste Single der bis dato komplett unbekannten Band Linkin Park in die Leitungen der Radiosender eingespeist wurde, katapultierte sie die Jungs aus Los Angeles für immer in den Nu Metal-Olymp. „One Step Closer“ aus dem Debütalbum Hybrid Theory schleuderte einer ganzen Generation einen gänzlich unbekannten Sound ins Gesicht, den diese begeistert aufnahm wie eine Bukkake-Queen.

Jetzt hat sich eine kleine Metalcore-Band aus Italien aufgemacht, diesem Stück Musikgeschichte ihren eigenen, ganz und gar uneigenständigen Sound aufzudrücken. Sharks In Your Mouth haben sich nicht nur nach einem Song der Metalcore-Soundsetter I Killed The Prom Queen benannt, sondern finden auch so ziemlich alles cool, was die letzten Jahre auf den großen Metalfestivals Breakdown-Salven von sich gegeben hat.

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Deshalb ist der Anblick so seltsam vertraut: Wir sehen, wie ein Haufen von Typen, die aussehen, als würden sie lieber im neuen Video von Lil Wayne mitspielen, synchron zu schweren Gitarrenriffs auf-und abspringen—wir sehen also eigentlich die auf den Kopf gefallenen Kinder von Fred Durst. So weit, so Nu Metal und damit auch an der Vorlage. Dass das Ganze auch noch in einer Skate-Bowl stattfinden muss, auf deren Rand gelangweilte Leute sitzen, ist auch ein netter Verweis auf die Blütezeit von Tony Hawk und dem Titus-Magazin Mitte der 00er. Allerdings wird auf jegliche aufkeimende Nostalgie ungeniert gepinkelt, wenn die Typen mit ihrer Neuinterpretation anfangen.

Dann wird dem geneigten Zuschauer allzu deutlich vor Augen geführt, dass Nu Metal niemals eine Schande für Metal war—aber moderner Metalcore ist es: Überfett produzierte Djent-Riffs, bis zur Unkenntlichkeit verzerrtes Geschreie, zurechtgeschobene Clean-Vocals, brohaftes Rumgepose. Der eigentlich schon recht simpel komponierten Vorlage wird mit dem Vorschlaghammer der Schädel eingeschlagen, bis sie nur noch sabbernd am Boden liegend vor sich hin zuckt. Das Ergebnis: der imitiert-uniforme Sound, den man leider schon viel zu gut von unverschämt erfolgreichen Bands wie Emmure, Attila, Upon A Burning Body, Within The Ruins oder jeder anderen halbweg bekannten Metalcore-Band kennt, die sich am liebsten auf den großen Bühnen der Metalfestivals sieht.

Genau diesen „Trademarks“ haben es diese Bands zu verdanken, dass ihre Shirts, Basecaps und Jogginghosen verkauft werden, als gäbe es kein H&M. Die Käuferschaft? 14-jährige Kids und McFit-Abonnenten—wenn die eigenen Beobachtungen repräsentativ wären. Und offensichtlich hat es ein paar dieser Geldverschwender dazu animiert, diesen einzigartig generischen Sound mit eigenen Bands zu kopieren und alte Songs in das ungesund enge Korsett einzuschnüren. Früher haben Nu-Metal-Bands noch Rage Against The Machine oder Metallica gecovert, jetzt sind ihre eigenen Songs also cover-würdige Klassiker. Eigentlich nur der Lauf der Musikgeschichte, aber diesmal hoffen wir, dass sich in zehn Jahren niemand dazu berufen sieht, Emmure-Songs einen eigenen Anstrich zu verpassen. Ein Schritt näher? Wohl eher ein Schritt zu weit—in den Abgrund.

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