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Lil' Wayne ist die größte Legende des Südstaaten-Rap

Habt ihr euch schon mal gefragt, wer eigentlich dieser Lil' Wayne ist?

Befindet ihr euch zufälligerweise im Delta des Mississippi River, zwischen dem Mississippi im Süden und dem Lake Pontchartrain im Norden? Dann seid ihr gerade in der größten Stadt des Bundesstaates Louisiana: New Orleans. Eine Stadt, die nicht nur für ihren Soul sondern auch als Heimat der kreolischen Küche und als Geburtsort von Jazz-Legende Louis Armstrong weltweit bekannt ist. Und wo wir gerade von Armstrong und Musik sprechen, sollte man hier erwähnen, dass Armstrongs Stimme und der Dixieland-Sound zwar weiterleben, es aber nicht lange gedauert hat, bis nach seinem Tod ein neues Stück Musikgeschichte das Licht der Welt erblickte. Eine neue Ikone der Südstaaten, ein Held des Rap und einer der größten Sprechgesang-Zauberer aller Zeiten: Dwayne Michael Carter, Jr, besser bekannt als Weezy F. Baby, Lil’ Weezy oder einfach nur Lil’ Wayne.

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Wie viele seiner Rap-Kollegen wuchs Wayne nicht in einem noblen Vorort, sondern in Hollygrove, einer verarmten und von Kriminalität geprägten Gegend von New Orleans auf. Dass er talentiert war, war bereits zu Grundschulzeiten klar, als er sein Intellekt in einem Lehrprogramm für begabte Schüler unter Beweis stellen konnte. Aber eigentlich war Schule nebensächlich: Mit acht Jahren schrieb Wayne seine ersten Raps, kurze Zeit später battelte er auf Block-Partys schon die ersten, teilweise zehn Jahre älteren Rapper seiner Hood.

Langsam aber sicher nahm Waynes Karriere Form an. Zwar machte er nur Baby-Schritte, diese aber mit einem Selbstvertrauen, das wohl die wenigsten Rapper in seinem Alter hatten. Im Jahre 1999 erreichte seine Laufbahn schon einen entscheidenden Punkt, als der nur neun Jahre alte Rapper Bryan „Baby“ Williams kennenlernte. Zusammen mit seinem Bruder Ronald „Slim“ Williams hatte Baby a.k.a. Birdman gerade das Label Cash Money Records gegründet, kurz bevor ein Rapper, der bereits bei Cash Money gesignet war, den Brüdern von Waynes Skills erzählte. Es dauerte nicht lange, bis Baby einen Treffpunkt mit Wayne vor einem Plattenladen in Hollygrove ausmachte und Wayne den Cash Money-Boss mit ein paar Zeilen über das Leben in Hollygrove überzeugen konnte. Ein paar Tage später unterschrieb Wayne einen Vertrag bei Cash Money-Records und die Williams-Brüder nahmen nicht nur eine Vorgesetzten-, sondern auch eine Elternrolle für Wayne ein. Lil' Wayne war geboren.

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Von dem Moment nahm die Entwicklung seiner Karriere eine rasante Geschwindigkeit an, was vor allem seine Kindheit stark beeinflusste. Mit elf Jahren machte Wayne die ersten Erfahrungen mit einem überaus populären Zaubergras, bediente sich am Koks-Stash eines Dealers, hatte Sex, als die meisten Kinder gerade von Bienchen und Blümchen hörten, und schoss sich sogar aus Versehen mit der Knarre seiner Mutter in die Brust. Bestimmt sorgt auch sowas für die nötige Street-Credibility. Mit 14 war Schluss mit Schule. An der Tagesordnung standen nun Musik statt Bücher, flowen statt rechnen und Rap-Crews gründen, anstatt im Sportunterricht Fußballmannschaften zu bilden. 1996 wurde Wayne das jüngste Mitglied der Cash Money-Gruppe Hot Boys, in der auch Louisianas Rap-Talente B.G., Turk und Juvenile Mitglieder waren. Im selben Jahr erschien ihr Debütalbum Get It How You Live!, welches sich schnell als Rap-Klassiker der Südstaaten etablierte. Der absolute Durchbruch gelang der Crew aber erst mit ihrem zweiten Album Guerilla Warfare, das nicht nur auf Nummer 1 der US-HipHop-Charts landete, sondern sich auch nach nur wenigen Monaten über eine Million Mal verkauft hatte.

Doch Lil’ Wayne wollte mehr. Er wollte seine eigene Karriere, eigenen Ruhm und vor allem sein eigenes Solo-Album. Und es kam, wie es kommen sollte. Mit gerade mal 17 Jahren veröffentlichte er sein Debüt Tha Block Is Hot, das sich in der ersten Woche 200.000 Mal verkaufte und den einst verarmten MC aus dem Ghetto über Nacht zum Millionär machte. Ein Höhenflug für Wayne, der aber nicht lange andauen sollte. Denn Waynes zweites Album Lights Out kam nicht annährend an den Erfolgs seines Debüts heran, die Hot Boys lösten sich auf und Wayne war mit nur 20 Jahren wieder auf sich alleine gestellt. Neues Label? Neue Karriere? Weiter rappen? Nein, ein neuer Wayne musste her. Ein Rapper, der seine Lyrics nicht mehr auf Papier brachte, sondern sie straight aus dem Kopf aufsagte. Wayne wollte nicht mehr schreiben. Er wollte alle seine Texte loswerden und entschloss, eines Abends seine letzten Notizbücher mit unveröffentlichten Lyrics ins Studio zu bringen. Er ließ alles raus. 10.000 Bars. Ein 35-minütiger Song. Die letzten 10.000 Strophen aus seiner Feder. Es war das Ende vom alten Wayne. Und die Geburt eines neuen Wayne. Die Wiedergeburt eines Rappers, der nie wieder eine einzige Strophe schreiben würde. Und diese neue Herangehensweise zahlte sich aus. Nur noch zu freestylen brachte frischen Wind in Waynes Karriere und führte im Sommer 2004 zum ersten der bisher vierteiligen The Carter- Serie. The Carter war ein erster Beweis für Waynes Reife und verhalf seiner Solo-Karriere zum endgültigen Durchbruch. Plötzlich war Lil' Weezy ein internationaler Star.

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Nur ein Jahr später mischte Tha Carter II den Musikmarkt auf, Wayne wurde Cash Money-Präsident und gründete das Label Young Money Entertainment, auf dem mittlerweile Stars wie Drake und Nicki Minaj unter Vertrag sind. Alles gute Gründe, sich „Best Rapper Alive“ zu nennen. Denn zu der Zeit machten Gerüchte die Runde, Jay Z plane, frühzeitig in Rente zu gehen. Keiner konnte Wayne mehr das Wasser reichen. Vor allem nicht mehr, als er im Juni 2008 den dritten Teil seiner Carter-Serie veröffentlichte, welches ihm mehr Ruhm verschaffte denn je. Zwar hatte er 2007 mächtig Ärger am Hals, als die Polizei nach einem seiner Auftritte in New York eine geladenen Waffe und einen Haufen Gras in seinem Tourbus gefunden hatte—was ihn trotzdem nicht davon abhielt, im selben Jahr zu einem der angesagtesten Rapper zu werden, auf dessen Album Tha Carter III kaum einer mehr warten wollte. Dann war es endlich soweit: Am 10. Juni 2008 stand Tha Carter III weltweit in den Regalen der Plattenläden, Supermärkten und Schwarzhändlern, hattte das Internet erobert, verkaufte sich in der ersten Woche über eine Million Mal, wurde zum meistverkauften Album 2008 und zu einer der größten HipHop-Platten aller Zeiten. Nichts konnte Lil’ Wayne mehr stoppen.

Das heißt, fast nichts. Für den Fund der geladenen Waffe musste sich Wayne im Oktober 2009 vor Gericht verantworten. Er wurde für schuldig erklärt und verbüßte im März 2010 eine einjährige Haftstrafe im Gefängnis von Rikers Island. Und das hat, aus kreativer Sicht, Wayne Karriere einen ziemlich fetten Arschtritt verpasst. Denn wer denkt, der Best Rapper Alive nimmt sich im Knast die Zeit, sein Handwerk weiter zu perfektionnieren, hat sich mächtig geschnitten. Waynes Musik hat nicht nur an Relevanz, sondern auch an Substanz verloren, seitdem er wieder auf freien Fuß ist. Der Rapper, der für sein unschlagbar durchdachtes Storytelling bekannt war, konnte im Studio nichts anderes mehr als einfallslose, langweilige Metaphern über „Pussy“ und „Fucking“ und „Smoking“ zusammenbasteln.

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Zwar war der vierte Teil seiner Carter-Serie ein kommerzieller Erfolg, Kritiker verurteilten aber die sich immer wiederholenden, unkreativen Themen, die vorhersehbaren Lyrics und fanden außer „Bad“ oder „Boring“ keine weiteren Begriffe, um das Album zu beschreiben. Egal ob alleine oder als Feature auf Songs seiner Kollegen: Egal, wo Wayne rappte, von Substanz war nichts mehr zu sehen. Der ein oder andere Fan akzeptierte den neuen Wayne, ohne zu merken, wie kacke seine Musik geworden war, während wahre Wayne-Kenner hofften, dass er wie zu Tha Carter-Zeiten eine Reinkarnation erleben würde.

Und das hat er. Vor wenigen Wochen veröffentlichte Wayne den Song „Moment“ von dem Young Money Compilation-Album Young Money: Rise Of An Empire. Wer den Track hört, weiß, dass Wayne zurück ist. Er hängt nicht mehr einfach nur sinnlose Metaphern aneinander—er flowt wie in alten Zeiten. Das sagen nicht nur wir, sondern auch der Rest der Welt.

Trifft sich also gut, dass Wayne vor Kurzem bekannt gab, im Mai The Carter V und somit sein letztes Album veröffentlichen zu wollen. Wenn Wayne so weiter rappt wie in den letzten drei Jahren, ist das vielleicht gar keine schlechte Idee. Sollte er aber sein Skillset und vor allem sich selber wiedergefunden haben, müssen wir alle hoffen, dass er weitermacht. Denn wer Rap mag, weiß, wie wichtig eine Legende wie Dwayne Michael Carter, Jr. für HipHop ist.

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