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Interviews

„Mein Rap ist besser als der von Yung Lean“—LGoony im Interview

LGoony hat neben seinem unfassbaren Hype, auch Angebote von Major-Labels auf dem Tisch—das juckt ihn aber alles wenig.

„‚Goonyverse‘ war erst der Anfang, seit einem halben Jahr läuft es im Loop so wie ein Mantra“, rappt LGoony im ersten Track seines kürzlich erschienenen Grape Tape und bringt damit den Hype um den jungen Kölner ganz gut auf den Punkt. Obwohl seine Musik nur digital erhältlich ist, findet er in immer mehr Musikmedien statt und spielt sehr physisch Shows. Egal, ob Berlin Festival, Splash!, Reeperbahn Festival, c/o pop—die Liste der bereits abgespielten Musikevents wird immer länger. Dabei überzeugt seine Musik selbst Leute, die mit dieser ganzen Deutschtrap-Sache eigentlich gar nicht so richtig warm werden und Money Boy mit seiner Glo Up Dinero Gang um Hustensaft Jüngling und Medikamenten Manfred nur stirnrunzelnd gegenüberstehen. Wer sich nicht überzeugen lässt, schultert schnaubend seinen Rucksack und schimpft über die verlorengegangen HipHop-Ideale.

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Letztes Wochenende habe ich LGoony in einer ehemaligen Fabrik in Berlin getroffen, wo er gegen ein Uhr nachts in einem überfüllten Raum spielen sollte, in dem alle seine Texte lautstark mitsingen konnten. Veranstaltet wurde das Event von Live From Earth, dem jungen Berliner Label, das auch mehrere Videos für LGoony, MC Bomber und Yung Hurn produziert hat. Es kamen weit mehr als 1000 Besucher, um Künstler zu sehen, die dank des Internets ihre gehypten Fans um sich scharen. Wer dachte, es handle sich hier um eine kleine Internetöffentlichkeit, der wusste spätestens vor dem Eingang, dass dieses Rap-Phänomen kein kleiner Kreis mehr ist. Genau wie das Phänomen um LGoony. Ein idealer Anlass also, mit LGoony über seinen Hype, ewige Yung Lean-Vergleiche, Majorlabel-Gerüchte und sein Verhältnis zu Money Boys Glo Up Dinero Gang zu reden.

Noisey: Wir haben das letzte Mal im März miteinander geredet. Damals hast du dich noch darüber beschwert, dass dich Rapdeutschland langweile. Hat sich da inzwischen was geändert?
LGoony: Eigentlich nicht, ich verfolge das immer weniger, deswegen langweilt es mich nicht mehr so sehr. Aber was ich noch an Videos und so mitbekomme, finde ich meistens nicht gut.

Dabei springen ja zurzeit sehr viele Leute auf den Glo Up Dinero Gang-Zug auf.
Sollen sie machen. Ist natürlich cool, wenn man sich kreativ auslebt, aber man sollte schon sehen, dass man ein gewisses Grundlevel an Skills mitbringt, bevor man was ins Internet stellt. Denn das bringt dann keinem was—weder den Künstlern, noch den Zuhörern. Dann ist es einfach nur Trash.

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Das ist ja eh so ein Ding bei dir: Im Gegensatz zu Money Boy, Hustensaft Jüngling, etc. nimmst du dir viel Zeit und betreibst viel mehr Aufwand, bevor du was raushaust. Wie kommt das?
Das ist einfach eine andere Herangehensweise. Ich kann verstehen, dass die das machen, eben schnell und viel. Durch die Masse sind eben einige Standout-Tracks dabei, die dann groß werden. Bei Money Boy ist das ganz krass, der hat so viele Mixtapes und Musikvideos, aber nur bestimmte Tracks erreichen dann Millionen von Klicks. Ich persönlich beschäftige mich gerne mit meiner Musik und sorge dafür, dass sie meinen Ansprüchen entspricht.

Mittlerweile wirst du von immer mehr Musikmedien als Rap-Hoffnung betitelt. Fühlst du da schon einen gewissen Erwartungsdruck?
Eigentlich nicht, ich lasse das Ganze gar nicht an mich ran. Ich denke von Track zu Track und mache weiter wie bisher. Versuche ich zumindest, sonst würde die Kunst an sich darunter leiden. Ich wäre verkrampfter. Daran habe ich nicht wirklich Interesse.

Ist natürlich trotzdem schwierig, das komplett auszublenden.
Kommt drauf an. Wenn man nicht ständig im Internet rumhängt, kriegt man das gar nicht mehr so mit. Also ich werde jetzt nicht die ganze Zeit auf der Straße angesprochen, insofern…

Kannst du dir erklären, warum gerade du so im Fokus stehst?
Ich weiß es nicht so wirklich. Ich hoffe, das hängt mit meiner Musik zusammen, dass eben Leute meine Musik als gut genug bewerten. Hoffentlich ist es so einfach und es gibt keine anderen Faktoren, die da mit reinspielen.

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Ich habe das Gefühl, dass du in der Wahrnehmung immer ein wenig von der Glo Up Dinero Gang ausgeklammert wirst. Wie siehst du das?
Ich sehe mich schon als Teil der Glo Up Dinero Gang, also von dem Movement. Aber ich hänge nicht persönlich mit ihnen rum. Und eigentlich will ich mich auch gar nicht auf andere reduzieren lassen, sondern meine Musik für mich sprechen lassen. Was mir auch ganz gut gelingt. Ich supporte das Movement natürlich trotzdem, weil es in Deutschland eins der interessantesten ist. Da dabei zu sein, ist schon eine gute Chance, daher trage ich auch gerne was dazu bei.

LGoony & DJ Heroin | Foto: Tassilo Rüster | Live From Earth

Das, was die Glo Up Dinero Gang losgetreten hat, haben die Sad Boys um Yung Lean schon vorher in Schweden geschafft. Heute trittst du auf der gleichen Veranstaltung auf, auf der auch Yung Sherman von den Sad Boys auflegt. Gutes Gefühl?
Die Sad Boys sind schon was anderes als die GUDG, die sind ja auf einem ganz anderen Level. Außerdem ist das ein Freundeskreis, der als geschlossenes Kollektiv an die Öffentlichkeit getreten ist. Und die Gang ist eher ein offenes Kollektiv, da kann jetzt jeder ein Teil von sein. Aber ja, vor allem die ersten Sachen von Yung Lean, die ja Young Gud und Yung Sherman produziert haben, sind sehr stark. Die haben das ganze Genre ja in den letzten Jahren mit am meisten geprägt. Deshalb ist es schon was Besonderes.

Haben dich die Sad Boys denn sehr inspiriert?
Das erste Mixtape habe ich damals oft gehört, deswegen hat es mich wahrscheinlich schon inspiriert. Die Klangästhetik ist auf jeden Fall schon nice, diese wolkigen Beats und es ist sehr catchy. Gute Musik. Aber ich habe mich nicht hingesetzt und wollte auch so klingen. Das ist einfach mit reingewachsen.

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Wenn man sagt, dass du der deutsche Yung Lean bist, reagierst du aber schon allergisch.
Man kann sagen, was man will. Es ist für mich eben was anderes. Kann natürlich sein, dass es in der Wahrnehmung von anderen exakt das Gleiche ist. Ist ja immer eine Frage der Betrachtung: Wenn man es komplett oberflächlich beschreiben will und an Eckpunkten wie Atmosphäre oder Autotune festmacht, dann kann man es so bezeichnen. Ich finde aber, meine Musik macht mehr aus. Ich denke, mein Rap ist besser als der von Yung Lean. Das interessiert natürlich nicht, denn bei ihm geht es mehr um das gesamte Feeling und absurde Lyrics, die er stolperich rappt. Das ist cool, aber ich mache das anders.

Was machst du eigentlich gerade neben der Musik?
Ich studiere, also das existiert beides so nebeneinander. Bisher klappt das ganz gut. Ich kann mir die Freiräume nehmen, um mehr Musik und weniger Studium oder andersherum zu machen. Es ist wichtig, sich nicht zur Musik zu zwingen, sondern schon Bock zu haben. Deswegen ist ein anderes Leben daneben schon ganz cool.

Hast du nach zwei Mixtapes mal daran gedacht, ein Album zu machen?
Schon, irgendwann. Bisher habe ich das so gemacht, dass ich Songs mache und irgendwann habe ich genug zusammen, um ein Mixtape daraus zu machen. Vielleicht ändert sich irgendwann etwas an dieser Herangehensweise, aber erstmal soll jeder Song für sich stehen und ich baue daraus etwas.

DJ Heroin & LGoony | Foto: Tassilo Rüster | Live From Earth

Es gibt ja immer wieder Gerüchte, dass du bald zu einem Major gehst.
Ich spreche mit den ganzen Leuten, die mir Angebote machen, aber mir ist es egal. Ich will einfach nur meine Musik machen. Wenn ich bei einem Majorlabel unterschreibe, dann nur zu meinen Bedingungen, dann will ich trotzdem meine Musik so rausbringen, wie ich Bock drauf habe. Da soll mir niemand reinreden. Aber solche Gerüchte… Wenn ein Künstler im Fokus steht, versuchen eben Leute, da ihren Fuß mit reinzubekommen. Mich juckt das aber nicht. Es gab auch schon Angebote, aber bisher mache ich das eben alleine. Ich finde es interessanter, wenn man alles aus eigenem Antrieb macht. Leute kommen von sich aus auf mich zu, alles wächst von selbst. Mein neues Mixtape hat schon 20.000 Downloads! Das ist schon eine coole Sache, so etwas alleine zu schaffen, ohne ein ganzes Promo-Team hinter sich zu haben. Das ist doch ein gutes Statement. Das Grape Tape kannst du dir bei Live From Earth downloaden. Kostenlos, weil grape.

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