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Es gibt ein neues Label in Wien: Kleio

Ein bisschen Idealismus muss—zumindest in dem Stadium, in dem Kleio jetzt steckt—wohl noch sein.

Wien hat ein neues Label für Alternative/Indiepop: Kleio. Dass sie nach einer griechischen Muse benannt sind, soll aber schon das einzig Romantische dran sein, schmunzelt Jonathan Gabler, der hinter der Gründung steckt. Immerhin ist er nicht neu im Business und weiß, was für einen Berg an Arbeit er sich mit so einer Neugründung aufhalst. Kleio ensteht als zweites Sub-Label von GAB Music (das erste ist das Progressive/Stoner Label Panta R&E), geleitet vom schon genannten Jonathan Gabler und Natascha Veen. Vertrieben wird über Rough Trade, Geschäftsführer Georg Gabler verfügt über zwei Tonstudios im 23. Bezirk—und steht den Künstlern oft schon in der Produktionsphase zur Seite.

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Am 21. Mai wird es in der Wiener Fluc Wanne einen exklusiven Abend zur Vorstellung des neuen Labels geben. Gefeiert und hoffentlich viel zu viel Einweihungschampagner getrunken wird mit Bands wie Klay, Molly, Gospel Dating Service—auch Max Manie dreht ein bisschen an den Plattentellern. Schon vorab, auch im Rahmen der Präsentation von Kleio, gab es kürzlich schon ein Spezialset von Jay Cooper im Supersense zu sehen. Alles auf Schiene also.

Ich habe mit Joni Gabler über diesen Neustart namens "Kleio" gesprochen.

Noisey: Hi Joni, also sag gleich mal—was sind die Pros eines kleinen Labels?
Jonathan: Nennen wirs mal den Underdog-Bonus. Man spürt in der Szene—einerseits in der Zusammenarbeit mit anderen Labels, andererseits auch mit Medienpartnern—oft ein Entgegenkommen. Das glaube ich darauf basiert, dass man noch keinen so großen Namen hat. Geht es zum Beispiel darum, meine Band auf einem Sampler unterzubringen, habe ich da schon oft positive Erfahrungen gesammelt—auch auf finanzieller Ebene.

Und in der Arbeit mit den Künstlern?
Natürlich steckt hinter der Gründung von Kleio meine Motivation, mein Spaß daran, mit kreativen Leuten zu arbeiten. Und ihnen vor allem da weiterzuhelfen, wo sie sonst selbst scheitern würden. Der Öffentlichkeit die Message zu kommunizieren, die der Künstler transportieren will. Es hängt ja jeweils vom Typen ab—manche sind quasi self born promoters, nehmen wir als Beispiel Amanda Palmer her. Aber es gibt auch genug Rockbands, die sich komplett selbst gepusht haben. Ich hasse es, das zu sagen, haha, aber Linkin Park sind da leider ein sehr gutes Beispiel.

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Ähm, das musst du mir erklären.
Naja, die haben sich so schnell es ging damals aus ihrem Major-Vertrag rausgekauft, um dann alles im Alleingang zu machen. Nur eben, manche Künstler brauchen mehr Unterstützung als andere, was die Promo-Maschine angeht. Und das ist absolut nicht negativ gemeint. Hilfe zur Selbsthilfe, sozusagen. Es ist einfach eine sehr intime Art der Zusammenarbeit, wenn man die Künstler oft schon während der Produktion im Studio begleitet—ihnen gegebenenfalls auch mal Contra geben kann. Es ist wichtig, eine Balance zu finden zwischen dem, was möglich ist—und dem, was der Künstler nach außen transportieren will.

Das klingt sehr idealistisch.
Ein bisschen Idealismus muss—zumindest in dem Stadium, in dem Kleio jetzt steckt, wohl noch sein, haha. Auch wenn das douchy klingt, ich denke schon, dass ich einfach gut mit Menschen umgehen kann. Es ist natürlich oft anstrengend, und nicht immer einfach, mit jedem Künstler zu arbeiten, die oft ungebündelten Gedanken, Selbstzweifel und Unsicherheiten abzufedern. Für mich ist vor allem wichtig, dem Artist zu vermitteln, dass ich da bin, wenn es darauf ankommt. Ich entschleunige den Wahnsinn. Oder bringe das Bier, je nachdem.

Cons eines kleinen Labels?
Wie man sich vorstellen kann, ist mein Team momentan natürlich überschaubar. Was fehlt? Manpower. Ich bin quasi mein eigener Praktikant—und kann, gerade jetzt am Anfang, noch wenig an Arbeit abgeben oder auslagern. Das Budget fehlt einfach, bezwiehungsweise ist es knapp bemessen. Was oft nicht in Relation zum Zeitaufwand steht, den man hineinsteckt.

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Und wenn man sich die Positionierung am Markt genauer ansieht?
Hm, natürlich habe ich nicht denselben Spielraum wie ein Major-Label. Wenn es darauf ankommt, andere Bands auszustechen—oder sie für mich zu ködern, ist es deshalb oft schwer, den Künstlern ein attraktives Angebot unterbreiten zu können. Außerdem sind eben Dinge, wie weltweite Veröffentlichungen, jetzt mal so gut wie unmöglich. Man muss sich viel eher auf Zielmärkte konzentrieren.

Zielmarkt von Kleio wäre demnach?
Natürlich in erster Linie momentan der österreichische Markt. Ich habe auch bis jetzt nur reine Newcomer unter Vertrag genommen. Dass wir aber mit einem Auge schon nach Deutschland schielen, ist klar. Der Markt dort ist einfach zu interessant—und würde uns wirklich einen großen, sehr interessanten Streuungsgrat für unsere Künstler bringen. Aber eins nach dem anderen.

Was raubt dir momentan, in der letzten Phase vor dem final Kick-Off, den meisten Schlaf?
Socialising! Beziehungsweise überhaupt Kontakte zu pflegen. Der Spruch ist blöd—aber Kleinvieh macht auch Mist, oder eben noch viel mehr. Ich muss jetzt zu Beginn, wo Kleio mehr oder weniger noch überall angepriesen werden muss, da unbekannt, so viel kleinstrukturierter arbeiten. Das ist richtiges Mikromanagement. Es gibt tausend Kontakte, die man nicht vernachlässigen darf, wenn man sich dann mal auf den hoffentlich einsetzenden Schneeball-Effekt verlassen will.

Was hat den Ausschlag gegeben, das Label Kleio zu gründen? Du arbeitest ja auch schon für ein weiteres, Panta R&E?
Ja, das stimmt. Ich habe lange auf die richtige Gelegenheit gewartet, im Hinterkopf ist die Idee schon längere Zeit herumgesaust. Es ging dann relativ flott mit Beginn des Jahres: Jay Cooper, ein junger Salzburger Musiker, kam herein und meinte, er will zu Panta R&E. Ich habe in seine EP hineingehört und wusste, das klappt nicht. Nicht, weil ich sie nicht gut fand, aber weil es musikalisch nicht gepasst hätte—das war aber genau der Kick-Off-Moment. Nämlich Kleio endlich umzusetzen, und ihn da zu signen.

Na dann, happy Kick-Off.

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