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Kurt Ballou von Converge erklärt, wie er so verdammt laut sein kann

Wir haben mit dem legendären Gitarristen über Verstärker und Gitarren gesprochen.

Photos via Tanner Douglass Photography

Wer jemals auf einem Converge Konzert gewesen ist, hat sich wahrscheinlich die gleiche Frage gestellt, die ich mir gerade unaufhörlich stelle: Warum zieht diese Band so ein gemischtes Publikum an? Sicherlich fällt ein Großteil der Menge irgendwo unter Punk und Metal, aber das ist noch nicht alles. Es ist fast so, als ob Converge ihre Fans aus allen Musikrichtungen anlocken—sie sind alles andere als ein Band für eine Schublade. Ihre Konzerte bergen sowohl das Risiko beim Pogen zerdrückt zu werden oder von einem Underoath-Fan eins auf die Fresse zu bekommen, als auch von einem 2-Stepper auf die Füße gelatscht zu werden.

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Warum das so ist? Kurz gesagt: das gemischte Converge Publikum ist wahrscheinlich den unterschiedlichen Backgrounds der Bandmitglieder und deren Bereitschaft zum Experimentieren geschuldet. Woher ich das weiß? Offen gesagt, weiß ich es gar nicht, aber vor kurzem hatte ich die Chance, den Gitarristen von Converge, Kurt Ballou, zu interviewen. Als kurzes Interview über Kurts Equipment geplant, entwickelte sich das Gespräch zu einer stundenlangen Diskussion, aus der ich mit allem, außer einer Gadget-Liste herauskam.

Kurt kam nicht, wie man annehmen würde, über die Gitarre zur Musik. Tatsächlich fing er relativ spät in seinen Teenagerjahren mit dem Gitarrespielen an. Davor spielte er die unterschiedlichsten Instrumente in Schulbands, das erste war das Saxophon. Ob er ein Naturtalent war, als er dann endlich mit der Gitarre anfing? Auch hier lautet die kurze Antwort: nein. High on Fire haben mal gesagt, dass diejenigen, die wirklich Bass spielen wollen, oftmals die besten Bassisten werden. Nun, Kurt hat da eine lustige Geschichte auf Lager, die gut zusammenfasst, was Matt, Jeff und ich besprochen haben. Kurt erinnert sich noch daran, dass er und sein Kumpel Bass lernen wollten, weil sie „der festen Überzeugung waren, dass es als Bassist am einfachsten ist, in eine Band zu kommen.“ Sie machten einen Wettbewerb: wer zuerst genügend Geld für eine Bass-Gitarre beisammen hatte, durfte der Bassist werden, der andere musste Gitarre spielen lernen. Zum Glück aller Converge/Ballou Fans hat Kurt verloren, und seine erste Band hat die ersten beiden Bandproben nicht überlebt. Sein zweite Band, in der auch Kurts Wettsieger-Kumpel spielte, verbannte ihn in eine kleine Ecke, wo er mit einem Mini-Übungsverstärker spielen durfte. „Sie brauchten mich, weil ich ein Auto hatte. Sie haben mich in einer Ecke abgestellt und mich mitspielen lassen, so gut ich konnte.“ Von dieser etwas unterprivilegierten Stellung innerhalb der Band abgesehen, nannte er die Erfahrungen, die er in dieser Trash/Metal Band gemacht hatte, als richtungsweisend.

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Es mag euch überraschen, aber abgesehen von ihrem Namen und ihrer Geschichte, war es nicht die JCM800, die Kurt inspirierte. Tatsächlich hatte er eine späte 80er 800 mit Kanalumschaltung, nur um sie schnellstmöglich gegen einen billigeren Verstärker auszutauschen, der seiner Meinung nach einen viel größeren Effekt hatte: „Ich habe wirklich einen JMC800 besessen, für den ich einige Hundert Dollar ausgab, aber dann habe ich diesen YRS für 99 Dollar gefunden. Ich dachte mir ‚Wow, dieser No-Name Verstärker kostet nur 99 Dollar, hört sich besser an und ist viel vielseitiger, als der Verstärker, der angeblich der heilige Gral der Rockmusik sein soll!’ Ich dachte mir, dass die meisten einfach bestimmte Namen mit bestimmten Künstlern assoziieren, die sie wiederum mit Qualität verbinden und diese Verbindungen beeinflussen ihr Hörgefühl. Naja, jetzt wo ich das gesagt habe, denke ich, dass ich einfach nur einen beschissenen 800er hatte. Ich habe seitdem einen anderen und der klingt toll!“ Tatsächlich hatte der Traynor so einen großen Einfluss auf Ballou, dass er ihn, in Abwandlungen, auf jeder einzelnen Converge Aufnahme verwendet hat. Jetzt wollen sicherlich viele von euch eure beeindruckenden Dinger von Orange verkaufen und sich sofort auf die Suche nach einem Traynor machen. Die sind zwar immer noch günstig, kosten aber bestimmt mehr als 99 Dollar und außerdem meint Kurt, dass es nicht so sehr auf den Verstärker ankommt, sondern darauf, inwiefern du ihn manipulieren kannst. Für manche mag das der JCM800 sein, aber für Kurt war der Traynor dafür geeigneter.

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Kurt ist ein Künstler, der die ganze Zeit mit neuen Sachen herumprobiert, der ständig auf der Suche ist nach neuerem und besserem Sound. Während er seine Bewunderung für Bands wie „Fugazi, die immer, immer schon die gleiche Ausrüstung benutzten“ ausspricht, sieht er sich selbst mehr wie „Rich Nielsen, den man quasi nie zweimal mit der gleichen Gitarre sieht.“ Ich würde sagen, Kurt findet einen gesunden Mittelweg zwischen den beiden. Obwohl er gerne experimentiert, hat er keine Angst davor, die gleiche Ausrüstung immer und immer wieder zu benutzen, wie seine über 20-jährige Beziehung mit seiner Traynor beweist: „Ich hatte viele Überzeugungen bezüglich der Ausrüstung, aber die meisten davon waren sehr kurzlebig.“

Oftmals denken viele Musiker nicht darüber nach, welche Boxen sie verwenden. Sie sind mit dem, was da ist, zufrieden oder kaufen, was der Elektrohandel so hergibt. Ich habe Kurt gefragt, wie es aussieht, wenn er Boxen kauft. „Eine Gitarre muss meiner Meinung nach sehr laut klingen, um leiser zu sein. Nach all den Jahren bin ich mittlerweile auf kleinere Gehäuse und Lautsprecher mit geringer Watt-Anzahl aus. Normalerweise spielen wir nicht an Orten mit großartigen PAs oder Monitor Lautsprechern. Mit einem leiseren Verstärker, kann mich der Soundtechniker an die PA anschließen. Außerdem ist unser Bühnensound so ausbalancierter, und wir sind weniger vom Monitor Lautsprecher abhängig. In einer Zeit, in der Punks und Metalheads versuchen, immer lauter zu spielen, und dabei das Gehör des Publikums zu belasten, sollte Kurts Methode in Betracht gezogen werden. Vor allem, weil ich schon mehr als eine Band gesehen habe, die so laut spielten, dass man die unterschiedlichen Riffs nicht mehr auseinanderhalten konnte. „Das Gefühl von mehr Lautstärke ist besser, als tatsächlich mehr Lautstärke zu haben.“

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Wenn es um Verstärker geht, dann kann man sagen, dass Kurt immer auf der Suche nach einem Verstärker ist, der alles kann. Er geht eine Liste mit Verstärkern durch, mit denen er in letzter Zeit gespielt hat. Mit dabei sind drei verschiedene Badcat Modelle und zwei Modelle von Orange, die er für seine Europa Touren verwendet. Abgesehen von dem mit dem ikonischen Namen Orange und dem mit dem guten Ruf von Badcat, ist Kurts Liebling von einer Firma, von der die meisten von euch noch nie etwas gehört haben werden. Aus einem Land, aus dem ihr das vermutlich nicht erwartet hättet. Kurt hat einen eigens angefertigten Verstärker von einem Hersteller aus Weißrussland namens Sparrows Sons. „Ich weiß nicht, wie ich ihn beschreiben soll. Er kann sehr klar und sehr verzerrt klingen, ohne dabei den Charakter zu verlieren. Er ist sehr smooth und hat sehr harmonische Obertöne. Es ist ein sehr interessanter Verstärker, anders als alle anderen, die ich hatte.“ Bezüglich seiner Suche nach einem Verstärker, der alles kann, lobt er den Sparrows Sons als eine Mischung aus einem Soldano, Marshall und Badcat.

Kurt hat schon alle möglichen Gitarren gespielt, aber er „bevorzugt 25,5“ Gitarren mit 1.75” wide nuts und EMG Pickups”. Über die EMG sagt Kurt: „Wegen der hektischen Natur unserer Musik, brauche ich jede Hilfe die ich kriegen kann, um Klarheit und Definition hineinzubekommen. EMGs sind sehr gut darin.“ Trotzdem hat er vor kurzem auf Framus Gitarre umgesattelt und experimentiert mit passiven Ben Knuckle Pickups.

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Als ich ihn darum bat, eine Liste mit seinem ganzen Equipment aufzustellen, sagte er freundlich, dass das unsinnig wäre, weil er sowieso ständig wechselt. Er ist der Meinung, dass die Art und Weise, wie du dein Instrument spielst und einstellst wichtiger ist als die Instrumente an sich. Also kann ich euch leider nicht mit einer akkuraten Liste versorgen. Stattdessen habe ich diesen Ratschlag für euch: Tut euch selbst einen Gefallen und seht euch Converge live an, denn das wird euch mehr bringen, als eine Liste ihrer Ausrüstung. Denn es verdeutlicht die Praxis der Theorien, die Kurt mir gerade erklärt hat. Vergesst nicht, dass die tatsächliche Lautstärke nicht so wichtig ist, wie die Art, wie sie verwendet wird und, dass das Preisschild an einem Verstärker nicht das wichtigste ist. Versucht einfach den Kopf kurz auszuschalten und die Ohren zu benutzen.

Joe Yanick ist Gitarrist bei "Concubine" Folgt ihm bei Twitter - @JoeYanick

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