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„Mein Hamster macht sein Ding, ich meins“—K.I.Z. im Interview

Wir haben K.I.Z. vor ihrem Gig im Gasometer getroffen und sie zu ihrer Penisgröße, dem Weltuntergang und ihrer Tour befragt.
Fotos von der Autorin. Nicht im Bild: DJ Craft.

Im Rahmen ihrer „Hurra die Welt geht unter“-Tour traten die strammen Männer von K.I.Z. in Uniform vor ihr Publikum, hielten Reden und ließen ihre Fans zur Melodie von Michael Jacksons „We Are The World“ „Du Hurensohn“ singen. Uns war nicht klar, dass Textzeilen wie „Deine Mutter wird gefickt, so lang bis sie erstickt“ Menschen so vereinen und glücklich machen können, aber offensichtlich funktioniert es.

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Wir haben die Kannibalen in Zivil/Klosterschüler im Zölibat/Künstler in Zwangsjacken vor ihrer Show im Gasometer getroffen und uns mit ihnen über Österreich, Groupies und den Weltuntergang unterhalten.

Noisey: Wie läuft die Tour? Seid ihr noch motiviert?
Tarek: Ich hab schon ein bisschen Angst davor, wenn die Tour vorbei ist und ich wieder ein normales Leben führen muss. Mich selbst bekochen zu müssen und keinen Security zu haben, der auf mich aufpasst—das wird schlimm.

Wird es nicht irgendwann langweilig, jeden Abend das selbe zu machen?
Nico: Ich betrink mich jeden Abend auf der Bühne so sehr, dass ich immer vergesse, was ich am Tag davor gemacht habe. Deswegen hab ich immer wieder Vorfreude.

Was erwartet ihr von eurem Publikum?
Tarek: Natürlich eine 1A Leistung. Knochenbrüche sind erwünscht und wir wünschen uns eine wilde After Show-Orgie—das ist das mindeste.
Maxim: Bis jetzt war Wien eigentlich immer ein bisschen kleiner.
Tarek: Da waren immer viele Hooligans, ne?
Maxim: Wir hatten hier immer solche Fans, wie wir am Anfang in Deutschland hatten … mehr so Assis.
Tarek: Vielleicht sinds ja jetzt mehr kleine Mädchen. Das ist immer ganz schlimm, wenn man sieht, wie diese süßen, lieben, kleinen Mädchen in der ersten Reihe von irgendwelchen Oben Ohne-Hooligans zerdrückt werden. Das tut mir selber mehr weh als den kleinen Mädels.
Maxim: Ich weiß, das seh ich dir auf der Bühne immer an.

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Was verbindet ihr generell mit Österreich außer Hitler und Bilderbuch?
Nico: Swingerclubs, Käsekrainer, …
Tarek: Money Boy!
Maxim: Money Boy ist großartig.
Tarek: Natascha Kampusch, Josef Fritzl, … ich begebe mich hier gerade auf sehr dünnes Eis, glaube ich. Beim nächsten Konzert spielen wir hier sicher in einer Telefonzelle.
Maxim: Hallo? Österreich hat auch Mozart.
Tarek: Nein, eigentlich verbinden wir mit Österreich nur Bilderbuch, was ja sehr positiv ist.
Maxim: Und Mozart. Und Hitler.
Nico: Und Ulrich Seidl natürlich.
Tarek: Falco gibts auch noch!

In eurem Song „Wir“ gibts ja die Zeile „Ihr seid alles / Wir sind nichts“. Wie fühlt sich das auf euren Konzerten an, wenn euch das Tausende Fans entgegen schreien? Geil oder auch ein bisschen unheimlich?
Nico: Für mich ist das so ähnlich als wenn die Leute mitsingen „Ich bin ein Nazigott“.
Tarek: Ja, deswegen betone ich das live auch immer so übersteuert, weil mir das mega unangenehm ist, wenn die Halle „Nazigott“ schreit. Daran hab ich wohl beim Schreiben nicht gedacht. Aber bei „Ihr seid alles / wir sind nichts“ sind wir ja die Empfänger dieser Energie—ich bin ja ein Esoterik-Heini.
Maxim: Ich halte das nur für angebracht.
Tarek: Ich halte das auch für komplett legitim.
Maxim: Der Satz ist einfach nur logisch. Den Satz hat auch ein Computer geschrieben, der einfach nur Tatsachen aufgefasst und in Worte verarbeitet hat. Für mich ist das der ursprünglichste Satz, den das Publikum zu uns sagen kann.

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Habt ihr da nicht manchmal Angst, dass das irgendjemand zu ernst nehmen könnte?
Maxim: Im Gegenteil. Ich hoffe, dass die Leute das zu ernst nehmen. Aber leider sind die Leute ja alle so ironisch und denken, wir würden das nur aus Spaß machen.

Und ihr seid nicht mehr ironisch?
Maxim: Wir waren noch nie ironisch. Wir verlangen den bedingungslosen Gehorsam. Anders kann es ja auch nicht funktionieren. Ein K.I.Z.-Konzert ist schließlich keine demokratische, interaktive Veranstaltung, sondern pure Unterwerfung.

Warum seid ihr beim aktuellen Album eigentlich explizit politischer als bei denen davor?
Maxim: Wir hatten einfach Lust drauf, glaub ich. Das Politische gabs ja immer schon bei uns.
Tarek: Wir haben ja sozusagen einen gewissen Stil von Deutschrap erfunden und anderen eine Vorlage geliefert. Jetzt gibt es viele andere Bands, die diesen Stil nachmachen. Und dann dachten wir uns, wir liefern jetzt einfach mal die Blaupause für ein anderes Genre und werden die Vorreiter in beißender Sozialkritik. Wir machen uns einfach für die Schwachen stark.

Hat das auch was mit der aktuellen Flüchtlingssituation zu tun?
Tarek: Uns gibts ja schon seit Hunderten von Jahren. Und die Problematik mit den Rechten gibts schon so lange, da warst du noch nicht mal ein Gedanke.
Maxim: Die Situation ist in letzter Zeit schon krasser geworden, aber das war jetzt nicht der Anlass. „Boom Boom Boom“ war ja zum Beispiel auch schon vorher draußen. Das Ganze war also unsere Idee. Die Flüchtlinge sind deswegen erst alle gekommen.

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Thema Frauen. Ihr spielt ja auch am aktuellen Album immer noch mit frauenverachtenden Textpassagen, zum Beispiel in „Ariane“. Was denkt ihr über eure weiblichen Fans, die zu solchen Textpassagen abgehen?
Maxim: Die sind einfach nur doof. Ihr seid einfach so dumm. Nein, aber bei „Ariane“ find ichs wirklich interessant, weil in dem Lied ja auch ein Mann vergewaltigt wird und man trotzdem immer den Punkt in Gewalt gegen Frauen sieht.
Tarek: Ja, ihr vergesst immer die Männer!
Nico: Es stehen ja auf unseren Konzerten auch genügend Männer, die die Zeilen mitrappen, in denen die Männer abgestochen werden.
Maxim: Ja, oder die Zeilen, in denen man jemanden beschimpft, weil er einen kleinen Schwanz hat.
Tarek: Aber generell sind Frauen natürlich top. Oft unterschätzt, aber oho.
Nico: Frauen werden ja in Deutschland immer noch totgeschwiegen.
Tarek: Nein, ich muss schon sagen, ich finde das immer sehr niedlich, wenn jüngere K.I.Z.-Fanmädchen da sind. Das ist einfach so als wären sie die kleinen Schwestern.
Maxim: Nenn es doch einfach eine Latte.
Tarek: Ja, bei meiner kleinen Schwester hab ich immer eine Latte.
Nico: Ich glaube, dass die 16-jährigen Mädchen, die nach der Show Autogramme oder ein Foto mit uns wollen, weit genug denken können, dass die wissen, dass man kein Vergewaltiger ist oder sich darüber lustig macht, wenn Frauen Gewalt widerfährt.

Was sind eure letzten Worte, bevor die Welt endgültig untergeht?
Maxim: Folgt mir auf Instagram.

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Gibts Instagram also auch noch im Leben nach dem Tod?
Maxim: Ja, im Paradies gibts Instagram.
Tarek: Energie verschwindet nicht und auch mein Instagram-Account verschwindet nicht. 40.000 Follower hab ich schon und es werden von Sekunde zu Sekunde mehr.

Und wie viele hat dein Hamster?
Tarek: Keine Ahnung. Der macht sein Ding, ich mach mein Ding. Ich weiß nicht, was der zu Hause treibt. Der Käfig ist offen, der kann tun und lassen, was er will—Hauptsache, er lädt keine Leute ein, die ich nicht mag. So wie meine Ex-Freundin!

Hier wird Maxim gerade geboren und performt „Käfigbett“

Bekommt ihr eigentlich viele Groupie-Angebote?
Maxim: Nein. Wir sind Ehrenmänner.
Tarek: Angebote gibts schon, aber wir blocken ab. Wir machen uns nicht viel aus Frauen.
Maxim: Wenns darum geht, ein angeregtes Gespräch zu führen—egal, ob philosophischer oder politischer Art—sind alle gern eingeladen, ungeachtet ihres Geschlechts, Alters oder Aussehens. Aber alles andere findet bei uns nicht statt.
Tarek: Außerdem gibst du ja jedes Mal, wenn du Sex hast, etwas von dir weg. Und das geht einfach nicht, weil wir alle Energie bei uns behalten müssen. Außerdem ist ein Konzert von uns schon wie tantrischer Sex—einfach ohne Berührung ist da eine unfassbare Erotik im Raum. Das reicht vollkommen für uns.
Maxim: Geht nach einem K.I.Z.-Konzert bitte nach Hause und liebt euren Partner intensiv. Das will ich jedem mitgeben.

Maxim, wie ist es eigentlich, der Schöne von K.I.Z. zu sein?
Tarek: Das ist jetzt aber subjektiv. Für mich ist zum Beispiel Nico der Schöne von K.I.Z.
Maxim: Man muss sich überlegen: Kann ich mit meinem Aussehen Klicks oder Geld generieren? Da muss einfach jeder in die Waagschale werfen, was er so hat.
Nico: Er setzt sein Aussehen aber auch für uns alle ein. Er opfert sich fürs Team.
Tarek: Kleine Mädchen projizieren ihre ersten sexuellen Fantasien auf ihn. Das ist doch wunderschön.

Jetzt kommt die letzte und wichtigste Frage.
Tarek: Was ist der Sinn des Lebens?

Nein. Wer von euch hat den kleinsten Penis?
Maxim: Wir haben alle einen exakt gleich kleinen Penis.
Nico: Wir haben sie alle an der gleichen Stelle mit einem Messer abgeschnitten.
Maxim: Eigentlich hatte Sil-Yan den Längsten, aber wir haben ihm gesagt, dass das nicht geht. Es muss hier schließlich Gleichheit herrschen.
Nico: Wir sind quasi kupiert.
Maxim: Wie so Kampfhunde.

Also ihr habt alle gleich kleine Penisse. OK.
Maxim: Ja. Richtig klein.
Tarek: Verschwindend. Aber das Lustzentrum der Frau befindet sich ja in den ersten sechs Zentimetern ihrer Vagina. Das heißt, auch ein Mann mit einem ziemlich kleinen Penis kann eine Frau zum Orgasmus bringen.

Passt. Danke!
Maxim: Das sagt sie auch immer.