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Noisey Blog

Wir waren beim Karaoke Bach

Karaoke Bash sind ein gutes Mittel gegen die Sommerdepression.

Karaoke ist kacke. Die Arrangements klingen nach einem Alleinunterhalter, der mit seinem billigen Casiokeyboard die Leere seiner Seele präsentiert. Und wenn nicht gerade deine gesamte Verwandschaft im Publikum steht, fällt der Applaus so verhalten und höflich aus, dass es weh tut. Ich war am Wochenende beim Karaoke Bach, mit Karaoke Bash im Bach. Karaoke ist ja mein Angstgegner, was Veranstaltungen betrifft. Ich singe nicht gern, stehe nicht gern im Mittelpunkt und bei Konzerten befinde ich mich weit hinten und nicke mit dem Kopf. Das ist das Meiste, was ich üblicherweise an Begeisterung und Emotionen hevorbringen kann.

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Wenn jetzt aber ein zwei Meter großer, volltätowierter Riegel lauthals „Sk8er boi“ mitsingt, ist es verdammt schwierig, deinen Stock im Arsch zu behalten. Denn Karaoke Bash macht Spaß. Verdammt fucking viel Spaß. Das Repertoire besteht aus den ganzen Punk-, Rock-, und Metalsongs, die du seit deiner Jugend auswendig kennst. Wenn jetzt eine betrunkene Masse von Leuten diese Songs, von denen du längst verdrängt hast, dass sie dir gefallen, singt, gröhlt und schreit ist das ein befreiendes und erhebendes Gefühl. Ich würde zwar niemals zugeben, dass mir „Last Resort“ von Papa Roach gefällt, aber auch ohne Teleprompter hab ich den ganzen Song vom Publikum aus mitgeschrien.

Eigentlich hat sich schon vor Karaoke Bash meine schlechte Stimmung nicht halten können. Weil Diamond Falcon mit ihrem traditionellem Heavy Metal—der mit Jeansjacken, Spandex und Leopardenprint— für die wenigen anwesenden Gäste eine mördermäßige Show abgeliefert haben. Doppelgitarrensoli und Kastratenfalsett sind Gift für die Negativität.

Karaoke Bash ist die perfekte Therapie, wenn du denkst, dass früher die Konzerte besser waren, als die Moshpits aus mehr als zwei Leuten bestanden haben. Man soll sich ruhig mal zum Affen machen und die Attitüde daheim lassen. Ich habe seit Langem nicht mehr so eine gute Zeit auf einem Konzert gehabt. Das ist aber auch ein bisschen meine Schuld, weil ihr nicht lügen würdet, wenn ihr mich als verbittert bezeichnen würdet. Karaoke Bash waren da die genau die Richtigen, die mir mit ein bisschen Nostalgie und einem Haufen „Fuck it, Rock'n Roll“ gezeigt haben, dass Konzerte selbst für Typen wie mich, die sonst nur in der Ecke stehen, richtig lebendig und mitreißend sein können. Und, dass es verdammt wichtig ist, nicht immer so ein ernstes Arschloch zu sein.

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