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Hört endlich auf, Musiker nur nach ihren Facebook-Likes zu bewerten

Ernsthaft, hört auf damit so oberflächlich zu sein.

Foto: crazyoctopus via photopin cc

Es ist eine Krankheit. Alle Booker, Label- und Agenturmenschen gehen gleich vor, wenn ihnen ein neuer Künstler empfohlen wird: Facebook wird geöffnet, der Name in die Suchleiste eingegeben und geschaut, wie viele Likes die Artistpage in dem sozialen Netzwerk hat. Bei unter 1.000 Likes wird der Künstler gleich wieder vergessen. Konnte er genug Daumen sammeln, wird weitergeschaut. Die Facebooksuche ist immer die erste Instanz, um einen Künstler zu bewerten. Je nachdem, wie viele Likes dieser vorweisen kann, wird er näher angeschaut oder einfach wieder vergessen.

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Wtf? Kann eine Anzahl von Daumen wirklich etwas über das Können eines Künstlers aussagen? Ich sage nein.

Diese kleine graue Zahl ist meiner Meinung nach einfach viel zu mächtig. Ich kenne sogar Leute, die auf Künstler scheißen, wenn deren Page nicht sofort vorgeschlagen wird, sobald allerhöchstens vier Buchstaben eingegeben wurden. Nochmal: VIER Buchstaben. Das ist nicht gerade viel, wenn ein Bandname aus doppelt so vielen Zeichen besteht oder die ersten drei Buchstaben T, H und E sind. Mir erscheint das Ganze nicht gerade fair und ich finde es auch nicht in Ordnung, dass immer Facebook als Monopol der Popularitätsdarstellung herangezogen wird. Klar ist Facebook mit über 1 Milliarden Benutzern ein Medium von enormer Wichtigkeit und Reichweite, aber wenn es um so etwas spezifisches wie Musik geht, gibt es genug andere Plattformen, die man heranziehen kann. Besonders wenn es darum geht, ob ein Künstler gut ist oder nicht. Denn davon hat Facebook keine Ahnung. Das soziale Netzwerk ist zugegeben eine gute Plattform, um über Neuigkeiten und aktuelle Themen auf dem Laufenden gehalten zu werden. Aber um Neues und Aktuelles zu erfahren, muss man erstmal wissen, von wem diese Informationen denn überhaupt stammen. Und das kann man, bei aller Liebe, nicht anhand von vier Buchstaben oder einer kleinen Zahl entscheiden.

Zudem ist es eines der einfachsten Dinge überhaupt, sich Facebook-Likes zu beschaffen. Man schaltet die Facebook-Werbung einfach nicht im kritischen Österreich, wo Künstler anhand einer einfachen Zahl beurteilt werden, sondern bewegt sich geographisch etwas weiter weg, sagen wir in den asiatischen Raum und nervt die Leute dort mit seinem Sponsored-Content. Ich hätte es selbst nicht geglaubt, bis ich es selbst miterlebt habe, aber in Asien ist es um einiges leichter, in kurzer Zeit viele Likes zu generieren. Selbst, wenn die Anzeige auf Deutsch ist und prinzipiell davon ausgegangen werden kann, dass diese von einem Großteil nicht verstanden wird. Keine Ahnung, woran das liegt. Vielleicht sind die Asiaten einfach total nette Menschen und wollen deswegen alles mit einem Like unterstützen, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist das eine idiotensichere Sache, um sich als bekannten Künstler zu vermarkten, weil außer dem Pageadmin keine Sau sieht, wer genau die Page geliket hat.

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Natürlich ist es schwer, auf die Schnelle zu erkennen, ob ein Künstler etwas drauf hat oder nicht. Da ist es natürlich einfach, sich die Anzahl der Facebook-Liker anzuschauen. Dass diese alles andere als repräsentativ und leicht manipulierbar ist, sollte allerdings dafür sprechen, diese nicht als Qualitätskriterium heranzuziehen. Natürlich hat niemand die Zeit dafür, sich das gesamte musikalische Werk eines unbekannten Künstlers zu Gemüte zu führen, das wird auch von keinem verlangt. Aber geht doch weg vom Meinungsmonopol Facebook und hört einfach ganz kurz in einen (nur einen) Song rein. Wenn der Künstler generell scheiße ist, wird das sowieso jeder Track sein und ihr könnt ihn wieder vergessen.

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