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Hacktivist werden den verhassten Nu Metal neu definieren

Falls du dich fragst, wie Nu Metal heutzutage gut genug klingen kann, um kein Schimpfwort mehr zu sein, sind die Djent-Rapper Hacktivist die Antwort.

Selten gab es ein Genre, dass im Nachhinein so viel Hass und Verachtung auf sich gezogen hat wie Nu Metal. Weißt du, wie das Urban Dictionary Nu Metal definiert? „Nach vielen Jahren der ausgiebigen Forschung, sind Wissenschaftler zu folgender Definition gekommen: Scheiße.“ Und wenn du dir nochmal genau die Videos von Limp Bizkit und Papa Roach anschaust, wirst auch du deine Nase angewidert kräuseln, als hättest du gerade eine öffentliche Toilette am Hauptbahnhof betreten. Erinnerungen sind eben trügerisch und Geschmäcker entwickeln sich weiter—wahrscheinlich geht es dir deswegen heute jedes Mal nach einem Besuch bei McDonalds so dermaßen beschissen.

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Nach dem Vakuum, dass die Nu-Metal-Ära Anfang der 2000er hinterlassen hat, kam eigentlich nie etwas ähnlich Erfolgreiches nach. Der Hype war vorbei, die Zeiten für härtere Gitarrenmusik im Mainstream waren schwer und sind es leider noch immer. Zwar gibt es hin und wieder Bands wie Dangerkids oder Sylar, die versuchten, das Konzept auf ein modernes Level zu heben, blieben damit aber bisher eher im Untergrund. Der Sound, für den Nu Metal steht, lebt zwar weiter, aber er funktioniert nicht mehr. Bis jetzt.

Wir haben schon vor zwei Jahren dazu geraten, mal die britische Band Hacktivist ins Auge zu fassen. Denn obwohl sich die Jungs aus England erst 2011 zusammengefunden haben, durften sie bereits zwei Jahre später auf dem With Full Force spielen. Kein schlechter Start, vor allem nicht, wenn man so einen gewagten Genre-Mix wie die Fünf aus Milton Keynes spielt. Falls du dich fragst, wie Nu Metal wohl heutzutage klingen würde, ohne peinlich zu sein, liefert diese Band die Antwort.

Hacktivist nehmen sich die alte Formel, Metal mit Rap zu mixen und daraus einen kraftvoll groovenden Bastard zu erschaffen und kippen selbstbewusst, aber wohl dosiert, noch ein paar moderne Stile dazu. Heißt im Klartext, dass jetzt nicht mehr breite Hardcore-Riffs auf durchschnittliche Rapskills treffen, sondern gemein nach vorne drückender Djent auf aggressiven, manchmal geshoutete Grime-Raps. So wird selbst aus „Niggas in Paris“ ein wütendes Moshmonster.

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Damit aber nicht genug, Hacktivist wollen mehr und gehen auf ihrem Debüt Outside The Box sogar noch einen Schritt weiter, indem sie die Stakkato-Gebretter hin und wieder mit gesungenen Hooks ausbrechen lassen. Höre dir nur mal „Deceive and Defy“ an: Nach zurückhaltenden Gitarrentönen in der Strophe bricht der Song plötzlich aus und löst den Rap-Part mit einem teils geschrienen, teils gesungenen Refrain ab. Jetzt ist die Wut greifbar und entlädt sich schließlich in einem Breakdown, gegen den jegliches Limp-Bizkit-Riff wie ein ranziger Hot Dog aussieht.

Darüber hinaus haben die Fünf auch eine ganze Menge Substanz, die sie da in ihre Raps packen. Nicht ohne Grund haben sie einen Bandnamen gewählt, mit dem die Aktivitäten von Anonymous ganz treffend zusammengefasst werden. Umso passender, dass der Enter-Shikari-Frontmann Rou Reynolds beim Song „Taken“ mitsingt, ist er doch bekennender Unterstützer des Zeitgeist Movements.

Es sieht ganz danach aus, als hätten Hacktivist gleich mit ihrem ersten Album eine fast geschlossene Tür wieder mit gebündelter Wut aufgetreten haben. Wie singen sie doch in „Deceive and Defy“? „We don't wanna be famous / We wanna make changes“

Am 14. März könnt ihr euch Hacktivist in der Arena Wien ansehen.

Julius ist auch bei Twitter: @BackToSchoolius

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