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Die besten Storys aus 5 Jahren Praterei, die man erzählen darf

Am Samstag ist das letzte Mal Praterei in der Sauna. Wir haben die Jungs um die besten und schlimmsten Momente gebeten.

Alle Fotos: Praterei.

Die Praterei war lange Zeit ein Party-Fixpunkt in der Pratersauna. Es ging mal rauf, mal runter, wie es bei Clubs so ist. Nach 5 wunderbaren Jahren feiern die Praterei-Jungs am Samstag ihre letzte Party in der Sauna. Felix und Didi, zwei der Praterei'ler, sind im Vorfeld in unserer Büroküche vorbeigekommen und haben aus dem Nähkästchen geplaudert.

Musik-Nerdporn: Alle Acts aus 5 Jahren in einer Grafik. Hier gibt's den Mix dazu.

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Das ist ein Scheiß-Einsteig, aber könnt ihr euch an besonders schlimme Momente der letzten 5 Jahre erinnern?

Praterei: Der unangenehmeste Moment war sicher auf der Party mit Maurice Fulton im Juni 2011. Ein super Abend, alle waren gut drauf—bis auf den Artist selbst. Er wollte mit niemandem reden, war angry, hat in der Ecke herumgehangen, wollte nur sein Set runterreißen. Wir waren es zu dem Zeitpunkt eigentlich voll gewöhnt, dass unsere Gäste super leiwand sind. Aber wir dachten da noch: Wurscht, die Party und das Set waren spitze. Wir stehen dann um 5 in der Früh mit der Kohle in der Hand da. Fulton zählt das Geld und meint: Das sind Euro, keine Pfund. Wir hatten mit dem Manager eigentlich Euro abgemacht, ich hab den dann sogar noch um sechs Uhr morgens angerufen. Er hat dann am Telefon auf Fulton eingeredet, wir haben auf ihn eingeredet, aber es hat alles nichts genutzt. Er wollte Pfund. Felix ist dann mit ihm zum Flughafen zur Wechselstube gefahren. Felix hat sein Konto geleert, wir haben aufgrund des Wechselkurses 1,5 mal so viel Gage gezahlt wie gedacht, Fulton ist wortlos und ohne ein Danke abgerauscht. Und Felix hatte dann nicht mal mehr Geld für die S-Bahn und wurde natürlich prompt kontrolliert. Eine Story, die im Nachhinein natürlich lustiger ist als währenddessen.

Haha. Noch was?

Im selben Jahr hatten wir Levon Vincent und Nina Kravitz zu Gast. Wir sitzen vor der Party am Karmelitermarkt, alle sind gut drauf. Es ist zufällig der 11.September, und wir reden über alles vom Auflegen bis Esoterik. In einer kurzen Sprechpause meint Rainer—unser damaliger Mitstreiter— auf einmal: „Hey Levon, heute ist ja 9/11. Wie ist das so für dich, als New Yorker?“ Levon Vincents Miene versteinert sofort, er beginnt emotional und traurig zu erzählen, und der Vibe ist weg. Wir haben dann verständnisvoll genickt und dem Rainer gelegentlich hasserfüllte Blicke zugeworfen. Der Abend war dann eh super, aber wir hatten da echt Angst, dass er auf der Kippe stehen könnte.

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Gab es besonders weirde Momente?

Die können wir leider teilweise nicht erzählen. Naja, vielleicht anonymsiert. Es gab da mal einen DJ, dem bei dem Anblick der Nutten auf der Perspektivstraße die Kinnlade heruntergeklappt ist. Vor dem Auftritt meinte er dann, er geht noch mal frische Luft schnappen. Das hat dann über eine Stunde gedauert, kein Security hatte ihn gesehen, wir sind ein bisschen panisch geworden. Nach einer Stunde ist er dann grinsend wieder aus den Büschen aufgetaucht.

Was waren denn besonders gute Momente?

Die eine, superlustige Story gibt es eigentlich nicht. Die besten Momente waren natürlich immer die mit Acts, mit denen man sich dann auch angefreundet hat. Ethyl & Flori haben mal 3 Wochen bei uns gewohnt, weil der Eyjafjallajökull ausgebrochen ist und sie nicht mehr nachhause kamen. Wir haben uns dann vorgenommen, zusammen viel Musik zu machen, haben aber letztlich nur auf der Couch gesessen und Donkey Kong Country 1 + 2 durchgespielt. Italojohnson haben wir mal von der After Hour Richtung Flughafen prügeln müssen, damit sie ihren Flieger nicht verpassen.

Könnt ihr euch noch an die erste Praterei erinnern?

Das war mit Losoul und Soulphiction. Damals war das Glashaus noch der Mainfloor, was heute absurd klingt. Das war aber eigentlich eh genau die Größe, die wir uns damals vorgestellt haben. Bei der zweiten Party hatten wir die Koop mit dem RUNVIE, und es hat gleich Kerrie Chandler gespielt. Das war extrem cool: Kerrie Chandler ist wahrscheinlich der höflichste Mensch der Welt. Er war zwei Tage da, ist jeden Tag mit uns Essen gegangen, hat nur Bier getrunken, weil wir es gemacht haben, und hat uns am zweiten Tag alle eingeladen. Auf der Party selbst hat er dann insgesamt 10 Stunden gespielt: Erst von 22 Uhr bis 6 Uhr, und dann nochmal 2-3 Stunden auf der After Hour, die gleichzeitig die Geburstagsparty vom Hennes von der Sauna war. Das hat uns damals wirklich beeindruckt. Mittlerweile wissen wir eh, dass 90% der Acts leiwand und easy sind, aber damals hatte man natürlich noch ziemlichen Respekt.

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Sonst waren da natürlich immer wieder persönliche Storys: Mit Amir Alexander haben wir uns super verstanden. Felix hat ihm damals noch seinen Laptop nach Spanien hinterhergeschickt und Didi hat ihm ein Studioteil „geborgt“, von dem er nicht weiß, ob er es jemals wiedersehen wird. Aber egal, super Typ. Er hat im Vorfeld gesagt dass er ein „sleeping problem“ hat und nie mehr als 3-4 Stunden schläft. Auf unserem improvisierten Bett hat er dann 9 Stunden durchgepennt und war super happy.

Wer war euer Publikum?

Das hat sich verändert bzw eigentlich eine Parabel gemacht: Anfangs war sehr viel „Pratersauna“-Laufpublikum da, und jetzt wieder. Uns haben natürlich immer wieder Leute länger begleitet, aber so 500 Leute Stammpublikum haben wir nie hinbekommen. Was uns besonders freut: Ein paar Leute haben dann auch durch uns und mit uns angefangen, die haben wir dann natürlich auch gepusht und bei uns spielen lassen. Es ist ein schönes Gefühl, vielleicht ein paar Leute inspiriert zu haben.

Ist es sich finanziell immer ausgegangen?

Nein, aber das ist auch nicht so schlimm. Es war ein Auf und Ab, aber im Großen und Ganzen gibt es keinen Grund, zu jammern. Die Party mit Italojohnson ist sich mal halbwegs dramatisch nicht ausgegangen, aber das hat uns auch nicht das Genick gebrochen. Ist auch schwer vergleichbar: Wir mussten teilweise Deposits und Flüge ja immer 2-3 Monate im Voraus zahlen, und wenn sich das dann mal überlappt, musst du schon weit in Vorleistung gehen. Es hat aber alles eigentlich immer funktioniert.

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Irgendwas, das ihr ein bisschen bereut?

Nicht ganz ernst gemeint, aber unsere Flyer sind vielleicht ein bisschen untergegangen. Wir hatten dahinter ein Konzept und haben jedes Jahr ein neues Flyerdesign gemacht. Ich glaube, niemand hat soviel Geld und Aufwand in die Flyer gesteckt wie wir. Uns hat das total getaugt, anderen ist das natürlich nicht mal aufgefallen. Man romantisiert so eine Idee ja dann auch schnell mal.

Geht es weiter für euch?

Auf jeden Fall. Es ist jetzt erstmal nur das Ende der regelmäßigen Partys in der Sauna. Das geht sich einfach nicht mehr aus, wir haben beide einfach auch noch viel Anderes zu tun. Wir fragen uns manchmal sowieso, wie wir das so lange geschafft haben. Es ist einfach Zeit für etwas Neues. Ein bisschen kleiner, ein bisschen weniger ernst. Da wird sicher was kommen, keine Angst.

Leute, geht am Samstag in die Pratersauna. Die Praterei ist dort, Ben UFO auch, ebenso Ethyl & Flori. Und eine Menge guter Menschen.

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