FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Fai Baba macht gerade Ramadan!

Der Rausch-Diskurs zum Album-Release.

Zwischen nuttigem Parfüm, Dampf aus Nudelküchen und Zigarettenqualm bin ich unterwegs zum Prinzen des Zürcher Untergrunds, Fabian Sigmund alias Fai Baba. Der Grund unseres Treffens: Sein neues Album „The Savage Dreamer“ ist zu gut, um dessen Schöpfer nicht darüber auszufragen. Der zweite Grund: Wir lieben das brüderliche Pastistrinken.

Die Türklingel kann eine von vielen sein und ist nicht beschriftet. Sein Natel gibt sich besetzt. Ich ziehe verlegen an einer Kippe und versuche, den fragenden Blicken der schalen Gestalten im Neugasshof zu entgehen.

Anzeige

„Sorry, Claudio, ich war am Telefon, werfe dir gleich den Schlüssel runter“, ruft mir eine Silhouette vom obersten Balkon. „Danke!“ Die Wände des Treppenhauses sehen aus, als ob sie nur mit Kaffee geputzt würden. Oben angekommen erscheint Fai Baba schmächtig und mächtig im Türrahmen und schenkt mir eine freundschaftliche Umarmung. Ich packe eine Flasche Henri Bardouin und mein Notizbuch aus dem Rucksack. „Oh, Pastis … Ich mache gerade Ramadan. Trinke seit Sonntag keinen Alk“, meint Fai Baba. Na toll.

NOISEY: Echt jetzt? Nicht mal ein Glas?
Fai Baba: Nein. Ich hab keinen Bock mehr auf diesen Lebensstil.

Welchen Lebensstil?
Den Lebensstil des Alkoholikers. Es ist schlimmer, als ich es mir eingestehe. Die Stadt Zürich ist ein Paradebeispiel für einen Ort, an dem man total abstürzen kann, wenn man sich nicht unter Kontrolle hat. Vor allem wenn du keinen festen Job hast, so wie ich. Mich kennen die meisten Barkeeper und schieben mir dauernd Gratis-Drinks über den Tresen. Deshalb ist jetzt erst mal Ramadan.

Und jetzt trinkst du einfach keinen Alk oder nimmst du auch keine Drogen?
Die letzten drei Monate hab ich einiges konsumiert. Und wenn ich mich so weiter betäuben würde, könntest du mich in einem halben Jahr in der Psychiatrischen besuchen kommen.

Weshalb betäubst du dich denn überhaupt?
Ich habe gerade eine Trennung hinter mir. Sechs Jahre lang war ich mit meiner Freundin zusammen … Das war dicke Post und hat meinen Gefühlshaushalt ziemlich ins Wanken gebracht.

Anzeige

Hört man das auf deinem neuen Album?
Ja, die Trennung habe ich auf dem neuen Album sicher mitverarbeitet. Bei meiner Musik geht es immer um gewonnene und verlorene Liebe. Drei Songs auf dem Album sind aber schon über ein Jahr alt. „Life is a bliss“ zum Beispiel habe ich schon in New York geschrieben, wo ich 2012/2013 für ein halbes Jahr lebte.

Und wie lange willst du die Drogen sein lassen?
Das plane ich nicht. Jedenfalls trinke ich jetzt schon eine Woche nicht. Und ich spiele dadurch viel besser Gitarre.

Dein neues Album „The Savage Dreamer“ ist auch viel cleaner produziert als die Musik, die du früher gemacht hast. Ist clean der neue Dreck?
Mein letztes Album „She’s my Guru“ war ziemlich durchtrieben und wohl auch dreckiger als das neue. Es widerspiegelte das schrille New York! Ich wollte damit Regeln brechen und etwas Lautes und anderes machen. Bei „The Savage Dreamer“ ging es mir vor allem darum, ein Album zu machen, das man zu Hause auflegen kann und das sich gut durchhören lässt.

Das ist dir gut gelungen, finde ich. Aber was für ein Messias-Komplex hat dich eigentlich dazu getrieben, dein Gesicht im Grossformat auf das Plattencover zu pressen?
Ich wollte mit diesem Album einfach mal etwas wirklich Persönliches abliefern und deshalb fand ich dieses Coverbild auch passend.

Glaubst du noch an Rockmusik?
Sicher, Mann. Ich interessiere mich zwar für viel mehr als nur Rockmusik, experimentiere gerne auch mit anderen Genres, habe auch schon HipHop-Songs aufgenommen und für mein nächstes Album arbeite ich gerade mit Jazz-Musikern. Aber ich lande immer wieder bei meiner Gitarre und meiner Stimme.

Anzeige

Wird es dir in Zürich nicht langsam zu eng?
Ich bin in Oberglatt aufgewachsen, 20 Minuten von hier und kam schon als Teenie nach Zürich, um Skateboard zu fahren. Jetzt bin ich 29 und kenne diese Stadt schon ein halbes Leben lang. Musikalisch stosse ich hier langsam an meine Grenzen und frage mich auch immer wieder, wohin die Reise als nächstes geht.

Und wohin zieht es dich?
Berlin würde mich interessieren. Geld verdienen in Zürich und billig leben in Berlin. Das würde hinhauen.

Ramadan in Berlin wird aber nicht einfach…
Ramadan hin oder her, die Musik ist meine wahre Droge. Und egal wo ich lebe: Von der Musik will und brauche ich keine Abstinenz.

Hier geht’s zum kompletten Album-Stream von Fai Babas vierten Album „The Savage Dreamer“. Wenn es dir gefällt, kannst du das Album hier kaufen oder an die Plattentaufe am 25. September 2014 im Bogen F (Viadukt) in Zürich pilgern.