FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Die EU interessiert deine Meinung darüber, wie wir Musik im Internet nutzen

Jeder Bürger der EU kann sich derzeit in einer Umfrage zum Urheberrecht äußern. Wir wollen euch ermutigen, an der Umfrage teilzunehmen und helfen bei den wichtigsten Punkten.

Gib's zu, das Internet hat die Welt um einiges komplizierter gemacht.

Es erschwert einem nicht nur jede Art von Arbeit, da es innerhalb von ein paar Klicks endlosen Zugang zu Katzenvideos, Pornos und jeder erdenklichen Fernsehserie bietet, sondern es bringt auch Teile der Musikindustrie in eine rechtliche Zwickmühle. Doch jetzt gibt die europäische Kommission jedem die Chance, sich dazu zu äußern, wie das Urheberrecht in der EU verändert werden soll.

Anzeige

Das ist eine ziemlich wichtige Angelegenheit. Aber zuerst sollten wir eine Sache klarstellen: Die überwiegende Mehrheit von uns hat wahrscheinlich schon in irgendeiner Form illegales Filesharing, Streaming oder Downloading betrieben. Manche haben sogar Urheberrechte verletzt, ohne es zu wissen. Diese Befragung gibt jedem die Chance, seine persönlichen Empfehlungen über die derzeitigen Gesetze und darüber, wie die Zukunft rechtlich gestaltet werden könnte, auszusprechen. Sie umfasst Themen, die Filesharing, Remixing und Downloading betreffen und sogar wie Bibliotheken und andere Archive funktionieren sollen. Auch die Firmen, die dadurch eine Menge Geld verlieren, werden an der Umfrage sehr interessiert sein. Sie werden sie sehr ernst nehmen und alles versuchen, um die Gesetze in eine für sie vorteilhafte Richtung zu lenken. Nenn mich einen hoffnungslosen Optimisten, aber ich bin der Meinung, dass diese Gesetze im Endeffekt besser durchdacht sein werden, je mehr durchschnittlich normale Leute an der Entstehung teilnehmen.

Die achtzig Fragen umfassende Erhebung mag zwar etwas einschüchternd wirken, aber du kannst dir aussuchen wie viele Fragen du davon beantwortest bzw. nicht beantwortest. Um das Ganze ein bisschen zu vereinfachen, ist hier eine Übersicht über die Themen, die wir als am interessantesten für euch erachten, zusammen mit einer Bemerkung welche Fragen bezüglich dieser Themen relevant sind. Ihr werdet euch bestimmt nicht für die Struktur von Bibliotheken interessieren, aber ich gehe davon aus, dass einige von euch ziemlich sauer wären, wenn Torrents verboten würden.

Anzeige

Am Ende des Artikels findet ihr Links zu der Umfrage.

Sollte es ein einheitliches, EU weites Urheberrecht geben? Das betrifft jeden, den Spotify, YouTube und Streaming generell interessieren.

Fragen: 77 und 79

Du bist bestimmt schon einmal bei YouTube über die Nachricht gestolpert, dass etwas „in deinem Land nicht verfügbar" ist oder du wolltest Spotify nutzen und es ging einfach nicht. Das ist meistens der Tatsache geschuldet, dass das Urheberrecht so verdammt kompliziert ist und sich abhängig davon, wo du wohnst, unterscheidet, was wiederum Lizensierungsfragen zwischen den Ländern aufwirft. Ein einheitliches EU-Urheberrecht würde die Sache für alle viel einfacher machen: von der normalen Person, bis zu den Plattenfirmenchefs und Musikverlagen.

Ein einschlägiger Fall ist der Streit zwischen Google und der GEMA, der „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte", die 2012 so sehr mit den Säbeln gerasselt hat, dass das Berghain selbst zwar nicht von der Schließung bedroht war, aber vom Ausbau eines neuen Konzertraums absehen musste. Als reiche es nicht, Raver zu verärgern, hat der Streit mit Google zur Folge, dass eine ganze Reihe an YouTube-Videos in Deutschland geblockt sind. Das lässt die GEMA wie ziemliche Arschlöcher dastehen, besonders, weil diese Sperre mit einem Add-On umgangen werden kann, das man in ein paar Minuten installiert hat. Trotzdem bedeutet dies, dass einer Menge an Künstlern Einnahmen wegfallen, die sie normalerweise durch YouTube-Klicks verdienen würden. Probleme wie diese könnten mit einem vereinheitlichten Urheberrecht gelöst werden—indem es ein einheitliches Gesetz gibt, dass in der ganzen EU gilt.

Anzeige

Beantworte dafür die Fragen 77 und 79 mit „JA" und gib in den Fragen 1 bis 7 mehr über deine persönlichen Erfahrungen an.

Das Berghain, eines der möglichen Opfer der GEMA. (Foto: James Dennes / CC BY 2.0 / Flickr)

Verlinken und Browsen. Falls du daran interessiert bist, das Internet ganz normal zu nutzen.

Fragen 11-12

Das ist vielleicht der beunruhigendste Punkt in der Umfrage. Die Fragen zielen darauf ab, ob du der Meinung bist, dass die Verlinkung zu Webseiten, die du besuchst, „der Autorisierung des Rechteinhabers bedürfen", falls diese urheberrechtlich geschütztes Material enthalten. Was mit anderen Worten heißt, wenn du einen Download verlinkst oder dein Computer einen Cache mit Webseiten, die urheberrechtlich geschütztes Material enthalten, anlegt, könnte das als Urheberrechtsverletzung angesehen werden. Das öffnet die Urheberrechtsverletzung einem riesigen Definitionsspektrum. Hast du jemals einen Song verlinkt, von dem du nicht wusstest, dass er ein illegaler Download ist? Oder auch nur einen Link auf einer Facebook-Pinnwand von jemandem gepostet, der zu einem Stream der neusten Game Of Thrones Episode führte? Durch all das könntest du für die Verletzung von Urheberrecht haftbar gemacht werden.

Ja, es ist gefährlich diese Bild zu verlinken, aber ich habe Game of Thrones erwähnt und jeder Artikel wird besser mit Khaleesi darin.

Einschränkungen, Ausnahmen und Filesharing. Dies betrifft Filesharing, Torrents und Peer-To-Peer Netzwerke.

Anzeige

Fragen 21-26

Hier wird es ein bisschen kompliziert und die Diskussion darüber wird sehr unterschiedliche Meinungen hervorbringen, besonders in der Musikwelt. Es muss einem das Herz brechen, wenn man als Produzent oder Inhaber eines Plattenlabels bei der Google-Suche unzählige kostenlose Links zu seinem neuesten Werk angezeigt bekommt. Filesharing ist eine sensible Angelegenheit, aber die Idee, dass die Regierung versucht, Filesharing gesetzlich zu regeln ist erstens total dämlich und zweitens ein bisschen angsteinflößend. Jeden Tag werden Unmengen an Musik vollkommen legal um die Erde geschickt, wenn man sich also darin einmischt, wie Informationen im Internet geteilt werden, wird man viel mehr Probleme erschaffen als lösen.

Vor kurzem gab es einen gezielten Versuch seitens der britischen Regierung, mithilfe eines „Porno-Filters" Kontrolle in diese Sache zu bekommen, was soweit ging, dass Seiten mit Inhalt über schwule und lesbische Lebensweisen geblockt wurden, ebenso wie die von Childline, dem NSPCC, der British Library und weitere gemeinnützige Webseiten. Das vermutlich einzig Gute, was dieser Filter erreicht hat, war die Webseite von Claire Perry zu blocken, einer Abgeordneten des britischen Parlaments, die sich für den Filter eingesetzt, aber ein bisschen zu oft die Worte Porno und Sex auf ihrer Seite verwendet hat. Zu ihrem Glück hat ein cleverer Mensch ein Google Chrome Add-On entwickelt, mit dem man den Filter umgehen kann und welches passenderweise den Namen „Go Away Cameron" trägt.

Anzeige

Der Versuch, das Internet zu kontrollieren, führt nur dazu, dass man sich im Kreis dreht und die Leute sich Wege suchen, die Sperren zu umgehen, womit man im Prinzip nur die Zeit von allen Beteiligten verschwendet. Dieser Punkt ist besonders wichtig, da die Mehrheit der Leute, die diese Umfrage ausfüllen werden, auch die mit grundlegenden Interessen sind: Die großen Plattenlabels, Musikverlage, Filmstudios usw., also die Art von Firmen, die Torrents oder Filesharing wirklich überhaupt nicht mögen, egal wofür sie benutzt werden.

David Cameron möchte wirklich nicht, dass die Leute Pornos gucken. (Foto: Ben Fisher, GAVI Alliance, DFID / CC BY 2.0 / Flickr)

Kopieren und Speichern. Dies betrifft Cloud-Dienste zum Speichern deiner Musik.

Fragen 64-67

Dies ist ein weiterer Punkt, der die Art, wie wir für Musik bezahlen, sie teilen und verbreiten komplett verändern könnte, denn diese Befragung betrifft die Diskussion darüber, wie urheberrechtlich geschützte Werke kopiert und gespeichert werden können. Im Moment kannst du eine Mp3 kaufen und sie dir mittels Cloud-Diensten jederzeit verfügbar machen; bei der Arbeit, zu Hause oder wo auch immer du dich befindest. Es wird Firmen geben, die das ungerecht finden und es besteht die Möglichkeit, dass in Zukunft Extra-Gebühren anfallen, wenn du deine Musik in einer Cloud speichern willst. Dies könnte jeden treffen, von tourenden DJs und Produzenten, die ihr Set als Back-Up in der Cloud speichern, bis zu Labels, die Filesharing zum Austausch mit Künstlern nutzen, und zum normalen Musikliebhaber, der seine Musiksammlung—seine möglicherweise legal erworbene Musiksammlung—einfach zur Hand haben will. Kurz gesagt, es ist alles andere als toll.

Anzeige

Das Ganze mag sich sehr aufwändig und zeitraubend anhören, aber die Umfrage ist im Prinzip sehr unkompliziert und fragt an den meisten Stellen nur nach deiner Meinung. Du kannst die ganze Befragung mitsamt der Anleitung, wie du sie der europäischen Kommission schicken kannst, hier herunterladen. Copywrongs.eu hat außerdem eine sehr hilfreiche Seite zusammengestellt, die dich direkt zu den Fragen, die dich am meisten betreffen, leitet. Mach mit.

Folgt Patrick Carnegy bei Twitter: @patrickcarnegy

**

Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.


MEHR VON NOISEY

German Techno Partys sind unser neuester Exportschlager

Deutschland ist für den Ehrgeiz in der Welt bekannt, für Pünktlichkeit, für zuverlässige Maschinen—und nicht für Partystimmung. Aber warum gibt es plötzlich auf der ganzen Welt deutsche Technopartys?

In München mag keiner die GEMA, aber alle mögen Geld

Es ist eine dreckige und dreiste Lüge, wenn irgendwer sagt, es ginge bei Musik nur um Spaß oder Gefühle. Wie bei allem im Leben geht es am Ende des Tages verständlicherweise auch um den harten Cash.

Die Gema-Einigung ist ein Witz

Die Gema feiert die Einigung mit drei Verbänden als Durchbruch.