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Diese Arten von Kellnern machen dich betrunken

Man kann Barkeeper nicht über einen Kamm scheren. Da gibt es beispielsweise den einen, der dich nur ficken möchte oder den superernsten Choleriker.

Barkeeper sind mehr oder weniger ein Mittel zum Zweck. Der Zweck reicht von niedlich angetrunken bis derb im Öl sein – je nachdem wie schlimm deine Woche, dein Tag oder dein Leben gerade ist. Du willst einfach nur deinen verdammten Gin Tonic oder wahlweise deinen Makava haben und wieder abhauen bevor er oder sie merkt, dass du zu geizig für Trinkgeld bist. Wir verdanken diesen Menschen unsere schönsten und unsere schlimmsten Abende. Und die ein oder andere von euch auch ein Kind, das ohne Vater aufwächst. Ist wahrscheinlich auch besser so. Hier ein Ausflug, der ein bisschen Klischee ist, aber leider auch sehr viel mehr Wahrheit. Dieser Text ist selbstverständlich zu hundert Prozent ernst zu nehmen.

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Der Berufsalkoholiker

Seine Jugend hat er ausschließlich den Werken Bukowskis gewidmet und hat so schon früh gemerkt, dass er ein Bsuff werden möchte und seine Passion kurzerhand zum Beruf gemacht. Du erkennst ihn an jedem zweiten Shot, den er sich gleich mitmacht wenn jemand einen bestellt, an seinem stellenweise gerötetem, stellenweise fahlem Gesicht und daran, dass du bei seinem Anblick ein bisschen traurig wirst. Andere Menschen hängen bei seinem durchschnittlichen Pegel irgednwo kotzend in einer grindigen Ecke, während er gerade dann anfängt, seinen Job richtig, richtig gut zu machen. Die Mischung aus Routiniertheit und Rausch macht ihn zum wahren Helden der Barkeeper. Auch wenn er sich die Namen nicht richtig merken kann, kennt er sein Publikum, wird von jedem gemocht und ist ob seines Rausches, derjenige, der am wenigsten genervt ist. Leider wird er irgendwann an einer Leberzirrhose sterben.

Der Mystische

Diese Sorte Barkeeper hat meist dunkles Haar, das ihm verrucht und "unabsichtlich" ins Gesicht hängt. Er hat dezente aber kunstvolle Augenringe, Lippen, die voll und immer leicht geöffnet sind und anstatt dich zu fragen, was du trinken möchtest, stämmt er sich mit seinen Armen auf die Theke und blickt dir mit gesenktem Gesicht direkt in die Augen, zieht fragend eine Augenbraue nach oben und macht dabei mit seinen Augen einen Tauchgang in deine zitternde Seele. Nach einer halben Minute hast du es endlich geschafft "einen weißen Spritzer" zu hauchen und mit einem angedeuteten Lächeln gibt er dir zu verstehen, dass er verstanden hat. Wenn du dich umdrehst um dir mit deinem Getränk Mut anzutrinken, um ihn später anzusprechen, wird dir dieser Moment wie ein Echo im Kopf hängen bleiben. Während du dir ausmalst, wie du mit ihm über Basquiat, Nordlichter und Einsamkeit redest, fragt sich ein anderes Mädchen gerade, wer dieser weirde Typ ist und wo der Schönling ist, den es manchmal bei McFit trifft.

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Der Schönling, den du manchmal bei McFit triffst

Die einen möchten ihm in die Fresse hauen, die anderen schmachten für diese Kerle, die einen definierten (nicht zu prolligen und aufgemotzten) Körper haben, sichtlich viel Zeit im Badezimmer und bei der Kosmetikerin verbringen und ständig ein Kissy-Smiley-Face aufhaben. Sie sagen meist sowas wie "Na, Schöne, was darf's denn sein?", "Hey Cherie, Gin Tonic?" oder drehen dir sonst einen Drink an, zu dem du nicht Nein sagen kannst, weil du dich a) überrumpelt oder b) angeflirtet fühlst. Wie es immer mit Schönlingen ist, weiß er, dass er schön ist, deshalb bekommt er sogar von dir Trinkgeld, obwohl das sonst so gar nicht dein Stil ist. Wenn du dann gehst, wird er dir noch schnell zuzwinkern und solltest du nochmal kommen wird er dir sagen, dass er schon auf dich gewartet hat. Diese Typen sind eigentlich zum Speiben.

Der Arrogante

Keiner mag ihn, weil er sich selbst eh für hundert mag. OK, dieser Einstieg ist ein bisschen zu ultimativ und ein Tick unfair, denn Arroganz wirkt auf einige Menschen tatsächlich eine Anziehungskraft aus. Oder aber Arroganz wird mit Schüchternheit verwechselt – passiert mir andauernd und wenn ich jedes Mal einen Euro dafür bekommen würde, wenn jemand zu mir "Hey, du bist ja eh voll nett. Ich dachte immer du seist super arrogant" sagt, dann würde ich diese Zeilen aus dem Urlaub auf den Bahamas schreiben. Ach, Urlaub. Wir schalten zurück ins kalte, bewölkte Wien und zu arroganten Barkeepern. Die wissen nämlich, dass sie den Shaker besser jonglieren als Clowns ihre Würde. Sie haben eine eigene Choreographie, die sie mit eiserner Miene und "ganz nebenbei" durchziehen – was sie auch vom Entertainer unterscheidet. Sie sagen wenig und wenn sie etwas sagen, dann beinhaltet es weder "danke" noch "bitte". Sie haben zu viel Gel in den Haaren, überdrehen die Augen wenn du bei der Bestellung etwas länger brauchst (was du eh nur tust, weil du beeindruckt auf seinen Slimey-Kopf schaust) und sie behandeln euch ein bisschen Legehühner.

Der glücklichste-Mensch-der-Welt-Barkeeper

Habt ihr Mädels in eurem Freundeskreis, die – wie Mariah Carey – selbst zuhause nur in High Heels rumlaufen, weil sie gar nicht mehr anders können? Genau so ist das beim grinsenden Barkeeper, der glücklicher aussieht als das Ergebnis der Google-Suche nach dem Dalai Lama. An das Leben, das er geführt hat, bevor er Lächeln für sich entdeckt hat, kann er sich nur noch durch die alten Schulfotos erinnern, die bei seiner Oma im Wohnzimmer neben all den anderen Enkelkinder hängen. Ich fasse zusammen: Er lächelt ausnahmslos immer und das nicht, weil er eine ironische Dreckssau ist, sondern weil er es tatsächlich auch so meint. Sein Job ist es Teil eines unvergesslichen Abends zu sein, andere glücklich zu machen und schlechter Laune keine Meter zu geben. Abgesehen davon, dass er manchmal schlechtere Witze macht als deutsche Comedians, ist er eigentlich ein netter Kerl, der einfach nur seinen Job macht und Liebe in eure Drogenherzen schicken möchte.

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Der, der auf einen Fick aus ist

Was man von diesem Exemplar hat, habe ich oben ja bei der Einleitung schon ein bisschen vorgweggenommen. Vermutlich kann man hier von fast jedem Barkeeper reden, der nicht in einer Beziehung ist. Wenn er ein wahrer Pro ist, dann ist er erst auf dem zweiten Blick zu erkennen. Er ist nicht offensichtlich touchy, aber touchy genug, als dass er dadruch das Spiel zum Laufen bringt. Er wird den gesamten Abend durch kleinere Gesten auf sich aufmerksam machen, dich mit umgekehrter Psychologie abfüllen und am Ende, wenn du nicht mal mehr "Taxi" sagen kannst, wird er deine Besoffenheit ausnützen und dein Zukunfts-Du an einem dir unbekannten Ort aufwachen lassen.

Der "Lustige"

Wir wissen beide, dass er niemals lustig ist, aber wir wissen beide wer gemeint ist. Seine Witze sind noch schlechter als die schlechten Witze des grinsenden Barkeepers und der deutschen Comedians zusammen. Er bewohnt den schmalen Grat zwischen "Er treibt einen in den Wahnsinn" und "Nach dem dritten Bier tut er einem leid." Eigentlich will er nur eines: Von jedem gemocht werden, selbst von der Jaqueline aus Transdanubia. Sein Selbstbewusstsein ist ein bisschen angekratzt und er stand vor der Wahl, ob er Computernerd werden möchte oder eben in irgendeinem Job "Der Lustige" sein will. Generell gilt: Sei nett zu ihm, lach über seine unlustigen Witze, aber versuche nicht ihn mit einem Hundewelpen zu verwechseln – das würde seinem Selbstbewusstsein nur noch mehr schaden.

Der superernste Choleriker

Sein Sex on the Beach ist ihm heilig und wenn du das nicht appreciatest, wird er böse. Richtig böse. Wegen ihm muss sich der Laden jede Woche aufs Neue Gläser nachbestellen. Wenn ihm etwas nicht passt oder die Kunden nicht "spuren", bringt er seine Wut zum Ausdruck indem er Trinkgefäße auf den Boden schmettert als wären sie Hüpfbälle und er ein Kind. Seine Cocktails sind nicht einfach nur Cocktails, sondern das Blut Jesu. Kein Gast würde sich jemals trauen ihn zu kristisieren oder ein Getränk zurückzuschicken. Der superernste Choleriker hat alles richtig gemacht.

Für Beschwerden ist Isabella auf Twitter zu finden: @isaykah

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