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Wir waren beim Eagles of Death Metal-Konzert im Gasometer

Die Eagles of Death Metal sind in der schwierigen Position, reagieren zu müssen.

Alle Fotos: Patrick Steiner

Seit dem 13. November 2015—der Tag, an dem das Eagles of Death Metal-Konzert im Pariser Bataclan durch eine grausame Schießerei beendet wurde—sind einige Wochen vergangen. 130 Menschen sind den Anschlägen islamistischer Terroristen zum Opfer gefallen. Die Eagles sind wieder auf Tour. Sogar in Paris haben sie wieder gespielt. Vor ein paar Tagen haben einige Aussagen bezüglich Waffengebrauchs beziehungsweise -besitzes von Sänger Jesse Hughes für Aufregung gesorgt. „Hätte jeder in Paris das Recht, eine Waffe bei sich zu tragen, hätten diese Terroristen nicht dieselben Chancen gehabt“, so Hughes. Gasometer, Wien: Jesse Hughes stürmt, von Falco’s „Amadeus“ begleitet, die Bühne. Die Show geht los. Macho-Rockstarschiene: rote Brille, ärmelloses Shirt, der Griff in den Schritt, laszives Gitarrenspiel. Die Performance ist sehr unterhaltsam. Blendet mal aus, was in den letzten Wochen passiert ist, das Konzert hätte vor dem 13. November ganz genauso ausgesehen.

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Hätte Jesse Hughes zwischen den Songs—statt die Ladys aufzufordern, noch lauter als die Männer zu kreischen—über Politik reden sollen? Über seine kontroversen Statements in Bezug auf die Pariser Anschläge? Gleichzeitig ja und nein. Auch hier kommt wieder die Frage auf, ab wann man dem Terrorismus nachgibt. Soll man ängstlich in der Halle stehen und überlegen, wer hinter einem wartet?

Das gegenteilige Bild, das Jesse Hughes entworfen hat—nämlich das eines zweiten Wild Wild West—passt aber genauso wenig. Das Polizeiaufgebot gestern war aufgestockt, aber nicht in dem Maße, dass es jemand, der sich nicht darauf konzentriert hätte, unbedingt hätte merken müssen.

Ich muss ehrlich sagen, als ich gelesen habe, was Jesse Hughes über allgemeinen Waffenbesitz gesagt hat, war ich erschüttert. Die Presse hat nach seinen Aussagen gerne die eine, oben genannte, herausgegriffen. Im Kontext gesehen hat er aber auch gesagt, dass zwar alle Waffen haben sollten—aber nur so lang, bis einfach niemand eine hat. Das schwächt zwar den Grundtenor nicht ab, klingt aber nicht ganz so reißerisch, wie es schließlich dann Wellen geschlagen hat.

Die Eagles of Death Metal sind in der schwierigen Position, reagieren zu müssen. Jesse Hughes ist bekennender Republikaner—und kontroverse Aussagen zu ähnlichen Themen (zum Beispiel seine Verfechtung des Irak-Krieges von G. W. Bush) sind aus seinem Mund nichts Neues. Gestern jedenfalls hat die Band eine sehr gute Show abgeliefert. Es war schlicht Rock'n'Roll—die politische Debatte wird auf einer anderen, aber nicht auf der Musikbühne ausgetragen.

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