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Thump

Dieses Video von verwirrten Clubbern ist ein wunderbares Sinnbild für alle Enttäuschungen im Leben

Maceo Plex hat die Leute in Ibiza mit Four Tets neunminütigem Remix von Eric Prydz zum Nachdenken gebracht.

Was wäre, wenn der Drop nie käme? Was, wenn dieser immer stärkere Aufbau von schneller werdenden Synthies und pulsierender Bassdrum sich immer und immer wiederholen würde, deine Arme sich mit jeder Steigerung weiter strecken, deine Bänder sich voller Vorfreude immer weiter dehnen und du beinahe, ja beinahe, am Ziel wärst—nur, dass es nicht aufhört. Du streckst dich immer weiter, greifst höher, es geht immer weiter. Dieses wunderbare Loslassen, das die Haare auf deinem Rücken zu Berge stehen lässt; was, wenn es einfach nie käme?

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Es ist eine Szenerie der Enttäuschung, ohne Ende, voll endloser Erwartung und scheinbar ohne Belohnung. Es ist aber auch eine Szenerie, die das hinterfragt, was wir mittlerweile von lauter, repetitiver, elektronischer Musik erwarten, die in einem Club voller Leute läuft. Es ist diese Szenerie, in der Maceo Plex Four Tets Remix von Eric Prdyz' „Opus" auf der Terrasse des Amnesia gespielt hat.

Maceo Plex hat sein Set mit den gesamten neun Minuten von Kieran Hebdens Version der letzten Single des schwedischen Produzenten beendet. Aber das Amnesia war nicht vorbereitet auf einen Track, der neun lange Minuten scheinbar nirgendwo hinführt. Nach neun Minuten ist der Track wieder da, wo er angefangen hat. Das Video unten, das mit dem Text „was zur Hölle passiert hier?" gepostet wurde, zeigt, wie das Publikum blind darauf vertraut, dass Maceo Plex—und damit irgendwie auch Four Tet—ihnen die Erlösung bringt, die sie so offensichtlich erwarten, letztendlich aber in erwartungsvoller Bewegung hängen gelassen wird. Aber bevor wir noch weiter darüber reden, solltest du dir das Video einfach ansehen.

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And one more time M A C E O - P L EX amnesia closing party 2015 10:59am what the fuck is going on here ?!? :-)

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Posted by

Daniel Ibiza

on Sunday, 4 October 2015

Während das Arpeggio sich immer mehr aufbaut, kannst du beinahe sehen, wie muskuläre Ibiza-Typen anfangen, sich bereit zu machen und andere Leute animieren, sich auf den Höhepunkt und die Ekstase gefasst zu machen. Pfiffe hallen durch die Luft, die Leute fangen an, langsam in der Geschwindigkeit der Melodie zu klatschen, die immer weiter läuft. Einige fangen an zu jubeln—vielleicht in der Hoffnung, dass wenn sie sich so verhalten, als würde der Drop kommen, auch genau das passiert—andere verlieren das Interesse. Es geht immer noch weiter. Die Typen, die sich schon erwartungsvoll in Position gebracht haben, fangen an, sich langsam wieder aufzurichten. Es geht immer noch weiter. Die Sonne scheint in ein Meer aus aufgerissenen Augen und zunehmender Verwirrung. Es geht immer noch weiter. „Das ist nicht das, womit wir gerechnet haben." Es geht immer noch weiter. „Das ist nicht das, was normalerweise passiert."

Es ist das Club-Äquivalent dazu, die Keksdose auf einen Schrank zu stellen, den das fünfjährige Kind gerade so nicht erreichen kann; dazu, eine Stunde lang mit den Autoschlüsseln zu wedeln, dann aber doch nicht mit dem Hund Gassi zu gehen. Es ist die lauter werdende Stimme des Fußballkommentators, der den Stürmer in den Strafraum laufen sieht, dann aber doch mit ansehen muss wie er sich fest dribbelt und nicht aufs Tor schießt. Es ist der Springteufel, der nie aus seiner Kiste kommt.

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Die Reaktion im Amnesia sagt eine Menge über die Kultur der großen Drop-Dance-Musik aus. Sie dominiert den Mainstream mittlerweile vollkommen, die Tracks basieren vollständig auf der Dynamik eines furiosen Aufbaus hin zu einer grellen Freisetzung. Mit einem so eingebrannten Muster ist es einfach, zu sehen, warum Four Tets Remix von „Opus", der sich stur weigert, sich an dieses Muster anzupassen, das Publikum von Maceo Plex so verblüfft zurückgelassen hat.

Es gibt zwar einen Drop, aber kein Drop, wie ihn die Leute erwarten. Es fällt ab—aber noch tiefer als zu Beginn. Denn auch wenn es Drop heißt, normalerweise geht es nach oben. An einen höheren Ort, bis zu den Sternen. Dieser Drop jedoch, der nach dem längsten, sich windenden Aufbau kommt, den das Publikum je erlebt hat, fällt einfach ab. Und ob er es nun wollte oder nicht, damit hat Maceo Plex den Clubbern im Amnesia einen Einblick in die echten Dynamiken des Lebens gegeben. Denn was ist unser Dasein anderes als ein langer Aufbau, bis uns klar wird, dass „der Drop" nie kommen wird. Dass wir nie das Ende des Regenbogens erreichen. Nenn es Zynismus, aber wir werden immer weiter suchen; selbst wenn wir unsere Ziele erreicht haben, sind sie nach kurzer Zeit schon wieder vergangen.

Maceo selbst hat es so ausgedrückt: „Ich weiß, dass ein Set im Amnesia normalerweise aus lebhaftem Tech-House besteht, aber das spiele ich einfach nicht gerne". Vielleicht lese ich zu viel zwischen den Zeilen, aber ich denke, was Maceo Plex wirklich sagen will, ist das: „Ich weiß, dass ein Set im Amnesia normalerweise aus lebhaftem Tech-House besteht, aber so läuft es im Leben nicht. Ich bin Maceo Plex und wie Four Tet und Eric Prydz möchte ich das Leben in meiner Kunst widerspiegeln. Wenn wir zu viel Zeit damit verbringen, nach immer mehr Muskeln, mehr VIP-Bändchen, mehr Bräune, tieferen V-Ausschnitten und lauteren, schnelleren und härteren Drops zu streben, dann werden wir die Wahrheit nie sehen. Du wartest auf den Drop, aber er wird nie kommen und das ist OK. Denn der Reiz unserer Existenz liegt in der Jagd danach."

Dieser Artikel ist vorab auf THUMP erschienen.

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