FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Diese verrückte Frau hat ein Album gemacht, das nur Hunde hören können

Michelle Shocked ist der Meinung, dass die Musikindustrie die Kreativität zerstört, also hat sie ein Album gemacht, das niemand hören kann.

Ich bin jetzt nicht der größte Hundefan und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Vierbeiner keine großen Musikfans sind—als ich also hörte, dass jemand ein Album ganz speziell für unsere pelzigen Begleiter gemacht hat, war ich nicht gerade begeistert. Das Album ist in Frequenzen gehalten, die nur von Hunden gehört werden können—was diese wahrscheinlich total super finden und ausgiebig mit anderen Hunden in Musikforen diskutieren werden.

Anzeige

Das Album mit dem Namen Inaudible Women wurde von der altgedienten Singer-Songwriterin Michelle Shocked kreiert. Sie verwendet dieses Projekt, um eine Diskussion über den aktuellen Zustand der Musikindustrie in Gang zu setzen und hat dementsprechend die Songtitel nach hochrangigen Medienfunktionären wie David Drummond von YouTube benannt. In ihren Augen sind das Oligarchen, die den Musikern das Geld aus der Tasche ziehen. Sie will außerdem beweisen, wie blöd die Leute sind, indem sie sie dazu nötigt, sich ein Album zuzulegen, das voller Lieder ist, die sie selber nicht hören können. Du kannst das Album nicht streamen, aber wenn du es für deinen Hund kaufen willst (und jetzt mal ehrlich, wer macht das schon?), dann bekommst du es bei CDBaby für 9,99 Dollar. Die Idee dahinter erinnerte mich schwer an Vulfpeck—die Band die Spotify so austrickste, dass sie tatsächlich Geld dort verdiente—mit der Ausnahme, das dieses Album nun etwas expliziter hinsichtlich seiner Ziele und vielleicht auch etwas zynischer in dem Versuch ist, Menschen dazu zu bringen, eine physische Kopie einer CD mit absoluter Stille zu kaufen.

Da ich herausfinden wollte, ob wir es hier mit dem einen Album zu tun haben, das die Musikindustrie rettet, oder ob wir es doch nur mit einem weiteren, unbedeutenden Fehlschlag in der Reihe großer Rock’n’Roll-Schwindel unserer Zeit zu tun haben, habe ich Michelle angerufen und herausgefunden, dass sie eine Menge zu sagen hat.

Anzeige
undefined

Noisey: Hey Michelle, warum kommt man auf die Idee, Musik für Hunde zu machen?
Michelle: Hunde sind einfach der beste Freund des Menschen.

In welcher Situation, glaubst du, werden Hunde das Album zu schätzen wissen?
Ich denke, Hunde werden vor allem zu schätzen wissen, was ihre Besitzer missen werden. Hunde haben nicht nur ein besseres Gehör als Menschen, sondern merken auch, wenn etwas komisch ist.

Ich persönlich kann Hunde nicht ausstehen. Was haben Menschen von dem Album?
Verstehe, wenn du mehr der Katzentyp bist, dann weißt du es vielleicht auch zu schätzen, dir etwas anzuhören, zu dem deine Katze keinerlei Reaktion zeigt. Das liegt daran, dass das Gehör von Katzen tatsächlich schlechter als das von Menschen ist. Du kannst eine Katze rufen und wahrscheinlich wird sie dich gar nicht erst hören. Ich bin selber kein wirklicher Hundetyp und musste mir für das Video das Tier einer Freundin ausleihen.

Was hat es mit den Songtiteln auf sich?
Die kommen von unseren Förderern im Internet, die uns momentan schon derartig mit Musik versorgen, dass sie drohen, den Musikbereich bald komplett zu übernehmen.

Es sind speziell die Namen hochrangiger Medienunternehmer.
Ja, es gibt Oligarchen, die hinter der Bühne die Fäden in der Hand halten. Die Regierung ist einfach nur noch eine Marionette und sie sind die Leute hinter dem Vorhang, die von sich selbst behaupten, der Zauberer von Oz zu sein.

Wie fandest du die ursprüngliche Idee von Vulfpeck?
Sie war genial und clever, eine wirklich inspirierende Idee und ein Aufruf an alle Künstler, dass wir, falls wir die Sache nicht kreativ angehen, schon bald kein Mitspracherecht mehr in dieser Unterhaltung haben werden. Es sind kreative Lösungen wie die von Vulfpeck, die wirklich die Vorstellungskraft anspornen. Ich persönlich nahm es jetzt nicht als Einladung zu einer bloßen Kopie wahr, für mich war es viel mehr ein Spartakusmoment. Wenn es dich glücklich macht, darfst du mich meinetwegen eine Trittbrettfahrerin nennen, aber ich für meinen Teil wollte einfach mit ihnen zusammen an vorderster Front stehen.

Anzeige

Was machst du denn mit deinem Projekt anders?
Na ja, wie du weißt, war [das von Vulfpeck] ein stilles Album—das wohl stillste Album, das jemals gemacht worden war. Mein Album ist komplett anders, es ist in Ultraschall.

Es gibt also unterschiedliche Abstufungen von Stille?
Nein, ich glaube nicht, dass ein Hund sagen würde, dass es still ist.

Ich glaube nicht, dass ein Hund überhaupt was sagen würde.
Lass uns ehrlich sein, es ist ein Protestalbum und ich vertraue darauf, dass wir es schaffen werden, über den Punkt hinaus zu kommen, uns nur mit der Erscheinungsform des Protests auseinanderzusetzen. Stattdessen sollten wir uns der substanzielleren Frage zuwenden, warum es überhaupt einen Protest gibt. Ein Protest von Musikern, die scharenweise das musikalische Ökosystem boykottieren.

Warum boykottieren sie also das System?
Es ist nicht ethisch, es ist nicht nachhaltig, es zerstört die Kreativität. Ich wünschte, du könntest das Album hören, aber frag einfach einen Hund. Er wird dir schon darüber berichten können.

Ich glaube immer noch nicht, dass ich mich mit einem Hund unterhalten kann.
Ach, es sind schon viel komischere Sachen passiert.

Glaubst du tatsächlich, dass Menschen eine komplette CD mit Stille kaufen werden?
Sie haben ja immerhin den Streaminganbietern ihr Modell zur Zerstörung der musikalischen Kreativität abgekauft. Ich wüsste nicht, warum sie keine CD voll mit Stille kaufen sollten. Sie haben ihnen auch das Versprechen von Freiheit und der Share Economy abgekauft. Wenn sie blöd genug sind, das zu machen, dann werden sie auch blöd genug sein, eine CD voller Stille zu kaufen.

Anzeige

Wie viel Geld hoffst du, damit zu verdienen?
Vulfpack haben 20.000 US-Dollar verdient. Es ist eine Sache, das Geld zu verdienen, und wieder eine andere Sache, bezahlt zu werden, oder?

Ja.
Schau mal, ich weiß, dass wir hier ein Spiel spielen. Ich bin nicht halb so clever wie Vulfpeck, aber ich zwinge dich, dir das Modell digitaler Streams noch einmal genau anzuschauen, mit dem sich Musiker rumschlagen müssen.

Gibt es zu diesem Streamingmodell denn überhaupt eine Alternative?
Meinst du das jetzt ernst, oder bist du einfach nur faul?

Ja, ich meine das ernst. Was gibt es denn abgesehen von hingebungsvollen Anhängern, die physische Tonträger kaufen, sonst noch?
Lasst uns zurück zum fairen Handel kehren. Die Vorstände sacken Millionen ein und die Musiker wehren sich nicht. Es ist fast so, als gäbe es keine Zukunft für Musiker.

Na gut … Danke Michelle!

Folgt Dan bei Twitter—@KeenDang

**

Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.


MEHR VON YOU NEED TO HEAR THIS

Diese Band hat einen Weg gefunden, Spotify auszutricksen und wirklich Geld damit zu verdienen

Sie haben nicht beschissen, sie sind einfach clever.

Wer braucht Vinyl, wenn du Musik auf alte Röntgenbilder pressen kannst?

Sowjetische Teenager in den 1950ern hörten Musik auf Platten aus weggeworfenen Röntgenbildern.

Wir haben mit einem Mann gesprochen, der sein Leben lang taub war und jetzt Musik hören kann

Er bewertet Klassik mit 99 von 100 Punkten, Blues mit 91 und Reggae mit 85. Sorry, Indie.