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Diese Bands findest du in den Proberäumen Wiens

Hinter schalldichten Türen ist es unmöglich auf Österreichs Nachwuchs zu kommen. Aus diesem Grund haben wir nachgesehen, was sich in Wiens Proberäumen abspielt. Wer dort spielt, zeigen wir euch hier.

Alle Fotos von Stefanie Katzinger

In Wien wird bekanntlich viel Musik gemacht. Das war ja immer schon so. Wer hat denn keinen Freund, der in einer Band spielt oder irgendwie aktiv mit Musik zu tun hat? Man merkt es vor allem an den unzähligen Eventeinladungen auf Facebook, von denen dich, wenn’s gut geht, gerade mal ein Viertel interessiert. Dennoch ist es spannend herauszufinden, welche Musik im Moment durch die Proberäume Wiens streift. Aus diesem Grund haben wir uns in das T-ON auf der Linken Wienzeile 40 begeben, um herauszufinden, welche Bands hinter diesen schalldichten Türen stecken könnten. Das T-ON gehört zu Wiens bekanntesten Probemöglichkeiten und bietet sechs unterschiedliche Räume, die man zum Stundentarif mieten kann. Wir zeigen euch, welche Bands man an einem Montagabend dort trifft.

Raum 3—Cajun Red Stars

Cajun Red Stars | Jörg: Akordeon, Klaus: Bass, Martin: Schlagzeug, Erich: Waschboard, Bernd: Geige

Wie oft findet man euch hier?
Jörg: Naja, durchschnittlich zwei Mal im Monat. Deswegen zahlt es sich auch aus hierher zu kommen, da ein eigener Proberaum zu teuer wäre.

Was macht ihr denn alle beruflich?
Bernd: Ich bin Englischlehrer.
Erich: Ich bin in der Gastronomie tätig.
Martin: Bank, im weitersten Sinne.
Jörg: Ich bin Grafiker.
Klaus: Ich bin Schausteller.

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Schausteller, was bedeutet das in deinem Fall?
Klaus: Ich arbeite im Prater. Treten Sie näher, steigen Sie ein, seien Sie dabei. Alles dreht sich, alles bewegt sich.

Cool, wo arbeitest du da?
Klaus: Beim Taifun, aber manchmal auch beim Hotel Psycho, das ist die größte und modernste Geisterbahn Europas.
Jörg: Ja, er arbeitet in einer Geisterbahn.
Bernd: Wir sind eine breite Mischung , also es ist alles da.

Könnte man euch auch für eine Party buchen?
Martin: Ja sicher, wir spielen oft auf Veranstaltungen. Da war alles Mögliche dabei.
Erich: Ich denke uns fehlt nur noch eine Geburt und eine Bar Mitzwa.

Was war bis jetzt am lustigsten?
Jörg: Die Hochzeit, bei der er ins Wasser gefallen ist.

Die Hochzeit, die ins Wasser gefallen ist?
Jörg: Nein, die Hochzeit, bei der Erich mit der Braut in die Alte Donau gefallen ist.

Echt jetzt? Wie kam es dazu?
Erich: Ich war b’soffen. Was hast du d’acht?

Wann und wo kann man euch live sehen?
Erich: Am 17. September im Fluc, am 23. Oktober im Little Stage, in der Rampersdorfergasse und am 4. Dezember am Parhamerplatz, im 17. Bezirk.

Raum 4—Italian Jazz Lounge

Mario: Bass, Marco: Drummer

Ihr seid also alle aus Italien. Was bringt euch nach Wien?
Daniele: Vieles. Liebe, Verzweiflung, Inspirationen, Studium und Arbeit.

Und woher aus Italien seid ihr?
Daniele: Mario und Marco sind aus Lecco, Comer See. George Clooney wohnt auch dort, das ist Marios Nachbar.

Was macht ihr alle beruflich?
Daniele: Ich bin halb Österreicher, also ich mach jetzt den Grundwehrdienst, Totti ist Stock Controller.
Mario: Ich bin Fremdenführer.
Marco: Ich suche gerade nach einem Job.

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Daniele: Gitarre

Ist in nächster Zeit ein Gig geplant?
Mario: Ja, auf jeden Fall schon mal am 6. Februar, im Café Amadeus.
Daniele: Es wird früher auch noch welche geben, aber die sind noch nicht ganz sicher. Ich spiele aber am Donnerstag, dem 17. September mit meiner anderen Band Ithaka im Bach.

Was inspiriert euch?
Mario: Mein Gott ist Stevie Wonder.
Daniele: Meine große Inspiration ist Pino Daniele, aber den wirst du ganz sicher nicht kennen. Hör unbedingt mal rein, es zahlt sich aus.

Totti: Piano

Was sagt ihr über die Musikszene in Wien?
Daniele: Ich gehe öfters auf Konzerte, ich kenne auch viele Musiker, da ich schon etwa drei Jahre hier bin. Ich find die Szene sehr aufregend, aber nicht ganz einfach. Sie ist nämlich etwas versteckt, also die bessere Musik ist irgendwie hinter der Ecke. Es gibt Orte hier, an denen du die besten Musiker in Europa finden kannst. Wiens Underground-Szene ist wirklich spannend.

Raum 3—Räudig und Träge

Thomas: Sänger, Arno: Schlagzeug

Noisey: Ihr nennt auch nur vorrübergehend so?
Thomas: Ja, uns gibt es erst seit Februar.

Gibt es auch eine Facebook-Seite?
Arno: Nein, noch nicht.

Schade, dann können euch unsere Leser gar nicht finden.
Fritz: Das ist auch besser so.

Wie seid ihr zusammengekommen?
Fritz: Das war Wohnen für Generationen. Wir sind ins Altersheim gezogen, Arno und Bernhard sind neu eingezogen. Scherz!
Bernhard: Ich habe mit Arno damals in der Schule schon gemeinsam gespielt.
Arno: Also Thomas und ich sind Cousins und das war auch das Grundgerüst der letzten Band.
Thomas: Ja, wir haben vor fünf Jahren mal eine Band gehabt, haben ein Konzert gegeben und uns danach wieder aufgelöst. Und diese Band haben wir jetzt auch zumindest für ein Konzert geplant, haha.

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Ich hoffe das lag nicht am Konzert.
Thomas: Nein, das Konzert war OK. Die Band war uns einfach zu mühsam, die Koordination und die Abstimmung funktionierte einfach nicht. Wir haben auch einfach begonnen, weil ich eine Midlife-Crisis hatte und unbedingt live spielen wollte. Jetzt drücken wir uns bisschen vorm ersten Konzert, weil sonst lösen wir die Band wieder auf.

Bernhard: Gitarre

Wo soll denn das erste Konzert sein?
Arno: Das letzte, erste Konzert war im Replugged, weil wir dort gratis auftreten durften. Da gab es nur einen Mindestumsatz an Getränken, den wir einbringen mussten. So ähnlich wird’s auch diesmal sein.
Bernhard: Hauptsächlich Freunde werden wieder auftauchen.

Was macht ihr beruflich?
Arno: Ich studier Physik.
Bernhard: Ich studier Gesundheits- und Rehabilitationstechnik.
Thomas: Ich bin in der IT-Branche tätig. Ich arbeite.
Fritz: Ich bin Unternehmensberater.

Arno: Drums

Was denkt ihr über die Zukunft eurer Band?
Arno: Das erste Ziel ist mal eine Setlist gut für unser erstes Konzert hinzukriegen. Das wird mal 90 Prozent aus Covers bestehen und der Rest soll von uns kommen.
Fritz: Ansonsten ist das noch viel zu früh, um da eine Antwort zu geben. Wir schauen dass wir uns mal jeden Montag hier treffen, zusammen rocken und trinken.

Raum 4—Walter

Walter | Arthur: Gitarre, Michael: Drums

Wie seid ihr zusammengekommen?
Michael: Also wir haben dir erste Band vor knapp 30 Jahren miteinander gegründet. Dann haben wir uns eines Tages mal wieder im Wirsthaus wieder getroffen und diese Karriere, dieser brotlose Schrei nach Fortsetzung, wieder gestartet.
Paul: Ich bin nach 17-jährigem Auslandsaufenthalt nach Österreich zurückgekehrt und dazugestoßen.

Wo warst du denn 17 Jahre lang?
Paul: In New York und Holland.

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Was seid ihr denn beruflich ?
Michael: Ich bin Indogermanist, also historisch-vergleichende Sprachwissenschaften.
Arthur: Ich bin freier Autor und Journalist. Ich schreibe beim Falter, Tschocherl-Report, Wiener Zeitung und Augustin.
Paul: Ich bin Ökonom, ich arbeite für die Bankenversicherungsaufsicht.

Paul: Bass

Hattet ihr schon einen Gig?
Michael: Ja, ein Mal einen Beginnauftritt, eine Rahmenveranstaltung für eine Buchpräsentation vom Arthur. Das war vor etwa zwei Jahren.
Arthur: Diese Tschocherl-Report-Geschichte ist nochmal als Buch rausgekommen.

Was hört ihr gerne?
Arthur: Ich bin 70er Jahre-Rock sozialisiert, so wie The Who und Led Zeppelin. Jimmy Hendrix zählt auch zu meinen Einflüssen.
Paul: Als ich zurückgekommen bin, hab ich sehr viel Die Strottern gehört. Die haben mir irrsinnig gut gefallen. Die machen so Wiener Lieder, aber sind von Tom Waits und den Beatles inspiriert.
Michael: Bei mir wechselt das sehr massiv. Im Moment höre ich erstaunlicher Weise nur HipHop. Also heute ganz konkret hab ich Nas und Mos Def gehört, also mehr Old School-Zeug, weil selber Old School.

Wann kann man euch wieder sehen?
Der nächste Gig ist am 14. Oktober im Replugged.

Raum 5—Neoteric

Neoteric | Johnny: Schlagzeug, Ingo: Gitarre

Noisey: Welche Art von Musik macht ihr?
Ingo: Ich würde sagen Heavy Rock. Eher melancholisch angehaucht, mit vielen Balladen, cleanen Elementen und immer wieder auch verzerrt, also eine Art Wechselspiel.

Habt ihr schon Gigs gespielt?
Ingo: Seit über einem Jahr spielen wir schon fast jeden Monat einen Gig.

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Wo spielt ihr am liebsten?
Ingo: Schwierig. Soulveranda war super.
Damon: Locations, die a bissl größer sind.
Ingo: Ja, genau. Wo die PA-Anlage und die Tontechniker super sind.Vorteilhaft sind Lokale, wo sowieso immer Leute hinkommen, so wie das Café Carina am Wochenende. Wenn man dort am Freitag oder Samstag auftritt, kommt viel Laufpublikum.
Damon: Genau, vor allem die Gürtellokale.

Bianca-Keyboard

Was macht ihr denn alle beruflich?
Ingo: Ich bin Diplomkrankenpfleger
Damon: Maschinenbauer
Veronika: Ich Studiere IBWL
Ingo: Johnny macht ein Lehramt in Phsyik. Bianca arbeitet in der Klangfarbe, in der Akustikgitarrenabteilung

Welches Ziel haltet ihr euch vor Augen?
Ingo: Ja, das was sich jede Band wünscht. So viele Auftritte wie nur möglich zu haben, vor vielen Menschen zu spielen, dass man vielleicht ein paar CDs oder Songs auf iTunes verkaufen kann und zumindest die Ausgaben wieder reinkriegt. Das wäre schon mal toll.

Sind eure Ausgaben schon drinnen?
Ingo: Im Moment nicht, aber es gab schon Konzerte, wo wir tatsächlich zufrieden waren mit dem was wir verdient haben.

Damon: Bass

Wann sieht man euch wieder live?
Ingo: Erst nach dem Studio wieder, vielleicht am 26. Oktober oder Mitte November nochmal in Graz. Im Dezember hätten wir auch nochmal was geplant, aber es ist noch nichts fix. Ab Jänner dann wieder monatlich.

Raum 6—Und Mittendrin Catherine

Und Mittendrin Catherine | Catherine: Gesang, Jochen: Bass, Robert: Piano

Noisey: Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Robert: Singer/Songwriter. Reduzierte Musik mit deutschen Texten. Meistens aus Gitarre, Bass und Gesang, manchmal auch mit Klavier. Klassische Liedermacher.

Woher kennt ihr euch ?
Robert: Jochen und ich sind uralt-Freunde aus ewigen Zeiten, Catherine hat Jochen beruflich kennengelernt.
Catherine: Naja, eigentlich war es doch ein anderes Band-Projekt.
Jochen: Ja, stimmt. Also wir haben beide mit den Grünen zu tun. Ich hab dort mal gearbeitet, Catherine ist noch immer dort. Da gab es eine Band, eine Grüne Hop on Hop off Band in der Catherine gesungen hat und ich habe dort Bass gespielt. Weil wir zwei Musik machen wollten, hab ich mir gedacht, dass die Catherine da gut hineinpassen würde.

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Wie kann man sich so eine Hop on Hop off Band vorstellen?
Jochen: Das ist so eine Spaß-Band, wo viele Leute involviert sind und viele Auftritte hat, aber Und Mittendrin Catherine ist meine echte Band.

Was macht ihr neben der Band?
Catherine: Ich arbeite im Grünen Parlamentsclub und bin für das Personal zuständig
Robert: Ich bin selbstständiger Grafikdesigner, systematischer Coach und Trainer für gewaltfreie Kommunikation.
Jochen: Ich bin in der EVN (Niederösterreichische Energieversorgung) und arbeite in der Kommunikation.

Wo und wann ist euer nächster Gig?
Jochen: Am fünften November im Fanialive, bei den Gürtelbögen. Das ist ein Ausleger vom Fania, das am Yppenplatz ist. Dort spielen wir unseren dritten Gig.
Robert: Wir sind noch recht am Anfang.

Raum 5—Dearrische Kapö'n

Dearrische Kapö'n | Niki: Gitarre (links) Max: Bass, Matthias: Schlagzeug, Christian: Gitarre (rechts)

Noisey: Woher kennt ihr euch denn alle?
Max: Gitarrist und ich sind Geschwister.
Niki: Matthias und ich kennen uns vom Architekturstudium.
Christian: Ich hab als Tür’lsteher angefangen.

Dann spielt ihr ja schon lange zusammen.
Matthias: Ja, kann man so sagen. Also die Kerngruppe spielt schon eine Ewigkeit zusammen. Die derische Kapön gibt es etwa schon 23 Jahre. Es gibt aber noch eine Gruppe, die so ähnlich heißt. Mit denen haben wir uns aber nie gestritten oder so. Also ich weiß nicht mal ob die noch existieren.
Niki: Ja, die gibt es noch, aber das ist eine Kabaret-Gruppe, keine Band.

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Was macht ihr denn alle beruflich?
Niki: Innenarchitekt.
Max: Chemiker.
Matthias: Architekt.
Christian: Ich bin Kulturtechniker in der Forschungsförderungsgesellschaft.

Wo würdet ihr denn gerne noch spielen?
Matthias: Im Café Carina, das ist einfach ein cooler Laden. Die Bühne ist klasse, sie ist leicht erhöht und hat die perfekte Größe. Ein anderer Ort, der ganz cool, aber etwas weit weg liegt, ist das Davis im 21. Bezirk, bei der Großfeldsiedlung. Wenn man reinkommt, glaubst du du bist in einem Country oder Western-Schuppen.
Niki: Das ist echt einer der besten Läden, in dem wir jemals waren.

Zum Abschluss gab uns der Besitzer, Peter Cebul, noch eine kleine Tour durchs Tonstudio.

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