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Die seltsamsten Platten aller Zeiten

Künstlerinnen, die ihren Pflanzen vorlesen. Eine Ultra Vinyl und eine Platte, die nicht nur aus Vinyl, sondern auch aus menschlichen Fäkalien besteht.

Es herrscht aktuell zweifellos kein Mangel an weirder Musik—wer wissen will, was ich meine, sollte sich mal den in Japan populären Babymetal anhören. Aber angesichts des achten Record Store Days haben wir uns gedacht, wir machen uns mal auf die Suche nach den abseitigsten, exzentrischsten und groteskesten Platten aller Zeiten. Dabei haben wir soviel gefunden, dass sogar The Beach Boys' „Good Vibrations“ (Die 1rpm-Pressung), der Jazz-Synth-Soundtrack des Scientology-Gründers oder die Buckelwal-Gesänge, von denen National Geographic über 10 Mio Kopien verkauft hat, rausgefolgen sind.

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Ann Chase - A Chant for your Plants (1976)

Wahrscheinlich harmlos, vielleicht ein bisschen zuviel Acid. Aber trotzdem: An dieser Platte ist irgendetwas Düsteres. Es ist eine Interpretation von Erik Satie's Gymnopédie Nr 1 für Akustikgitarre und Flöte, über die Ann Chase über ihre unendliche Liebe zu ihren Pflanzen spricht. Ein kleiner Ausschnitt: I want to be a quivering cell in your sensitive root tips, so I can probe into your well of truth. At this moment, I feel myself there, surrounded by millions of your cells, moist and wet with your sap, vibrating with your rhythm. Die Liner Notes beschreiben Chase als eine Künstlerin, Autorin, Lektorin und Wissenschaftlerin in "Noetik Scienes". Außerdem sei sie Absolventin einer kosmischen Universität. Ahso. Uns erinnert das ganz an Edgar D. Mitchell, den Gründer des Institute of Noetic Sciences, oder auch: Der Mann, der wirklich der nächste L. Ron Hubbard sein wollte.

RA-X - The Opium Den (Parts I-IV) (2004)

Vielleicht hast du von Wayne Coynes' Idee gehört, das Flaming Lips-Album The Flaming Lips and Heady Fwends für den Record Store Day 2012 mit Leuten wie Neon Indian oder Ke$ha zu kreuzen. Das hier ist im Grunde das Gleiche, aber noch ein Level drüber: Der Holländer Vicent Koreman aka RA-X fügte der Pressung von The Opium Den (Parts I-IV) eine kleine Menge menschlicher Fäkalien hinzu. Diese gaben dem Vinyl eine bräunliche Farbe. Außerdem stank die Platte beim Abspielen. Warum zur Hölle? RA-X hat sich entschieden, die Frage nie öffentlich zu beantworten.

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Christian Marclay - Record Without a Cover (1985)

Zwei Jahre vor der ähnlich bizarren Scheibe Record Without Grooves brachte Christian Marclay noch ein Album heraus. Das bizarre daran ist weniger die Musik, sondern die Tatsache, dass Record Without a Cover eben genauso verkauft wurde: Ohne Cover oder Hülle. Die Instruktionen an die Plattenläden verboten sogar ausdrücklich, die Platte irgendwie in eine schützendes Äußeres zu verpacken. Die Idee dahinter: Der natürliche Alterungsprozess, Kratzer und Staub sollte jede Platte einzigartig machen.

Various artists - RRR 500 (1998)

Viele Platten haben gegen Ende „Locked grooves": Das sind Rillen, die einmal um die kompletten Platte herumgehen und die Nadel daran hindern über den Rand weiterzuspringen. Meist sind sie still, manchmal haben sie aber auch eine bzw anderthalb Sekunden Sound, so dass sich einen inifinte Loop ergeben (wer sich das anhören möchte: Godspeed You Black Emperor’s F# A# Infinity, Abba’s Super Trouper, and The Beatles’ Sgt Pepper’s Lonely Hearts Club Band sind berühmte Beispiele.) RRRrecords hat das auf die Spitze getrieben: Auf ihrer Scheibe RRR 500 sind—ihr werdet es erraten— 500 Bands mit 500 locked grooves. D.h. die Nadel muss mit der Hand auf jede Rille gesetzt werden um sie zu anzuhören, und es ist quasi unmöglich den herauszupicken den man will. Das Artist-Register der Platte reicht von Miles Davis bis zu den Teletubbies.

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Laurence Lane – Bip c/w Bip Bip (1999)

Sei gewarnt: Diese Platte wirst du dir nicht anhören können. Es sei denn, du hast einen Plattenspieler mit eingebautem Barcode. Die Double B-Side dieser Pop Records' 7'' hat nämlich keine Rillen. Um das Ganze noch seltsamer zu machen, empfiehlt die eine Seite eine Geschwindigkeit von 45rpm, die anderen 90rpm. Der Künstler Laurence Lane hat sich übrigens nicht mit einem sinnlosen Projekt zufrieden gegeben, sondern später auch noch die Störgeräusche von verschiedenen PA-Anlagen in Manchester aufgenommen.

M.G. Morgan and Hugo Benioff - Out of this World (1953)

Die Platte Out of this World beginnt mit den Worten „This is a record of actual earthquakes…”. Dr. Hugo Benioff von der CalTech University entwickelte in den 50ern einen Seismographen, der seine Daten auf ein Analogtape aufzeichnete. Man hört dabei allerdings nicht einfach nur den Sound eines Erdbebens—das wäre zu einfach. Der Track „Earthquakes" besteht daraus, dass die Original-Aufnahmen in zwei bis dreifacher Geschwindigkeit und mit einer hohen Frequenz abgespielt werden. Das Resultat ist ein wankendes, zitterndes Geräusch.

Jonty Semper – The One Minute Silence From The Funeral Of Diana, Princess Of Wales (2001)

Es gibt Stille. Und es gibt Stille, die sich selbst als Kunst bezeichnet. Jonty Semper hatte die dubiose Idee, auf die Straße zu gehen und während der Beerdigung von Lady Di eine Minute Schweigen aufzunehmen. Das klingt genauso kitschig wie berechnend. Semper hat das seither mehrfach bei verschiedenen Anlässen gemacht. Das Verrückte: Die Menschen reißen ihm das Zeug aus den Händen. Im Grunde es das so, als würde er Luft verkaufen.

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Various artists - Lappish Joik Songs from Northern Norway (1956)

Nicht viele Alben haben die Macht, dich an deiner eigenen Existenz zweifeln zu lassen. Aber 10 Sekunden von diesen Norwegern, die nomadischen Rentiere hüten, werden das schaffen. Es singt stets nur eine einzelne Person mit ein bisschen Percussion, aber das reicht, um dich um deinen Verstand zu bringen. Diese Lappen (ethnisch gemeint!) singen in der Tundra von Nordskandinavien irgendwelche Nonsensworte, und alles um dich herum verliert sofort an Bedeutung. Du solltest diese 58-Track-LP wirklich mit äußerster Vorsicht behandeln.

Janek Schaefer - Recorded Delivery (1995)

Der Londoner Janek Schaefer benannte diese Platte noch einem spezifischen Service der britischen Post. Er verpackte ein laufendes Aufnahmegerät und schickte es overnight quer durchs Land. Auf der Scheibe hört man einen pfeifenden Postman, Türen werden geöffnet und geschlossen, und die Männer der Nachschicht unterhalten sich über ihr Sexleben, inklusive eines überraschenden Ausrufs des Wortes „Anus". Brian Eno hat sich mal öffentlich gewünscht, er wäre selbst auf die Idee gekommen.

Peter Yeung kauft Musik nur in Form von durchsichtigem 180g-Vinyl. Er ist auf Twitter - @pierrotlejeune

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