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Wie Indie-Musiker mit Mode spielen

Große Stars lassen sich von großen Designern ausstatten, während Indie-Musiker ausgelatschte Chucks und löchrige Jeans tragen? Weit gefehlt.

Foto: Sandro Jödicke | WHITEDESK

Jay Z und Beyoncé haben vor ein paar Tagen ihre gemeinsam Tournee „On the Run“ angekündigt.

Wer für diese Tournee Kostüme für Queen Bey und Jay-Z anfertigen wird, ist noch nicht bekannt. Man kann aber vermuten, dass große Namen aus dem Modegeschäft dabei sind: siehe Beyoncés letzte Tournee „The Mrs. Carter Show”, für die weltbekannte Designer wie Roberto Cavalli, Gucci, Dsquared oder Riccardo Tisci von Givenchy Kostüme angefertigten.

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Es ist nichts Neues, dass große Stars und Pop-Diven Outfits von bekannten Designern zugesteckt oder angefertigt bekommen. Der Zweck dahinter ist auch klar: gleichzeitig einen guten PR Stunt für den Pop-Star und das Modehaus hinbekommen. Manchmal werden Teile, die auf Konzerten getragen wurden, gar zu richtigen Ikonen. Denkt an Madonnas BH von der „Blonde Ambition“ Tour.

Der BH wurde von Jean-Paul Gaultier angefertigt—weil er sie so mochte—und ging in die Geschichte der Mode ein. Eine Variante des BH wurde dann von Lady Gaga übernommen. Im Video für „Alejandro“ hat sie eine ähnliche Variante des Gaultiers BH an. Natürlich ist ihre Version verrückter, eben mehr gaga.

Bei Indie-Bands gibt es dagegen kein Team aus Designern und Stylisten, die die Outfits bei Tourneen koordinieren. Das wäre auch ziemlich falsch, bei Indie-Bands geht es schließlich viel mehr um die Musik, die soll im Mittelpunkt stehen und nicht irgendeine Hidden-Marketing-Agenda. Das heißt aber nicht, dass Indie-Bands immer in langweiligen Jeans, dreckigen Converse Sneakers und irgendwelchen zufällig im Koffer gefundenen Tops auftreten. Auch Indie-Stars haben coole Styles und machen sich so manche Gedanken, um den Zuschauern für einen Abend nicht nur musikalische sondern auch visuell zu beflügeln und man sollte nicht vergessen, dass die eigentlichen Trendsetter eben genau diese Bands/Solo-Künstler sind.

Sufjan Stevens machte es uns brillant vor. Für seine 2006er Tournee hatte er selber bunte Schmetterlingflügel angefertigt. Sein Hippie-Kindheit hatte ihn bestimmt dazu kreativ inspiriert, er ging ja immerhin auf eine Waldorfschule in Michigan und seine Eltern waren echte Hippies.
Seit den Schmetterlingsflügeln von 2006 hat sich Sufjan Stevens weiterentwickelt und seine Flügel wurden immer prachtvoller, mehr designt und zu einem Markenzeichen seiner Live-Auftritte.

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Fever Ray aka Karin Dreijer-Anderson von The Knife ging 2009 mit einer schweren Maske und in ganz schweren Stoffen eingekleidet auf die Bühne. Ihre Inspiration für dieses Outfit waren die Masken aus Papua Neuguinea, die sie im Metropolitan Museum in New York gesehen hatte. Für ihr Bühnenoutfit sind immer folkloristische Traditionen wichtig, sie meint, es gäbe heute viel zu wenige Riten. Auf der letzten Berliner Fashionweek waren viele Models wie Fever Ray geschminkt (s. Bagaz und Ep_Anoui by Eva Poleschinski)—ein gutes Beispiel wie Indie Künstler die Mode und Trends inspirieren bzw. wie etwas, das eher im Underground lebt, vom Mainstream aufgegriffen werden kann.

Die Berliner Band Bonaparte um Frontmann Tobias Jundt mag es Live sowieso bunt. Die letzte Performance war gerade vor ein paar Wochen bei einer Dandy Diary Party in Berlin-Mitte. Bei dem Konzert ist er mit zwei Performern aufgetreten, die in Hautton Bodysuits neben ihm wild getanzt haben. Die Bodysuits waren mit einem Schriftzug übersehen, Jundt selbst hatte, ganz der Punk, nur eine dreckige und zerfetze Jeans an.

Bonapartes Style ist dem Elektro-Clash-Stil verschrieben (s. Peaches, Chicks on Speed, Liars, the Rapture u.v.m.). Der Stil hat einen gemeinsamen Nenner: Neon-Farben, weisse besudelte Hosen (s. Liars vor allem) und Converse Sneakers. Häufige Nacktheit ist auch okay. Bei Electro-Clash-Musikern ist Verkleidung/Styling sehr wichtig und meistens eine DIY Sache.

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Im Vergleich dazu gehen Hundreds fast schon den klassischen Madonna-Weg: Sie lassen sich von Designern ausstatten, zumindest Sängerin Eva. Während die beiden Männer auf der Bühne meist klassische Anzüge tragen, erschien Sängerin Eva bei der Releasetour zum neuen Album vor wenigen Wochen in einem in seiner auffälligen Schlichtheit beeindruckenden Designerkleid aus dem Hause Howitzweissbach. Das Leipziger Design-Duo ist noch viel mehr Indie als Hundreds, aber die Idee bleibt dieselbe wie bei den großen Stars: gegenseitig Aufmerksamkeit füreinander schaffen—sei es nur dadurch, dass man gut aussieht.

Foto: Matthias Rueby / Musikblog

Diese Indiebands und Künstler sind nur einige wenige von jenen, die ihren Auftritten durch besondere Outfits unvergesslich machen. Vergesst nicht die eine Band, die uns den besten Style seit Jahrzehnten geschenkt hat: Nirvana. Ohne sie hätten wir den Grunge nicht und Flanellhemden und alte Woll-Cardigangs würden heute nicht mehr salonfähig sein.

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