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Die besten Aufreißschuppen Salzburgs

Jeder muss irgendwann einmal einen Stich landen. Wir sagen dir, wo du das in Salzburg am besten kannst.

Erst letzte Woche haben wir hier einen detaillierten Guide für die besten Erstsemestler-Aufreißschuppen in Wien gegeben. Weil wir aber wissen, dass österreichische Medien oft dazu neigen, alles außerhalb von Wien ein bisschen auszublenden, will ich nun mit euch auch mein Sauf-und Aufreißwissen über meine wunderschöne Heimat Salzburg teilen. Hauptsächlich, um all jenen von euch behilflich zu sein, die irgenwann einmal dort zu Gast sein werden. Natürlich will ich meinen Salzburger Trink-Compadres aber auch nochmal eine kleine Gedächtnisstütze bieten.

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Salzburg ist, wenn es ums Nachtleben geht, ein komplettes Paradoxon. Auf der einen Seite strotzt die Stadt nur so vor wohlhabenden und vermeintlich vornehmen Leuten und Locations, und du musst auch nachts aufpassen, dass dir die dicken Audis nicht über die Füße fahren. Auf der anderen Seite hat man aber selten eine Stadt gesehen, in der die Menschen sich kompromissloser und ungezügelter die Kante geben, nur um dann vor betrunkener Geilheit übereinander herzufallen. Wenn du versuchst, einen Samstagabend nüchtern in der Salzburger Altstadt (in der sich 95% des kompletten Geschehens abspielt) zu verbringen, wirst du dir schnell vorkommen, als wärst du in einer Mischung aus Irren- und Lusthaus gelandet, das eben zufällig auch Unesco-Weltkulturerbe ist. Und du wirst dich in Folge am nächsten Samstag vermutlich einfach doppelt so schlimm betrinken. Trotzdem liebe ich diese Stadt und ihre unberechnebar-verrückten Ureinwohner auf ganz seltsame Art und Weise. Nun wieder genug mit dem halbsentimentalen Heimatgefasel—hier sind die besten Salzburger Aufrissschuppen: Segabars

Foto via Facebook

Die Salzburger Segabars sind das Imperium des einfaches Aufrisses. Geschätzt gibt es in Salzburg mittlerweile etwa zweihundert davon. Vielleicht sind es auch nur fünf, aber die sind strategisch derart gut platziert, dass auch wirklich jeder bockige Single in Salzburg, freiwillig oder unfreiwillig, irgendwann im Laufes eines Partyabends in einer Segabar landet. Tatsächlich haben die Segas in Salzburg sogar einen solchen Stellenwert, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der Bürgermeister sich Segameister nennt, oder gar die ganze verdammte Stadt in Segaburg umbenannt wird. Keiner gibt zu, dass er in Segabars geht, aber jeder tut es. Die Leute, die hingehen, haben immer die selben seltsamen Alibis. „Ich schau nur kurz rein weil ein Freund dort ist." „Ich hab einfach Lust auf Musik, die ich mit 12 auf der Bravohits Vol. 17 gehört hab." „ Ich hab eine Segabar-Membercard geschenkt bekommen und muss jetzt quasi hinschauen!" Alles Bullshit. Tatsächlich wollen fast alle Besucher einfach nur ein Teil der Fleischschau sein, möglichst viele grauenhaft gemischte 2-Euro Drinks zu sich nehmen, ihre Zunge in den Mund eines x-beliebigen Menschen stecken und im Idealfall daheim noch ordentlich Matratzensport zu betreiben. Egal wie sehr man Sega Bars auch verachtet—niemand, der jemals drinnen war, wird bestreiten, dass sie einer der einfachsten Orte der Welt sind, um Stich zu landen.

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Flip Foto via Facebook

Wie ganz viele der anderen Lokale, ist das Flip direkt in den Mönchsberg hineingestemmt worden. Das Flip ist eine Höhle, in der seit Abertausenden von Jahren die selbe Urzeit-Hardrock und Metal-Playlist läuft. Und Höhlen machen normale Menschen bekanntlich zu Höhlenmenschen. Dementsprechend primitiv und effektiv verläuft dort auch die Partnersuche. Das Aufreißen verläuft immer nach den selben Regeln: Die Höhlenmenschen gehen zunächst an die Bar, und trinken einige der berühmt-berüchtigten Tagescocktails oder Long Island Ice Teas, die so stark gemischt sind, dass das Sichtfeld mit jedem Zug am Strohhalm spürbar kleiner wird. Wenn der Alkoholpegel stimmt, setzten sie sich an einen Tisch zu den nächstbesten Artgenossen (Attraktivität spielt bei der Partnerwahl des Höhlenmenschen nur bedingt eine Rolle). Irgendwann im Laufe des Abends wird die antike Hardrock-Playlist immer unterbrochen, um diese unbeschreiblich grauenhafte Ballade mit dem „I'm gonna fuck you" -Refrain zu spielen. Es passiert jedes verfluchte mal. Und das ist der Zeitpunkt, an dem die Höhlenmenschen beginnen, mit einander rumzumachen. Ein immer wieder faszinierendes Balz-Schauspiel.

Take Five/Half Moon

Foto via Facebook Das Take Five ist das Non Plus Ultra der Salzburger Schnöselclubs. Dort finden sich primär zwei Sorten von Menschen. Erstens: Brutal aufgetackelte junge Tussis in superkurzen Kleidern. Zweitens: Alte, reiche Männer, die auf aufgetackelte junge Tussis in superkurzen Kleidern stehen. Und da, meine jungen männlichen Leser, kommt ihr ins Spiel. Ihr könnt den Tussis vielleicht finanziell nicht ganz so viel bieten, aber ihr seid dort immer eine willkommene Abwechslung zu den ganzen Festspiel-Juppies. Neben den seltsamen Dance Moves der alten, reichen Knacker wirst du selbst wie ein professioneller Tänzer wirken, wenn du ein völliger Bewegungslegastheniker bist. Und wenn du gewillt bist, dein Erspartes in überteuerte Drinks zu investieren, wird eine der Tussis früher oder später schwach werden.

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Und hier fängt dein bonziges Aufreißabenteuer erst an. Wenn dir ein Wannabe-Styler-Club nicht reicht, hast du natürlich in 20 Metern Entfernung zum Take Five immer noch das Half Moon oder Haferl, wie die Salzburger Ureinwohner es von je her nennen. Dort sind die Regeln ähnlich wie im Take Five, obwohl die Männer durchschnittlich jünger sind. Das macht sie aber bei Gott nicht cooler, auch wenn sich die Kerle da drinnen selbst für junge Götter halten. Auch wie Musik ist der selbe Radio Energy-Elektro-R'n'B-Schmarrn wie in allen anderen Schnöselläden. Das wirklich Wichtige: Die Leute sind genau gleich spitz. Soda Club Foto via Facebook

Salzburg ist ja, obwohl es ein paar Uni-Institute gibt, alles andere als eine Studentenstadt. Die wenigen Leute, die doch gerne so tun als wären sie supercoole, alternative Studenten, versammeln sich im Soda Club. Der Soda ist das Epizentrum der Salzburger Pseudohipster. Nun könnte man meinen, dass dieses Publikum sich beim gegenseitigen Aufreißen nicht ganz so offensiv und animalisch verhält wie anderswo. Aber weit gefehlt: der Soda Club ist sexuell gesehen schlimmer als der Hellbrunner Zoo. Ich habe mich oft gefragt, wie es kommt, dass die Leute sich dort so hemmungslos und notgeil verhalten. Meine Theorie: Es liegt tatsächlich am Gestein des Mönchsberges selbst. Dieser feuchte, leicht müffelde Geruch des Gesteins vernebelt den Leuten im Soda die Sinne, und wirkt wie ein Aphrodisiakum. Anders kann ich mir manche Dinge, die ich im Soda Club gesehen und erlebt habe, nicht erklären.

Rudolfskai

Foto via Wikimedia

Ich habe lange überlegt, ob es moralisch überhaupt vertretbar ist, den Rudolfkai in diese Liste aufzunehmen. Vermutlich bewege ich mich mit diesem Tipp gar in einem rechtlichen Graubereich, denn am Rudolfkai hat maximal ein Fünftel der Besucher überhaupt schon die Schule abgeschlossen. Ich sage nur so viel: Wenn du wirklich verzweifelt bist, weil du in der restlichen Altstadt niemanden abbekommen hast, hast du immer noch die Möglichkeit, dich durch diesen pubertären, elenden Kriegsschauplatz zu kämpfen, um dort nach den willigen Volljährigen zu suchen. Hey, immerhin sind dort gleich zwei Segabars und mit dem Shamrock und dem O'Malleys zwei Irishpubs, in die sich immer wieder orientierungslose Aufrissopfer verirren, beheimatet. Und wenn dir die komasaufenden, stänkernden Halbwüchsigen dann emotional doch zu viel werden, um dich um deine Aufreißmission zu konzentrieren, hast du immer noch die Möglichkeit in deinem Rauschzustand über die Staatsbrücke zu torkeln und dein Glück am anderen Ufer der Salzach im Watzmann zu probieren—dort hat wirklich noch jeder Volltrottel einen Riss gelandet.