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10 Dinge, die mir die Laune auf der Tanzfläche verderben

Vom Junggesellenabschied über Humper bis zur Nebelmaschine.

Foto via Shutterstock

Michael Jacksons „Blood On The Dance Floor" ist kein Track, den man jemals auf der Tanzfläche gehört haben muss—doch der Titel weckt verborgene Blutrauschfantasien, angetrieben von den katastrophalsten Verhaltensweisen, die Menschen inmitten eines Nachtlokals überhaupt verbrechen können.

Die Woche war lang und ihr Ende schien weiter entfernt als die Chance, dass D’Angelo wirklich irgendwann mal ein neues Album releasen wird. Doch jetzt stehst du hier, mit deinem wohlverdienten achten Feierabendbier, der DJ spielt nicht zum 5. mal »HipHop Hooray«, sondern Musik, die dich zum Lächeln bringt. Und alles könnte so schön sein, wären da nicht die ganzen anderen Leute, die Dinge tun.

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Hier angeprangert sind die 10 schlimmsten Attentäter, die dein himmlisches Wochenende in den Limbus der Club-Todsünder verdammen können und werden. Mein einziger Rat ist eine flinke, rechte Hand voll Babypuder als schlagendes Argument, das folgenden Exemplaren die Flausen aus dem Kopf stauben sollte:

Der heilige Taschenkreis

Handtaschen können praktisch sein. Wenn man Dosenbier ins Kino schmuggeln will oder Spass dabei hat, sie entgegen der Sicherheitsauflagen unbeaufsichtigt an Flughäfen oder Bahnhöfen abzustellen. Aber es gibt einen Ort wo eine Handtasche absolut nichts zu suchen hat : Im Club! Ich habe es nie verstanden, warum Frauen ihren Kleinlastwagen mit Umhängefunktion unter enormen Risiko auf prolongierten Bandscheibenvorfall bis in die Disko hieven, nur um vor Ort festzustellen, dass er sie beim Tanzen stört. Nachdem dieser Typ Frau meistens im Rudel auftritt, wird dann mitten auf der Tanzfläche ein totemartiger Handtaschen-Scheiterhaufen aufgebahrt, der in neu errungener Bewegungsfreiheit rhythmisch umzirkelt wird. Wehe, du kommst der heiligen Schatzinsel aus antiken dm-Kassenzetteln, verklebten Tabakresten und deckellosen Deorollern zu Nahe—alles da drin sind überlebenswichtige Survival-Utensilien, die mehr Recht auf Tanzflächen-Fläche haben als du.

Die Liebenden

Amore ist schön. Wunderschön. Und wir freuen uns alle wirklich, ehrlich mit euch, dass ihr es geschafft habt, dank maximiertem Alkoholkonsum, minimierter Erwartungshaltung und einer gebrochenen Hemmschwelle Zweisamkeit in einem Nachclub zu finden. ABER: es gibt einen Grund, warum es „Zwei"samkeit heißt. Während ihr gerade dabei seid den ersten Schritt in Richtung morgendlichem Walk-Of-Shame zu gehen, seht ihr für uns leider nur aus wie ein paar hormonverdröhnter Putzerfische, die einen Wettbewerb in alternativer Zahnreinigung zelebrieren. Spätestens wenn das Schmatzen der Zungenakrobatik neben dir lauter ist als der Beat, der aus dem Subwoofer bounched, steht ganz klar fest: God damn, go and get yourself a fornicating room.

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Die Choreographen

Fatboy Slim hat es damals schon sehr schön visualisiert—Tanzen ist eine „Weapon Of Choice". Die meisten von uns sind in einer Zeit aufgewachsen, in der uns oberkörperfreie R'nB Stars im strömenden Regen supercoole Choreos vorgetanzt und am Ende damit das Mädchen bekommen haben. Du hast jeden Nachmittag nach der Schule heimlich vor dem Fernseher die ganzen freshen Moves geübt und hast sie immer noch alle drauf. Icecold. Dein Flavor ist am Start. Du wartest nur auf das richtige Lied und den richtigen Moment, um deine harttrainierten Superkombos zu zeigen, mit denen du in jedem Real-Live Tekken der unbezwingbare Endboss wärst. Nur leider bist du in keinem Omarion oder TLC Video, sondern auf einer eh total überfüllten Tanzfläche. Solange du kein befremdschämender Youtube-Star werden möchtest, solltest du deine Performance bei einem Glas warmer Milch besser wieder ins Wohnzimmer deiner Tante Hildi verlagern. Sie freut sich drüber.

Foto: Becky Everite|flickr| CC BY-NC SA 2.0

Die Humper

Der vielleicht anstrengendste Dancefloor-Attentäter ist der Humper. Zum Glück der Männerwelt ist er ein relativ einseitiges Problem der weiblichen Tanzlokalöffentlichkeit. Das dämmrige Zwielicht der Clublandschaft bietet ihm idealen Lebensraum. Der Humper bewegt sich darin instinktiv. Er greift in der Regel alleine an. Sobald er sein Opfer ausgespäht hat, pirscht er sich fast lautlos an sie heran. Während seine Beute nichtsahnend ihre Hüften schwingt, als wäre sie ein Polaroidfoto, schlägt der Humper zu. Er dockt sich mit seinen Lenden an wie ein Parasit an seinen Wirt. Man muss hierbei zwischen zwei Spezien unterscheiden: dem Hover-Humper und dem „mutigen Selbstüberschätzer". Während der Hover-Humper verdeckt agiert und berührungslos vorgeht, jagt der Mutige Selbstüberschätzer ohne jegliche Berührungsängste. Wenn kein Babypuder vorhanden ist, eignet sich auch eine gezielt artikulierte Degradierung um den Humper wieder zurück in seine ewigen Jagdgründe zu verscheuchen, bis ihm letztendlich irgendwann eines der schwächeren Tiere zum Opfer fällt. Also pass auf—vielleicht tanzt du schon seit zehn Minuten mit irgendeinem Typen wie im Major Lazer Video, ohne es selbst gemerkt zu haben.

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Der Debattierclub

Als ein Mensch, der dafür bekannt ist, Sprachdiarrhoe im täglichen Buchstabenumfang einer Brockhausenzyklopädie um sich zu schmeißen, bin ich die Letzte, die ein schlechtes Wort an Kommunikation lassen würde. Es wären ohnehin eher 276 Worte. Nichtsdestotrotz ist verbale Interaktion wirklich wichtig um den Missverständnissen unserer subjektiven Realitäten aus dem Weg zu gehen. Wenn du es als unzumutbaren Kleintierrassismus empfindest, dass kein Vierbeiner soviel Internetprivilegien geniesst wie süße Katzenbabies es tun, dann tausche dich über deine Gefühle aus. Wenn du Beziehungsprobleme mit deinem Mädchen hast, weil sie sich weigert den annualen Star Wars Marathon mit dir zu huldigen, verdammt nochmal, search your feelings und rede mit ihr darüber. Tanz nach deinem Namen auch noch die Bestellung an der Würstelbude, aber tu es bitte, bitte an einem anderen Ort als inmitten der Tanzfläche, während alle andern um euch herum versuchen nonverbal zu eskalieren.

Das Moses-Phänomen

Ich weiß nicht, ob mir meine exzessiv-postpubertäre Energydrinkzeit damals supernatürliche Kräfte verliehen hat, oder ich die humanistischere Inkarnation von Magneto bin, aber scheinbar kann ich Menschenmengen teilen. Sobald ich mich auf Tanzflächenterrain befinde, ziehe ich rastlose Pilgerer an, als wäre ich eine katholische Kreuzwegstation. Egal wo man steht oder mit wie vielen Menschen man versucht auf engstem Raum zu tanzen—auf wundersame Weise bildet sich immer und überall ein Gang für Jemanden, der jetzt genau da durch muss wo du gerade tanzt. Und seine 25 Freunde auch. Bevor ich mir für den nächsten paranoiden Anfall einen selbstgebastelten Alu-Hut mitnehmen muss, widerlegt meine Verschwörungstheorie und plant eure kollektive Kaffeefahrt in Zukunft bitte um den Dancefloor herum. Hier gibt es nichts umsonst. Danke!

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Die Attention Whores

Nur für dich haben sich schon vor 600 Jahren Frauen wie Christine de Pizan und Jeanne D’Arc ihre Finger mit Gleichberechtigungsträumen schmutzig gemacht, damit du heute stolz von dir sagen kannst, dass du eine Crazy Bitch bist und auch deine besten Freundinnen alle deine Crazy Bitches sind. Ihr seid so durchgedreht und vogelfrei wie aufgescheuchte Bordsteinschwalben, die im Tiefflug mehr Instagram-Likes jagen als ein Duckface am Tag fressen kann. Und gerade weil ihr so super unabhängig seid, muss es jeder wissen. 5/8 Prosecco ersetzen das MDMA und spülen sirenengleiche Tonhöhen zum Vorschein, an denen nächtlich tausende Fledermäusen an Gehörsturz verenden. Sollte das die totale Aufmerksamkeit bis dato noch nicht in eurer Rampenlicht manövriert haben, gibt es immer noch die Möglichkeit, sich lasziv taktlos gegen den Takt aneinander zu reiben und hin und wieder dabei geniert zu kichern, damit niemand auf die Idee kommt, euer Balztanz hätte das Ziel anwesende Männer zu bezirzen. Wenn selbst das nichts nützt bleibt nur noch der Griff nach der Dramabombe—randgefüllt mit Tränengas und hysterischem Wutgeschrei. Bei RTL und MTV „Reality TV" seid ihr herzlich willkommen —im Club seid ihr es nicht.

Die unbewusst Kuschligen

Einsamkeit ist ein Phänomen, das paradoxerweise immer umso mehr Vorkommen findet, desto größer die Populationsdichte einer Stadt wächst. Metropolen sind Singlehochburgen und Wien ist dabei keine Ausnahme. Da kann man es niemandem zum Vorwurf machen, wenn er sich mal alleine fühlt, nach Nähe sehnt. Es kann frustrierend sein, wenn das einzige, was man am Valentinstag mit Schaumbad und Massageöl überraschen wird, die eigene rechte Hand ist. Und es ist scheiße, wenn dir auch deine Freunde oder deine Mama nicht den Körperkontakt geben, den du so sehr brauchst. Aber der 30cm Radius meines heiligen personal space ist die verminte Grenzlinie, an der mein Ponyhof des Mitgefühls sein Ende hat und eine kompromisslose Diktatur aus berührungsphobischer Misanthropie beginnt. Wenn du ohne ersichtlichen Grund so Nahe an mir klebst, dass ich Malen nach Zahlen mit den Mitessern auf deinem linken Nasenflügel spielen könnte und ich förmlich spüren kann wie sich unsere Fingerspitzen bereit zur Super-Saiyans Fusion machen, stehst du definitiv zu Nahe neben mir—und das solltest du ändern. Jetzt.

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Foto: Alex de Cavalho| flickr| CC BY 2.0

Junggesellenabschiede

Was zum Teufel ist bitte aus dem guten alten Stripclub geworden? Wenn du daran glaubst, dass dir ein Keuschheitsring und ein Stück Papier Liebe für die Ewigkeit prophezeien, ist das okay. Manche Leute glauben schließlich auch an Reptilian Humanoids oder bleiben bei rot an der Ampel stehen. Nur leider gibt es auch Personen, die diese staatlich anerkannte Nachnamenspende nur vollziehen, weil sie ihr Leben davor scheinbar gehasst haben. Wie sonst kommt man auf die Idee, sich neckische Team-Shirts anzutun, auf denen neben einer schlechten 0815-Vektorgrafik sowas wie „Top-Wife Kandidatin" in Neonpink steht, oder steckt seine elfenbeinweißen Männerbeinchen in ein €9,99 Krankenschwester Kostüm von Beate Uhse, um abgelaufene Schnapsfläschchen an Minderjährige zu verkaufen? Allein diese Textzeile hatte mehr Aufregung als deine Bachelorparty. Dein Junggesellenabschied symbolisiert den letzten Abend deines Lebens vor dem finalen Zweikampf. Hat deine Freiheit zum Abschied nicht etwas Feierlicheres verdient? Wie zum Beispiel wippende Po-Backen, auf vertikale Metallstangen drapiert? Brecht in einen Zoo ein und geht Nacktbaden im Pinguingehege. Pierct euch gegenseitig die Bauchnäbel mit diesen Plastikpalmen die in Cocktailgläsern baumeln. Geht in ein Wiener Kaffeehaus und bestellt „einen Cappuccino mit Sahne und eine Apfelschorle, bitte"—macht irgendwas Verrücktes, nur haltet eure ironischen Federboas bitte von s!zeneorientierten Tanzlokalen fern.

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Nebelmaschinen

Last but not least hat es mein Todfeind an die Siegerposition geschafft: Nebelmaschinen. 1990 hat angerufen—es will seine Nebelmaschine nicht zurückhaben. Niemand will Nebelmaschinen haben. Niemand. Es gibt einen Grund, warum es militärische Erfindungen wie Rauchbomben gibt und ihr Effekt dem von Nebelmaschinen so gespenstig ähnlich ist, es ist genau der Gleiche. Sogar die Katholiken wussten schon, dass Rauchnebel den Zweck hat, böse Geister zu vertreiben und jedes mal, wenn der Nebelfluidverstäuber seine teuflischen Flatulenzen in meine freiliegenden Körperöffnungen peitscht, bekomme ich eine Idee davon, wie sich Exorzismus anfühlen muss. Dies ist ein verzweifelter Aufruf an Menschen—lasst uns alle Nebelmaschinen der Welt auf Pestkarren aus den Städten zerren und sie in einem lodernden Freudenfeuer der triumphalen Atemwegsfreiheit endgültig in Rauch aufgehen lassen. Danke.

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