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David Mayers ‚Werkzeug eins‘ ist keine Grundlage für Plagiate

Der Produzent David Mayer hat monatelang Sounds gesammelt, die er nun als erstes Keinemusik-Samplepack veröffentlicht.

Vielleicht ist es ein wenig zu hoch angesetzt, wenn man sagt, dass sich um das erste Keinemusik-Samplepack gerade ein kleiner Hype entwickelt, aber Werkzeug eins von David Mayer erregt auf jeden Fall Aufmerksamkeit und—für den Schöpfer des Packs sehr viel wichtiger—das Feedback ist bisher äußerst positiv. „Das ist interessant, denn ursprünglich ging es mir bei diesem Projekt darum, Sounds in erster Linie nach meinen persönlichen Bedürfnissen und Vorstellungen zu schaffen“, erklärt David Mayer, Teil der Berliner Technocrew Keinemusik. Dass andere DJs und Produzenten Gefallen an seinen Loops und Samples finden, ist ein Bonus, der letzte Schritt sozusagen.

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Der erste Schritt war der Spaß, den David daran hatte, am modularen Synthesizer im Studio seines Freundes NGHT DRPS rumzuspielen. Mehr war es anfangs eigentlich gar nicht. „Spielerisch ist das Stichwort“, sagt David. „Ich wollte das Modularsystem im Grunde nur ausprobieren und habe es dann wegen der vielen Möglichkeiten, die es beinhaltet, lieben gelernt.“ Stundenlang hat David einfach nur Dinge ausprobiert, je mehr er sich mit der Maschine auskannte, desto eher kam er auch zu einem Ergebnis, das er gesucht hatte. Viel häufiger führte ihn der Zufall allerdings zu einem anderen Ergebnis, was die Sache erst richtig interessant machte.

Ein modularer Synthesizer besteht—wie der Name sagt—aus sehr vielen unterschiedlichen Modulen (etwa Schwingungsgeneratoren, Filtern, Sequenzern und Effekten), die beliebig miteinander kombiniert werden können. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Synthesizer, dessen Komponenten fest miteinander verbunden sind und daher faktisch als klangliche Presets feststehen, erhält man durch die unfassbar vielen Möglichkeiten eines Modularsystems unendlich viele Sounds.

Der modulare Synthesizer, auf dem die meisten Sounds aus dem ‚Werkzeug eins‘ Pack entstanden sind.

Bei David Mayer entstanden durch die Spielereien in erster Linie perkussive Sounds—eben Sounds, die er auch in seiner Produktion verwenden würde. Wer sich ein wenig mit der Keinemusik-Diskographie auskennt, weiß, dass große Melodien und fette Synthie-Basslines dort wenig Platz finden. Einen neuen Track würde er in der Regel mit Toms und Claps beginnen, erklärt David und solche Sounds hat er nun selbst auch gesammelt.

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Dazu kommen Shaker, die einem Track auf Anhieb einen bestimmten Groove und dadurch Lebendigkeit einhauchen können. David hat jede Menge Shaker selbst aufgenommen und zwar indem er mit Reis, Couscous, Kichererbsen, Kaffeebohnen oder Schrauben in unterschiedlichen Behältern gespielt hat—Keramiktassen, Glas, Pappe, Holz oder Metalldosen—und den Sound im Studio aufgenommen hat. „Shaker vermitteln immer ein direktes Gefühl“, sagt David, „auf diese Sounds habe ich auch schon sehr positives Feedback bekommen.“

David (links) und NIGHT DRPS im Studio.

Stellt sich nur die Frage, ob David Mayer nicht Sorge hat, seinen eigenen Sound und vor allem den auf perkussiven Elementen, Toms und Shakers basierenden Signature Sound seines Labels Keinemusik damit jedem preiszugeben, der bereit ist, 25 Euro für ein Samplepaket zu bezahlen? Schließlich könnte jeder, der ein wenig mit Produktionssoftware umgehen kann, nun Keinemusik-Tracks nachbauen. „Ich glaube nicht, dass das passiert. Wenn das so wäre, würden ja längst viel mehr Tracks gleich klingen, schließlich bedient sich jeder an Sample-Packs. Das meiste entwickelt sich ja beim Produzieren, weil dort erst die eigentliche Kreativität entsteht, durch den Einsatz von Effekten, Filtern, Pitch oder Speed“, beruhigt David.

David probierte viel mit verschiedenen Shaker-Materialien: Kichererbsen, Kaffeebohnen, Reis.

Der Eindruck, dass das Label Keinemusik so einen charakteristischen Klang hat, ergibt sich eh aus der Gruppendynamik der fünf Köpfe hinter dem Label. „Das entsteht aus den Charakteren hinter Keinemusik, das kann gar nicht plagiiert werden.“

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David macht sich da keine Sorgen, ganz im Gegenteil, er ist sehr gespannt, was andere Produzenten aus seiner Vorlage machen. In seinem Pack legt er großen Wert darauf, dass alle Klänge möglichst roh und unbearbeitet sind—Filter und Effekte sollen erst in der Produktion draufgelegt werden. Daher sind die Sounds aus dem Werkzeug eins auch „keine Grundlage für Plagiate“. Und sie sind eine Antwort auf das, was David aus seiner eigenen Produktionsbiographie satt hat—dass Sounds aus Samplepacks alle gleich klingen, weil sie bis zum geht nicht mehr mit Effekten und Filtern zugeklatscht sind und dadurch kaum noch Raum für kreative Bearbeitung lassen. „Das soll alles super einfach sein, viele Freiheiten lassen und vor allem Spaß machen.“

Der letzte Schritt: das Finale Bearbeiten der Samples.

Kauft euch das Werkzeug eins Sample pack direkt im Keinemusik-Shop.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Thump.

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