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Das Vestibül ist der beste Ort der Welt

Das Vestibül ist die kleine Bar neben dem Burgtheater, in der im Sommer einen Monat lang Partys sind. Für unseren Freund Volker ist es aber mehr.

Alle Fotos: Judith Lutz

Deprimierende Leere macht sich breit. Die Fußball-WM ist vorbei.

Nein, zu den Menschen, die dieses Gefühl beschleichen, gehöre ich mit Sicherheit nicht. Spaßig waren die Public-Viewing-Abende dennoch. Man kann in Wien aber auch ohne passiv-sportliche Nebenerscheinung dem nächtlichen Open-Air-Flair frönen. Das Vestibül ist einer dieser Orte, ja eigentlich ist das Vestibül der beste dieser Orte. Vestibül!

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„Ihr wisst schon, dass nächste Woche Vestibül startet“, habe ich unlängst in meinem Freundeskreis verbreitet. „Scheiße“, kam da oft postwendend zurück. Begleitet von einem breiten Grinser und Funkeln in den Augen. Negativ konnotiert sieht anders aus. Dies bedeutet nämlich einen Monat voller freudig lauer Bier- und Spritzer-Abende in- und außerhalb des Burgtheaters. Seit bald sechs Jahren lebe ich mittlerweile in Wien. Vor drei Jahren stolperte ich erstmals zufällig in einen dieser Abende. Party im Burgtheater? Für einen Innsbrucker in Wien etwas Faszinierendes. Und für andere wahrscheinlich auch, hoffentlich. Niemand konnte, oder wollte(?), mir wirklich sagen, was denn hier eigentlich passierte. Viele antworteten mit akuter Wiener Auskunftsfreude: „Wien eben“. Ich akzeptierte, vorübergehend. Erst als ich eine sich anmutig verrenkende junge Dame beim Tanz beobachtete und schließlich fragte, bekam ich eine gehaltvollere Antwort.

„Impulstanzfestival“, und das hier sei die Festivallounge. Einen ganzen Monat lang (heuer vom 17. Juli bis zum 17. August) steht Wien im Zeichen dieses Festivals und den dazugehörigen Parties. Die steigen, mit zwei Ausnahmen, alle im kleinehrwürdigen Antlitz des Vestibüls. Bei freiem Eintritt, samt großartiger einheimischer DJs und Bands. Und sollte es drinnen dann doch ein wenig zu warm werden, geht man einfach vor die Tür und genießt dort die ausgelassen sympathische Gesellschaft. Ach scheiße, seien wir ehrlich: Eigentlich steht man immer draußen rum und trinkt, was ja im Sommer eh die richtige Entscheidung ist. Drinnen tanzen eh nur verrenkte Profis, die das wirklich können und einem Angst machen. Man kann immer hinschauen und trifft einen Monat lang eigentlich immer irgendjemanden, den man kennt. Los geht’s immer um 22:00 Uhr. Also jener Uhrzeit, die noch zwei bis sieben Getränke erlaubt, um am nächsten Tag nicht völlig von der Rolle dem Traumjob nachgehen zu können. Vorausgesetzt natürlich, man bleibt stark und nicht bis zum Schluss.

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Vielleicht weiß ich deshalb nicht mehr wirklich, wann Sperrstunde ist. Weil dieses Starkbleiben einem ein gewisses Maß an perfektionierter Selbstkontrolle abverlangt. Oder auch: Ich bin recht einfach zu überzeugen. Übrigens wird man bei selbst mitgebrachten Getränken nicht sofort des Geländes verwiesen. Solange man diese draußen konsumiert, natürlich. Irgendwann kommt sogar jemand mit großem Müllsack im Anschlag vorbei. Viele helfen dann mit beim Entsorgen, was ebenfalls für positive Schwingungen sorgt. Oftmals stürzen auch neugierig beschwipste Touristengruppen vom Rathausplatz vorbei, wo zur selben Zeit das Musikfilmfestival regen Anklang findet. Ich antworte dann: „Wien eben".

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