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Was zu viele Feiertage mit uns machen

Der Mai ist nicht nur der Monat mit dem Wonnemond, sondern auch ein Monat mit vielen Feiertagen. Staatsfeiertag, Christi Himmelfahrt Fenstertag, Pfingsmontag. Du säufst zu viel Screenshot via nedmartin Fangen wir mit dem Offensichtliche

Der Mai ist nicht nur der Monat mit dem Wonnemond, sondern auch ein Monat mit überdurchschnittlich vielen Feiertagen. Auch wenn ich riskiere, mir virtuelle Arschtritte einzuhandeln: Feiertage sind gar nicht so großartig, wie ihr denkt. Beispiel: Seht mal vor und nach den Weihnachtsfeiertagen in den Spiegel. Davor: Ihr seht vielleicht ein bisschen müde aus, der Nagellack ist von den Nägeln gesplittert, die Haare sind ungewaschen und ihr könntet echt die beschissenen zwei, drei Kekse vertragen, die eigentlich auch für den Rest der Feiertage vollkommen ausreichen würden.

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Danach: Ein aufgedunsenes, rotes Gesicht, ihr habt massiv, übelst, sehr viel zugenommen, eure Haut erinnert euch an den Tiefpunkt eurer Pubertät und eure ersten Erfahrungen mit Clerasil und entspannt seid ihr auch nicht. Feiertage sind nämlich eine soziale Zumutung, ein La Grande Bouffe. Nur ohne der Absicht, am Ende draufzugehen. Dein Basenhaushalt leidet, deine Leber leidet und alle tun so, als wäre das toll. Solltest du übrigens so richtig mitten im Leben stehen, dir abends Grünen Tee machen, dazu Sellerie-Sticks in fettfreien Dip tauchen und der Jahreszeit angepasste Deko-Gegenstände basteln/ kaufen, dann hör lieber auf zu lesen, flüchte vor der verdorbenen Jugend. Wir wären eh viel lieber wie du. Sind wir aber nicht und da wir jetzt unter uns sind, lieber Bonvivant, sind hier all die grausamen Peitschenhiebe, die wir uns selbst geben.

Man säuft zu viel

Fangen wir mit dem Offensichtlichen an. Einen Tag vor dem feiertagsbedingten Kater wird man abends zum sprichwörtlichen Fass ohne Boden. Einen Tag mehr frei zu haben, löst bei uns etwas aus, das Matthias Reim mit den Worten "Wow. Das ist der Burner." kommentieren würde. Btw, wenn ihr euch dieses großartige Video noch immer nicht angesehen habt, dann fucking tut es. Zurück zum Wesentlichen: dem Saufen. Vor einem Feiertag ist man ganz Glanz und Gloria, Konfettikanone und Amore, Hedonismus und Ich-vergesse-dass-es-so-etwas-wie-ein-Hangover-gibt. Aus dem Sundownder wird ein am-nächsten-Tag-downer. Aber das Schlimmste ist, dass es nicht nur bei einem Abend voller Exzesse und Räusche bleibt, nein, manch magische Geschöpfe kosten auch den nächsten Abend noch so richtig aus – zwar sind sie noch immer verkatert, aber die ersten drei Bier werden das schon richten.

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Man verschwendet nicht nur seine Jugend, sondern auch sein Geld

Wenn man viel Geld ausgibt, tritt besonders ein Phänomen ein: Man ignoriert sein Konto. Kontoauszüge? Nope (Wobei, macht überhaupt noch jemand Kontoauszüge?). Mal einen kurzen Blick ins Internet-Banking wagen? Way too dangerous. So entwickelt sich ein Teufelskreis: Du weißt, du hast viel Geld ausgegeben, du hast Angst aufs Konto zu schauen, du denkst dir "Ist jetzt auch schon scheißegal.", du gibst noch mehr Geld aus und stehst dann den Rest des Monats zitternd vorm Bankomaten, weil du Angst hast, dass irgendwann die schlimmsten Worte der Welt auftauchen: Behebung derzeit nicht möglich. Wofür du zu viel Geld ausgibst, siehst du unter anderem oben. Aber das Geld wird nicht nur fürs Fortgehen draufgehen, sondern auch für den Fenstertag, an dem alle Geschäfte offen haben und du mit tausend Anderen auf die wahnsinnige Idee kommst, doch wieder einmal shoppen zu gehen. Oder für den Lebensmitteleinkauf, der mehr kostet, als du an zwei Tagen verdienst – man könnte ja verhungern.

Man verliert überdurchschnittlich viel Zeug

Oder du wirst glauben, es verloren zu haben. Wie gesagt, da es mehr Möglichkeiten zu ausufernden Besäufnissen gibt, potenziert sich die Chance, mehr Dinge als sonst beim Ausgehen zu verlieren, auf eine ganz natürliche Weise. Letztes (verlängerte) Wochenende habe ich zum Beispielt meine Kopfhörer (wieder einmal) verloren geglaubt. Am Montag hat sich dann herausgestellt, dass ich sie nur verborgt hatte. Tja. Aber, wie ich an anderer Stelle schon erwähnt habe, passieren einem beim Ausgehen ständig beschissene Dinge und Jacken, Körperflüssigkeiten, Handys, Schamhaare, Geldtaschen und Würde zu verlieren, gehört leider dazu wie damals das Amen ins Gebet.

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Man hat einen Tag zu viel – und der verwirrt den menschlichen Geist

Ein Arzt hat mir einmal erzählt, dass der menschliche Körper sehr lange braucht, um sich von der Zeitumstellung zu erholen. Einen Tag mehr frei zu haben verwirrt den Körper wahrscheinlich nur, weil man zu viel trinkt, aber vor allem verwirrt er den Geist. Angenommen, du bist ein Mensch, der einen Job hat und der fünf Mal die Woche von früh bis spät arbeitet. Dieser Mensch weiß, dass Wochenenden der heiligste Scheiß der Welt sind. Das heißt, man betrinkt sich entweder am Freitag und erholt sich am Samstag, oder man ist noch so jung und fit, dass man sich noch sowohl am Freitag als auch am Samstag einen hinter die Binde kippen kann. So. Nun hast du einen ganzen fucking Tag mehr, um auszugehen. Das bedeutet, du kannst deine Gewohnheiten durchbrechen und hast mehr Zeit, um dir deine Lebenszeit zu verkürzen. Das bringt einen aus dem Rhythmus. Zumindest ich persönlich bin sehr verwirrt, wenn ich verkatert aufwache und nicht in die Arbeit muss. (Ist ja nicht so, als würde man nie betrunken in die Arbeit gehen.) Dann wird der Freitag im Geiste schnell zum Samstag, was zur Folge hat, dass man zwei Sonntage hat. Mal ehrlich, wer zum Teufel braucht zwei Sonntage hintereinander? Richtig. N i e m a n d.

Man ernährt sich ungesünder

Stichwort Drunkfood. Stichwort bestellen. Stichwort Essen gehen. Stichwort Kateressen. Stichwort Cheat Day(s). Ihr seht schon, the Magenwand is the limit. Warte, WAS? Du bestellst auch sonst? Du isst auch sonst betrunken oder verkatert zu viel? Und, OMG, sagst du gerade, dass du auch sonst essen gehst? Ja, eh. Aber auch wenn ich keine Studie bin, behaupte ich jetzt, dass an Feiertagen oder an Tagen, die um den Feiertag liegen einfach mehr gefressen wird. Wenn ihr ganz tief in euer Verdauungssystem schaut, werdet ihr mir Recht geben.

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Man wurde mindestens einmal gefragt, ob man denn wohl noch studiert

Ihr alle wisst, dass es drei Möglichkeiten gibt, wer diese Frage stellt: Mama, Papa oder irgendein jüngerer, potentieller Sexualpartner beim Fortgehen. Ob du deine Eltern nun ich Echtzeit triffst oder endlich mal wieder Zeit (und, oh, die Nerven) hast, mit ihnen zu telefonieren: It is on. Gibt es zu dieser Art Fragen, die Eltern stellen, eigentlich schon ein Trinkspiel?

Man fährt zum Billa beim Prater oder beim Franz-Josefs-Bahnhof

Was ich an Wien am meisten, wirklich am allermeisten, hasse? Jede Einkaufsmöglichkeit, die Sonn- und Feiertags offen hat. Nein, sagen wir so: Ich hasse die Menschen, diese gierigen Arschlöcher, die zum Billa pilgern, als hätte gestern nicht jedes Geschäft wegen dem Feiertag bis 20:00 offen gehabt und hätte nicht jedes Geschäft am nächsten Tag wieder offen. Die kleinen, süßen Türken, die an manchen Ecken und Straßen angesiedelt sind, meine ich hier auch nicht. Das Geschäft, das so ein Billa an einem Feiertag hat, würde ich ihm zwar wünschen – die Menschen allerdings nicht. Also lasst es mich umformulieren: Mir widerstrebt jede Einkaufsmöglichkeit, die bei einem Bahnhof oder in einem AKH ist und Billa oder Spar heißt und in dem sich Menschen wie Shopping-Zombies durch durch die Gänge quetschen. Wer wenn er groß ist Misanthrop werden möchte, dem reicht ein kurzer Crashkurs in einem Feiertagsbilla und die Sache ist erledigt. Woher ich das weiß? Weil ich natürlich auch schon gelegentlich zu diesen Arschlöchern gehört hae.

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Man streitet mehr

Entweder im Rausch mit seinem Freund oder seiner Freundin, mit den Eltern wegen siehe oben, mit einem Türsteher, mit der Fotze die sich beim Bahnhofs-Billa vorgedrängelt hat oder eh mit allen.

Man leidet an einem Social Hangover

Wer Menschen eigentlich nicht so gern mag und sein dreckiges, aber geliebtes WG-Zimmer bevorzugt, weiß, was damit gemeint ist. Weil man sonst nicht so viel Zeit hat, meint jeder Mensch, der sich im Freundes- oder Bekanntenkreis befindet, dass man sich unbedingt wieder einmal sehen muss. Da einem langsam die Ausreden ausgehen und man die Leute ja doch auch sehen möchte, rast man wie ein Wildgewordener von einem Café ins nächste. Nach viel Bussis, Umarmungen, "Ahas", "Na args" und "Und sonst sos" steigt man irgendwann aus dem Blickfeld des letzten bekannten Gesichts und muss die Informationsflut erst einmal verdauen. Man hat Watte im Kopf, irgendwo ist noch das Echo von einem Beziehungsdrama und einer Erfolgsstory und wenn die Türe ins Schloss fällt, ist man fertiger als nach einem Halbmarathon. Nach so einem Tag bzw solchen Tagen, fängt man wieder an, an originellen und neuen Ausreden zu feilen.

Isabella liebt Feiertage trotzdem: @isaykah

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