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das erste date mit

Das erste Date mit… Tokio Hotel

Die Tokio Hotel-Zwillinge Bill und Tom Kaulitz haben sich früher schon Frauen geteilt, ein Doppeldate war also nichts Neues für sie.

In unserer Reihe „Das erste Date mit …“ gehen wir mit Musikern auf ein erstes Date, um ihnen möglichst unangenehme Fragen zu stellen, die man bei einem ersten Date so abfrühstückt, und ihnen eine Chance zu geben, sich möglichst von der besten Seite zu zeigen—genau wie bei einem ersten Date.

Tom und Bill Kaulitz, die Zwillinge von Tokio Hotel, sind Rockstars per Definition, leben in der Metropole L.A., führen ein Highlife und gehören zu den wohl bekanntesten Menschen in diesem Lande, die sich nicht mal unerkannt auf der Straße bewegen können und vor allem noch nie in ihrem Leben U-Bahn gefahren sind. Das ist ziemlich genau der Gegenentwurf zu meinem Leben. Aber man soll schließlich auch mal aus seiner Comfortzone raus, musikalisch als Noisey und persönlich als quasi in der U-Bahn lebender Mensch. Für das Doppeldate mit Bill und Tom Kaulitz sind wir also auf einen romantischen Spaziergang mit ihren beiden Hunden Pumba (und der Andere) gegangen, auf dem wir vom Heiraten und Kinderwünschen über Autos, Groupies, mögliche Berufswahlen wie Pornostar oder BWL-Student bis hin zu Drake alle wichtigen Datefragen abdecken konnten.

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Übrigens veröffentlichen Tokio Hotel am 27. März ihre neue Feel It All-EP und starten am Freitag ihre Welttournee. Das mit dem zweiten Date wird also erstmal nichts.

Wisst ihr eigentlich, dass wir auf einem Date sind?
Tom: Ja.
Bill: Ich habe gehört, das ist dein erstes Doppeldate.

Ja, wart ihr schon mal auf einem Doppeldate? Macht ihr sowas zusammen?
Bill: Nein, aber wir hatten mal dieselbe Freundin.

Wirklich?
Bill: Ja (lacht). Also was heißt Freundin? Das war so der erste Kuss. Tom hatte ihn damals zuerst mit dem Mädchen.
Tom: Wir hatten aber mehrere zusammen, ne. Auf jeden Fall einige, die wir gut fanden, ich erinnere mich an mehrere. Mit einer hatten wir auch den gleichen Kuss.

Mehrere, die ihr euch geteilt habt?
Bill: Wir haben die so ein bisschen geteilt.
Tom: Ja, ich war immer zuerst, muss man sagen und dann ging das so ein bisschen über. Als ich keine Lust mehr hatte, habe ich sie dann an Bill abgegeben.

So macht ihr das also.
Bill: Eigentlich nicht. Aber früher vielleicht. Unsere Freundinnen waren auch immer miteinander befreundet. Wir hatten immer einen ähnlichen Geschmack, aber jetzt, wo wir ein bisschen älter geworden sind, hat sich das ein bisschen verändert. Oder, Tom? Ich finde, jetzt gehen unsere Geschmäcker ein bisschen auseinander.
Tom: Als Teenager findet man ja auch alles gut, was halbwegs gut aussieht.
Bill: Wobei auf dem Dorf gibt es auch nicht so viel Auswahl. Wir sind ja in einem kleinen Dorf aufgewachsen, da gab es dann immer nur zwei hübsche Mädchen.

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Tom ist also der Aufreißer und du bist etwas schüchterner?
Bill: Ja, ich bin etwas schüchterner.
Tom: Ich muss aber sagen, der Aufreißer bin ich jetzt auch nicht mehr. Ich bin schon seit vier, fünf Jahren aus dem Game raus, weil ich eine feste Freundin habe. Die Zeiten liegen hinter mir.
Bill: Ich bin noch schüchtern und nicht in einer Beziehung. Ich bin auch eher der zurückhaltende Typ. Tom war ja am Anfang immer krass unterwegs und Georg auch.

Was, Georg auch?
Bill: Georg auch, die haben das mit den Groupies schon ordentlich ausgekostet. Aber ich bin eher so der Romantiker, was das angeht.

Och. Und der Gustav?
Bill: Gustav ist mittlerweile sogar verheiratet, mit 26.

Das ist aber jung. Wäre das für euch eine Option, so jung zu heiraten?
Bill: Es heiraten jetzt ja ganz viele so mit 25, 26, in L.A. kriege ich das auch immer wieder mit. Viele in unserem Alter haben schon Familie. Für mich ist das kein Thema, weil ich ja nicht verliebt bin. Aber wenn das alles passt, würde ich das auch machen.

Wie viele Hunde habt ihr?
Bill: Die zwei, Toms Freundin hat auch noch einen, in L.A. haben wir dann drei Hunde. Aber unsere privaten Hunde sind die beiden.

Wenn der Kleine Pumba heißt, heißt der Große dann Timon?
Bill: Schön wär’s. Tom, er sollte Timon heißen.
Tom: Ich verrate seinen Namen nicht gern, weil ich nicht will, dass die ganzen Fans ihn rufen. Alle wissen, dass er Pumba heißt und alle rufen immer Pumba. Das Gute an ihm ist aber, dass er nicht hört.
Bill: Klar hört er!
Tom: Wenn die ganzen Leute Pumba rufen, ist das für ihn, als würde jemand Kathrin rufen.
Bill: So ein Quatsch.
Tom: Aber wenn ich mit meinem rausgehe und alle würden seinen Namen kennen… Wir nehmen die ja immer mit auf Tour, dann müssen wir auch mal mit ihnen Gassi gehen und werden von einer Traube Fans und Fotografen begleitet, die immer die Hundenamen rufen. Aber er geht immer kein Stück weiter, weil niemand seinen Namen kennt, weil ich so ein guter Papa bin.

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Habt ihr gegegenseitig was mitzureden beim Daten?
Bill: Das ist schon wichtig, dass sich der Zwillingsbruder auch mit dem Partner versteht, wobei das eigentlich viel schwieriger für die Partner ist, weil die immer eine Beziehung mit zwei Leuten führen und vor allem weil wir immer die erste Bezugsperson für den anderen sind. Die Beziehung muss sich immer hinten anstellen. Wir sind wirklich so close. Es gibt nichts, was Tom nicht über mich weiß und umgekehrt genauso. Wo Tom ist, bin ich auch. Wir kommen immer im Doppelpack.
Tom: Die normale Partnerschaft, wie sich das andere vorstellen, ist mit uns gar nicht möglich, weil Bill und ich schon die engste Partnerschaft haben, die man sich überhaupt vorstellen kann. Nur ohne Sex.

Was ist, wenn das Mädchen eure Musik nicht mag?
Tom: Das wäre auch in Ordnung.
Bill: Wobei, weiß ich gar nicht, ob das so okay wäre. Findest du das okay?
Tom: Naja, wenn sie grundsätzlich die Musik scheiße finden würde, wäre das ja auch total albern. Das könnte ich gar nicht ernst nehmen. (Gelächter)

Gutes Selbstbewusstsein auf jeden Fall.
Bill: Das wäre ja auch total bescheuert. Die Musik ist ja so privat und so intim. Wenn der Partner das scheiße findet, findet er ja einen riesengroßen Teil an dir scheiße. Das würde ja keinen Sinn geben.

Seid ihr da empfindlich?
Bill: Eigentlich nicht. Wir spielen unsere Musik auch immer als Erstes unseren Familien und Freunden vor. Da gibt es das ganz oft, dass die Leute das nicht schnallen, zum Beispiel bei „Girl Got A Gun“ haben viele gesagt: „Da stehe ich gar nicht drauf, finde ich kacke.“ Aber Tom und ich hatten immer ein gesundes Selbstbewusstsein. Es war auch oft so, dass wenn Leute etwas richtig kacke fanden—auch bei mir optisch—hatte ich noch mehr Bock, das anzuziehen. Wir sind da relativ selbstbewusst und vertrauen unseren Instinkten.

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Macht ihr immer noch Highlife in L.A.?
Bill: Jetzt gerade nicht mehr so, weil wir viel unterwegs sind. Ich arbeite ja ganz gern und bin auch gern im Stress. Wenn ich zu viel Zeit für andere Sachen habe, baue ich meistens Scheiße. Dann wird das zu viel. Ich muss dann immer gucken, dass ich da wieder rauskomme. Und als wir das Album aufgenommen haben und keine anderen Termine hatten, war das schon extrem mit dem Feiern.
Tom: Ich habe immer so Phasen. Manchmal vertrage ich sehr viel und dann kann ich einfach nicht mehr. Bis vor Kurzem war es eigentlich noch relativ viel und an Gustavs Hochzeit habe ich mich so abgeschossen, dass ich seitdem sehr, sehr wenig feiere.
Bill: Gerade gehen wir gar nicht feiern, weil ich so Hypochonder-mäßig darauf achte, nicht krank zu werden wegen der Tour.

Wie feiert man in L.A.? High Society Clubs? Drogen?
Bill: Drogen gibt es superviele in L.A. Kiffen tut natürlich jeder, weil es legal ist. Das ist wie Zigarettenrauchen, das macht jeder. Ansonsten ist es schon anders als hier, alles ist um 2 Uhr zu Ende.
Tom: Es ist alles fancy, es ist lange nicht so ausgelassen und careless wie in Berlin. Es ist alles prolliger.

Findet ihr das cool?
Bill: Ja, es gibt schon coole Clubs, die es hier gar nicht gibt. Dort ist alles sehr durchgestylt. Es hat beides was, man hat auf beides mal Bock.

Fahrt ihr eigentlich noch U-Bahn?
Bill: Nee.
Tom: Ich bin noch nie U-Bahn gefahren.

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Was? Du bist noch nie U-Bahn gefahren?
Tom: (schüttelt den Kopf)
Bill: Ich muss auch ehrlich sagen, ich wüsste gar nicht, wie das mit öffentlichen Verkehrsmitteln geht. Ich könnte nicht mal einen Busplan lesen. Ich wüsste überhaupt nicht, wie ich von A nach B komme, auch mit Straßenbahnen. Ich habe das einfach nie gemacht.

(Wie beenden unseren Spaziergang und gehen in ihr Studio, wo eine Frau (vermutlich ihre Mutter) ihnen Brötchen schmiert.)

Es wäre nicht okay, wenn eure Freundin eure Musik nicht feiert, aber seid ihr skeptisch gegenüber richtigen Fans?
Tom: Man ist schon skeptisch, weil man sich über die Jahre auch sehr isoliert hat. Wir sind schon, seit wir 15 sind, am Machen und dann bist du natürlich gegenüber Journalisten und Leuten, die an deiner Person interessiert sind, was am Ende natürlich auch Fans sind, sehr vorsichtig. Grundsätzlich kann ich das nicht ausschließen, weil ich ja grundsätzlich verstehen kann, dass man Fan von der Musik ist (lacht).

Es ist ein Zwiespalt.
Tom: Es ist ja auch bei jedem Kennenlernen schwierig, weil ich immer weiß, dass die Person mich schon aus der Öffentlichkeit kennt. Es ist zu 98% der Fall, dass derjenige schon mal über dich was gelesen hat. Die einzige Situation, wo das nicht immer vorkommt, ist in Amerika.

Ist das der Grund, warum ihr dort hingezogen seid?
Bill: Ja, total.
Tom: Irgendwann ging das für uns privat nicht mehr und wir wollten wohin, wo man auch mal Leute trifft, die einen noch nicht kennen.

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Du erzählst dann immer, dass du ein tschechischer Pornostar bist, oder?
Tom: Genau. Ich frage mich manchmal auch, was realistisch ist. Wir sehen ja schon so aus… Wir laufen auch privat so rum, vor allem bei Bill fragen sich die Leute immer. Oft sagen sie: „Ich habe das Gefühl, ich kenne dich irgendwoher“, auch wenn sie einen nicht kennen. Jeder in L.A. will immer gleich wissen, ob du in der Industrie tätig bist und ob man über dich irgendeinen Kontakt kriegen kann. Ich überlege mir immer, was ich sagen kann, was realistisch ist und nichts mit Musik zu tun hat. Und dann sage ich immer, ich bin ein Pornostar. Bill sagt, er ist Fotograf.
Bill: Ich weiß nie, was man mir glaubt und dann erzähle ich immer irgendeinen Scheiß. Einmal hatte ich jemand, der selber Fotograf war und meinte: „Was ist denn deine Lieblingslinse? Ich habe auch ein Fotostudio.“ Und ich dachte mir: Fuck, ich weiß überhaupt nichts über Kameras. Dann musste ich mir irgendwas aus dem Arsch ziehen. Letztes Mal, als wir in Miami waren, kam auch ein Typ und meinte zu uns „Hi, ihr seht aus, als ob ich mit euch Geld verdienen kann.“

Das ist ja eine nette Begrüßung.
Bill: Ja, und ich meinte so: „Ach nichts, wir studieren und sind nur bei Freunden.“
Tom: Aber das Problem war, dass wir mit unserem Auto da waren und sie das gleich gesehen haben.
Bill: Genau, er meinte gleich: „Ihr habt doch Kohle.“ Und ich habe dann gesagt, dass unsere Eltern ganz gut Geld haben.
Tom: „Wir sind nur Rich Kids.“
Bill: Er hat uns das aber nicht geglaubt. Die Leute glauben uns das einfach nicht. Ich brauche noch was Realistisches.

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Sag doch einfach, du bist BWL-Student.
Bill: Ja. Oder ich sage eben, ich mache als Hobby Musik.
Tom: Dann denken alle, du bist so ein Möchtegernkünstler.
Bill: Der gerne mal irgendwo Erfolg hätte. Davon gibt es in L.A. ja viele.

Oder Autoverkäufer, dann habt ihr gleich eine Erklärung für das teure Auto.
Tom: (zu Bill) Du siehst eigentlich auch aus wie so ein schmieriger Autoverkäufer, der Gebrauchtwagen vertickt (Gelächter).

Bleibt ihr eigentlich auf dem Laufenden darüber, was in Deutschland abgeht?
Bill: So ein bisschen, geht so. Man bekommt nicht so viel mit in Amerika, wenn man nicht konkret dranbleibt und sich informiert.
Tom: Insgesamt auch wenig, ich beschäftige mich meistens mit meinem Kram. Wenn man gerade im Studio ist und entspannt ein Album produziert, beschäftigt man sich eher mal mit anderen Sachen und informiert sich. Aber auf Tour oder Tourvorbereitung steht man morgens auf, setzt sich gleich an den Rechner und bereitet irgendwas vor. Dann beschäftige ich mit gar nichts außer mit Tokio Hotel.

Wir beim Spaßhaben.

Wollt ihr noch überall die Finger im Spiel haben?
Tom: Was die Band angeht, leider ja.
Bill: Ich würde supergerne mehr abgeben und entspannter sein. Wir haben letztens wieder darüber geredet. Eigentlich haben wir ein Riesenteam und es gibt für alle Leute Aufgabenbereiche, aber letztendlich gucken wir über alles drüber und sind da extrem unentspannt.
Tom: Wir haben eigentlich so viele Leute, die wir jeden Monat bezahlen, um Sachen zu erledigen, aber wenn jedes Thema über unseren Schreibtisch wandern muss, dauert es einfach doppelt so lange. Es ist ganz schwer, diesen Weg zu finden. Ich habe immer unglaubliche Angst, Kontrolle zu verlieren. Dann schiebe ich es immer auf Leute und werde unglaublich frustriert. Es ist schwer, weil ich meine Arbeit als Künstler nur gut machen kann, wenn ich den Kopf frei habe.

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Perfektionisten, ich merke schon.
Beide: Ja, schlimm.

Ihr seid euch wirklich krass ähnlich.
Ja.(lachen)

Wie unterscheidet ihr euch denn? Nicht mal im Frauengeschmack!
Bill: Nur optisch würde ich sagen, aber sonst… Ich finde das schwierig zu sagen, andere könnten das vielleicht besser beurteilen. Ich bin vielleicht noch mehr ein Bauchmensch und Tom ist manchmal überlegter als ich.
Tom: Du hast ein bisschen mehr Disziplin als ich. Du bist ein bisschen verbissener.
Bill: Aber ich mache Sachen auch schnell und unüberlegt, weil ich so unglaublich ungeduldig bin. Das unterscheidet uns. Du hast mehr Geduld, deswegen spielst du auch Instrumente. Ich spiele keine Instrumente, weil ich mich nicht hinsetzen und was lernen kann.
Tom: Bill ist ein bisschen emotionaler und dadurch kommen auch die Bauchsachen.
Bill: Bei mir muss immer alles schnell gehen. Ich rede schnell, ich rede viel und ich kann nie lange auf was warten. Deswegen ist es auch total die falsche Branche für mich, weil Sachen ja auch mal dauern. Ich habe das ganz extrem. Ich kann auch nie eine Email oder eine SMS unbeantwortet lassen. Wenn mir jemand schreibt, kriegt er innerhalb von fünf Minuten eine Nachricht zurück. Ich habe auch noch nie in meinem Leben jemandem Geld geschuldet, ich kriege nie eine Mahnung. Ich kann Sachen nicht liegen lassen. Tom ist manchmal so, dass er sagt „Entspann dich, ist doch scheißegal“. Ich muss immer alles sofort abhaken und ich habe ganz wenig Verständnis für Leute, die schluderig sind.

Vielleicht solltest du doch BWL studieren.
Bill: Ja, ich bin auch so, dass ich immer einen Notizblock habe und sehr organisiert bin (lacht). Ich weiß immer genau, was ich als Nächstes mache.

Eine sehr wichtige Erste Date-Frage ist noch: Hört ihr Drake?
Bill: Nein, ich nicht.
Tom: Ist das gut, wenn man das hört oder nicht (Unwissende Leute im Raum schütteln den Kopf). Ich würde mir kein ganzes Drake-Album anhören, aber einzelne Lieder fand ich sehr gut, „Hold On, We’re Going Home“.
Bill: Ja, der war gut.
Tom: Ich habe grundsätzlich Respekt vor Hits. Da ist mir auch egal, ob das totaler Pop, HipHop oder Rock ist. Wenn das gut gemacht hat und eine eingängige Melodie hat, ist das Mindeste, was ich davor habe, Respekt. Und manchmal höre ich es auch.

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