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Budapest: Die goldene Party-Mitte zwischen Wien und Berlin

Budapest ist nur zwei Stunden von Wien entfernt, aber die Stimmung der Stadt ist ganz anders, als in anderen europäischen Städten.

Foto: Akvarium

Als einen Mittelweg zwischen Wien und Berlin, so könnte man Budapest im Jahr 2016 definieren. Die Stadt bietet eine Mischung aus europäischen Trends und den—manchmal bizarren—Eigenheiten des Balkans, worin das Lebensgefühl der kommunistischen Ära immer noch als Teil des Alltags vorhanden ist. Die ungarische Hauptstadt lässt keine Zeit für eine lange Kennenlernphase und verspricht mittlerweile viel mehr als die berühmt-berüchtigten Ruinpubs.

Als wäre das vergangene halbe Jahrhundert einfach nicht passiert—so fühlt man sich in der kultigen ungarischen U-Bahn Linie M3, unterwegs in den gleichen blauen, verrosteten Züge wie am Anfang der Sechzigerjahre. Budapest ist nur zwei Stunden von Wien entfernt, aber die Stimmung der Stadt ist eine ganz Andere als in europäischen Metropolen. Es gibt alte Einschüsse in den Wänden mancher Altbauten, die Straßen sind versteckt und verwinkelt und die Fußgänger sind so verschlossen, dass es manchmal einfach unmöglich ist, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Trotz allem ist Budapest in den vergangenen Jahren die offizielle Partystadt Osteuropas geworden. Und das ist kein Zufall.

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Foto: Akvarium

Budapest erbaut sich wie Berlin neu, auf den Ruinen der kommunistischen Kulturpolitik. Zwar haben illegale Clubs und Razzien früher recht romantisch gewirkt, gehören heute aber zum Glück der Vergangenheit an. Bars und Kneipen, die versuchen mit möglichst wenig Investment Geld zu verdienen, spielen die Hauptrolle im Budapester Nachtleben. Es hat nicht lange gedauert, bis das Herz der Budapester Nacht, das jüdische Quartier, tatsächlich vollbesetzt war. Im Jahre 2015 gab es bereits rund zweihundert verschiedene Bars und Clubs allein innerhalb der Grenzen des berühmten VII. Bezirks.

Foto: Akvarium

Erzsébet tér, der Platz und Park im Mittelpunkt der Stadt, gehört zum offiziellen Territorium von Sziget. Der Firma, die hinter dem Sziget-Festival steckt. Sie betreibt die gigantische Club und Konzerthalle Akvárium, die aus einem Untergrund P&R entstand und mit eigenem Pool und Riesenrad um Kundschaft wirbt. Der Club bucht internationale Bands unter dem Banner Sziget und lockt damit ein sehr breites Publikum.

Foto: Iambarnie

Als eines der ältesten Kinos in Budapest hat das Toldi seinen eigenen Industrie-Look, mit rohen Betonstützen und Stahlmöbeln. Konzerte und Queer Partys beginnen hier gegen 23:00 Uhr—knapp nach dem letzten Film im Kino—und dauern im Allgemeinen bis zum nächsten Morgen. Budapest hat seine eigene Kirche für Fanatiker der Berliner Technoszene aufgebaut. Mit seinen schwarz ausgemalten Räumen und Regeln—wie zum Beispiel Foto- und Videoverbot—ist es wie ein Stück Berghain, nur fast tausend Kilometer weit vom Original entfernt.

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Foto: Hargi Csík

Leben in Ungarn ist schon nicht mehr so billig wie vor fünf Jahren, aber die Preise sind für Wiener immer noch überraschend niedrig. Alkohol ist in fast allen Lokalen unglaublich günstig: Ein Bier kostet durchschnittlich ein, höchstens zwei Euro, abhängig vom Status der Bar. Auch eine gute Nachricht: Budapest ist seit jahren unter der Herrschaft des Craft-Beer Trends—die Auswahl lässt daher nichts zu wünschen übrig.

Wenn man in die wirkliche Budapester Nacht involviert sein möchte, dann muss man eine eigentümliche Spielregel einhalten. Ungarn können—oder dürfen—niemals die ganze Nacht in der gleichen Bar verbringen. Das Wandern von einem Platz zum anderen ist wahrscheinlich eine der seriösesten Budapester Traditionen. Diese Methode des Ausgangs bringt fremde Leute zusammen und damit entstehen die frohe und lauten Menschenmengen, die jeden Tag die engen Straßen okkupieren.

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