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Bitte an alle Schweizer Musiker: Werdet mehr wie Heidi Happy!

Mit ihrem Song „Marry Me“ wirbt die Luzerner Sängerin für die Unterstützung der Homo-Ehe. Und bringt damit hoffentlich das Politische zurück in den Schweizer Pop.

Heidi Happy hat es getan. Gestern Morgen hat sie es getan. Sie hat „Ja" gesagt! Nicht zu einem bestimmten Mann und auch nicht zu einer bestimmten Frau, sondern so grundsätzlich zur Möglichkeit, dass Letzteres, die gleichgeschlechtliche Ehe, in der Schweiz möglich werden soll. Darüber und dafür hat Frau Happy nämlich einen Song geschrieben, der gestern veröffentlicht wurde.

„Marry Me" heisst das Stück und ist Teil der Kampagne für eine „Ehe für alle!", welche die neue Polit-Bewegung Operation Libero zusammen mit verschiedenen LGBT-Organisationen lanciert hat. Diese fordert von National- und Ständerat, die parlamentarische Initiative der Grünliberalen anzunehmen und so den Weg frei für eine Volksabstimmung über das Thema zu machen, wie sie in Irland stattgefunden hatte. Und von den Befürwortern klar gewonnen wurde.

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Ein neuer Song der so klug wie betörend musizierenden Sängerin, das ist ja schon an sich eine schöne Angelegenheit. Immerhin ist ihr letztes Album Golden Heart auch schon über ein Jahr alt. Musikalisch geht „Marry Me" gut ins Ohr. Eine optimistisch schaukelnde, dabei reduzierte Strophe, ein voller Sehnsucht gehauchter Chorus, das Ganze gedoppelt und beim dritten Mal mit tanzbarem Party-Beat gedopt und fertig ist die eingängige, sommerlich optimistische Pro-Regenbogen-Nummer.

Warum man „Marry Me" aber noch mehr feiern sollte? Warum ihr Schweizer Musiker ihn euch zum Vorbild nehmen solltet? Weil endlich wieder mal jemand den Mund aufmacht und zwar nicht nur, um zu trällern (oder sich über das undankbare Künstlerdasein zu beschweren), sondern um für etwas einzustehen. Denn sind wir ehrlich: Im CH-Pop sucht man politische Stimmen—zumindest in der Deutschschweiz—dieser Tage sonst vergeblich.

Zugegeben: Im Hip-Hop machen gewisse Artists noch den Mund auf. Tommy Vercetti und sogar Knackeboul sind nur zwei Beispiele. Daneben aber wettert höchstens noch die Falten-Garde, etwa die beiden SVP-Nachplapperer Chris von Rohr oder Gölä, misanthropische „Früher war alles besser"-Voten über den Stammtisch Richtung Blick. Und sonst? Im Pop? Die festbank-tauglichen Mundart-Traumschwiegersöhne begnügen sich mit einem diffusen Heimat-Berge-Schokoladen-Brei (siehe Plüsch bis Bligg), die elektronischen Sounder schiessen sich auf das so weltgewandte wie nichtssagende YOLO ein und die neuen Hipster-Helden setzen schon von der musikalischen Anlage her lieber auf existentielle Innenschau als auf Gesellschaftskritik.

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Foto von Janneke van der Hagen

Dabei müsstet ihr alle nicht gleich die Revolution ausrufen. „Marry Me" ist keine Aufforderung zur Barrikadenschlacht und Heidi Happy keine Protestsängerin à la Joan Baez oder Patti Smith (die letzte Woche am Paléo Festival aber vielleicht gerade deswegen gefeiert wurde). Aber der Song thematisiert erstens auf einfache Weise ein konkretes, politisches Thema und stellt zweitens klar, auf welcher Seite Heidi Happy steht, beziehungsweise ihr und ich ihrer Meinung nach stehen sollten.

Diesen Herbst wählt unser Land ein neues Parlament. Bis dahin wird über vieles viel diskutiert werden, über politische Köpfe, aber auch über Themen. Ihr Musiker könntet dabei eine Rolle spielen, wenn ihr denn nur wolltet. Zumindest ich hoffe, dass Heidi Happy nicht die einzige bleibt.

Mehr Infos zu der Kampagne „Ehe für alle!" von Operation Libero und wie ihr selber Teil des neuen Heidi Happy-Videos werden könnt, findet ihr hier.

Heidi Happy folgen und Danke sagen könnt ihr auf Facebook und Twitter.

Und Daniel Kissling des Aktivismus bezichtigen könnt ihr auf Twitter.

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