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Billiger ist besser—die musikalische WM-Eröffnungsfeier mit Pitbull und J-Lo

Pitbull und J-Lo haben uns perfekt auf einen beschissenen Abend eingestimmt.

Die letzte Nacht tat weh. Vielleicht ist das noch der Restalkohol, der aus mir spricht, aber als kroatischer Fußball-Fan habe ich das Gefühl beschissen worden zu sein. Von der Fifa, die einen Sieg Brasiliens brauchte, damit das ganze Land nicht im Chaos versinkt. Von einem Schiedsrichter, der diese Vorgabe genau verstanden hat. Von Fred, diesem minderbemittelten Kackstürmer, der seinen Wechsel zu den Wolverhampton Wanderers aufschieben muss, weil er die nächsten zwei Jahre auf dem Beichtstuhl verbringen dürfte…

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Ja, wenn sich die ganz großen Kräfte gegen dich verschwören, dann badet es sich herrlich im Selbstmitleid.

Da wir die nächsten vier Wochen noch genug mit Fußball dauerbeschallt werden, soll der Ball erstmal ruhen. Denn ich möchte mich auf noch ein schmerzhaftes Ereignis der letzten Nacht konzentrieren—Pitbulls und Jennifer Lopez‘ Auftritt bei der Eröffnungsfeier.

Ich überspringe einfach mal die ersten zwanzig Minuten der Show. Bis auf die 32 Kids, die einen Ball an der Schnur hin und her kloppen, gibt es nichts Spannendes zu berichten.

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Doch dann öffnet sich der LED-Ball. Von Pitbull und J-Lo noch keine Spur, doch ZDF-Kommentator Bela Rethy weiß es mal wieder besser. „Aber vorher erscheint Jennifer Lopez … Oder Claudia Leitte? Das ist Claudia Leitte, der brasilianische Superstar.“ Es ist kein gutes Gefühl, sich auf die Einschätzungen von Bela verlassen zu müssen. Aber wir glauben dem inoffiziellen Samba-Tänzer unter den deutschen Sportkommentatoren mal. Claudia sieht tatsächlich aus, wie ein zusammengekleisterter brasilianischer Superstar. Irgendwo zwischen Supermodel,Pornotranse und liebender Hausfrau. Ich muss dringend mal nach Brasilien fahren.

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Da steigen sie nun empor. „Da ist neben Jennifer Lopez Pitbull, der amerikanische Rapper…“ Bela hat seine Hausaufgaben definitiv gemacht. Pitbull im Copacabana-Zuhälter Outfit und J-Lo mit … ja was soll das sein? Grüne Fetzen, Klunker, Glitzer, eine überdimensionale Halskrause—ich bin überfordert. Wichtigste Erkenntnis schon jetzt, J-Lo ist sich mit 44 immernoch nicht zu schade, ein bisschen Camel-Toe zu zeigen…

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Pitbull, du verdammtes Genie. Hast dich zum Popstar hochgebissen und darfst jetzt vor einer Milliarde Zuschauern am Fernseher auftreten. Wie um alles in der Welt hast du das geschafft? Klar, du hast großartige Songs zerhackt und die Samples über die billigsten Four to the Floor-Drums gelegt. Quasi das „Billiger ist besser“-Prinzip. Musik für Leute, die solche Shirts kaufen, wie du sie anhast, egal ob von Fishbone oder La Martina. Die Fifa weiß halt, was sie tut: Möglichst wenig Widerstand um möglichst alle zu erreichen, um möglichst viel Kohle abzugreifen. Ich könnte jetzt einen Epilog darüber halten, was alles in der Popkultur schief läuft, wenn man einen „Rapper“ wie Pitbull mit einem so unglaublich nichtssagenden Song für ein solches Großereignis wie die Fußballweltmeisterschaft auftreten lässt … Stattdessen möchte ich euch dieses Foto nicht vorenthalten:

Manche würden sich vielleicht aufregen, dass der Sound der Übertragung grauenhaft war. Aber ich versichere euch: Seid froh, dass man nichts verstehen konnte. Alleine schon die Zeilen in Pitbulls „Strophe“:

„When the going gets tough
The tough keep going
One love, one life, one world, one fight
Whole world, one night, one place, Brazil
Everybody put your flags in the sky and do what you feel“

Ob sich Sepp Blatter eine halbe Stunde vor dem Auftritt den Song nochmal angehört hat und daraufhin verfügen lies, den Sound für die Fernsehzuschauer abzudrehen? Die Arbeit der Ethikkommission der FIFA scheint erste Früchte zu tragen.

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Ach, J-Lo. Traumfrau meiner Teenagerzeit. Einst, in einer Welt ohne Internetflat, warst du wichtigster Bezugspunkt, wenn es um DEN einen Hintern ging. Die Zeiten sind vorbei. Ich sehe doch die Verbitterung in dir, die innere Kapitulation vor dem Zahn der Zeit. Doch weder sind Internetpornos noch Rihanna oder Beyoncé Schuld, dass du dich an Pitbulls Schwanz klammern musst, um den Funken Restrelevanz noch zu wahren. Es sind Aktionen wie diese: Vier Tage vor der WM abzusagen, dann zwei Tage später doch wieder zusagen und dann noch nicht einmal den Text für das Playback synchronisieren zu können. Wenn man einfach nichts mehr kann, dann eben die volle Ladung Diva. Leider funktioniert das 2014 nicht mehr. Geh nach Hause, Jenny! Zurück zu deinem Block und lass erst wieder was von dir hören, wenn du deinen Hintern in einem Video an Ja Rules Plauze reibst. Denn wenigstens dein Allerwertester hat alle Turbulenzen überwunden.

Was ein Auftritt. Wir haben mindestens genauso eine Mörderlatte wie Pitbull und möchten uns damit verabschieden.

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Danke FIFA, für diesen großartigen WM-Auftakt!

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