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Warum fand die Wahlparty der FPÖ im Ars Electronica Center statt?

Das Ars Electronica Center steht deshalb ein bisschen unter Beschuss. Ist das gerechtfertigt?

Foto via Flickr | cea+ | CC BY 2.0

Oberösterreich hat gestern gewählt. Das Wahlergebnis hat bei vielen Menschen Empörung und—obwohl es keine allzu große Überraschung war—Schock ausgelöst. Die FPÖ liegt über 30 Prozent und hat mit +15,1 Prozent das Doppelte an Stimmen erhalten. Dass das auf sehr vielen Ebenen traurig ist, kann—wie ich finde—nicht abgestritten werden. Die Wut über dieses Ergebnis hat sich besonders auf den üblichen Social Media-Plattformen bemerkbar gemacht. In meiner Timeline gab es viele „Fuck Shit Fucks“, viele Oberösterreicher, die sich für ihre „Fetzenschädel“ schämen und ein Shitwindchen, das dem Ars Electronica Center in Linz gewidmet war bzw ist.

Jetzt auf VICE: Das Wahlergebnis von Oberösterreich.

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Das Ars Electronic Center hat seine Räumlichkeiten zur Überraschung vieler der FPÖ für seine Wahlkampffeierlichkeiten zur Verfügung gestellt. Das AEC, das auch oft als Museum der Zukunft bezeichnet wird, hat sich somit gestern trotz ihrer nach vorwärts gerichteten Inhalte mit einer Partei ins Bett gelegt, die für vorgestrige Inhalte steht.

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Wieso bitte lasst ihr rechtsextreme Parteien bei euch im Gebäude feiern?!

Posted by

Gregor Onatcer

on

Sunday, 27 September 2015

Nun hagelte es Kritik: Zuallererst die simple, aber meinungsoffensichtliche Frage „Wieso bitte lasst ihr rechtsextreme Parteien bei euch im Gebäude feiern“. Seitens Ars Electronica antwortete man mit einem Statement, das stark an die Hofburg und den Akademikerball erinnert: „Wie bei jeder Wahl steht es allen Parteien offen, sich für Veranstaltungen im Ars Electronica Center einzumieten. Nach verschiedenen Veranstaltungen von ÖVP, SPÖ und den Grünen ist es heute die FPÖ, die die Räumlichkeiten nutzt.“ Der doch recht trockene Kommentar hat noch mehr Unmut in die Social Media-Welt gebracht.

Es wird kritisiert, dass sich das AEC als „eine Institution, die auch gesellschaftliche Entwicklungen thematisieren will, sich nicht klar von rechtsextremen Gedankengut distanzieren kann.“ sieht. Natürlich könnte man als kulturelle Institution sage, dass man die FPÖ nicht im Haus haben möchte. Ich glaube auch, dass die Mehrheit der Kultureinrichtungen das machen würde. Sich die Blöße zu geben, einer rechten Partei Raum zu geben, traue ich wenigen kunstzentrierten Institutionen zu. Wir haben einige Fragen an das AEC geschickt, bislang aber noch keine Antwort erhalten. Der Pressesprecher teilte mir mit, dass heute Nachmittag ein Treffen zu diesem Thema stattfinden solle.

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Man kann aber auch durchaus Frage stellen, ob die Kritik berechtigt ist. Beim AEC handelt sich um einen Veranstaltungsort, den man vermieten kann und der auch, wie erwähnt, bereits an andere Parteien vermietet wurde. Der Ort—das Ars Electonica Center, das Kunstprogramm mit ihren Ausstellungen sind zwei verschiedene Segmente, die man nicht miteinander verwechseln darf. Ich kann die Entscheidung der Verantwortlichen persönlich nicht nachvollziehen, was aber noch kein Grund für mich ist, mit Vorwürfen, Anschuldigungen und Urteilen über den gesamten Namen herzuziehen.

Wie so oft im Leben wurde eine Entscheidung getroffen, die Konsequenzen mit sich bringt, mit welchen man leben muss. Natürlich stelle ich mir auch Fragen. Zum Beispiel, warum man einer Partei die Tore öffnet, die eine umfassende Prüfung der Finanzen angefordert hat, weil „das mühsam erwirtschaftete Steuergeld nicht verschwendet werden soll.“ Ist das der Schnitt ins eigene Fleisch? Ist das eher ein masochistischer Versuch, früh genug in den Arsch zu kriechen, der nun über dem Bundesland hängt und überall hinscheißen könnte, was mit dem Wort „Kultur“ auch nur ansatzweise im Zusammenhang steht?

Für mich steht fest: Die Leute, die sich darüber aufregen, können dem Center fernbleiben, es obliegt ihnen, sie können sich auch aufregen. Dort aber nicht mehr hinzugehen, nur weil man den falschen Räumen Raum gegeben hat, ist Blödsinn und erinnert an eine Zeit, die man mit Stimmbruch verbindet. Räumlichkeiten zu meiden, in denen sonst ein gesellschaftlicher Diskurs stattfindet, nur weil der Strache dort sein Bier in ein Pissoir geludelt hat?

Am Ende liegt die Entscheidung bei jedem Einzelnen, aber das Ars Electonica Center hat in meinen Augen nichts falsch gemacht. Es ist ihr gutes Recht ihre Räume zu vermieten. Ich meide die Währinger Straße ja auch nicht, nur weil man der FPÖ dort den größten Stand beim Straßenfest gegeben hat. Und ich werde auch die nächste Ars Electronica nicht meiden und wie ein bleidigtes Kind in der Ecke stehen. Meine Wut auf diese Partei verarbeite ich lieber, indem ich den Menschen helfe, die wegen unserer Regierung derzeit keine Hilfe bekommen. In meinen Augen ist das sinnvoller—für jeden.

Isabella auf Twitter: @isaykah

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