FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Das erste Date mit… Jhené Aiko

Dates sind schon ohne eine Armee aus PR-Leuten und persönlichen Assistenten komisch genug, trotzdem habe ich ihr meine Telefonnummer gegeben.
vice-logo

Fotos: Will Coutts Interviews sind genau wie Dates. Bevor du dich mit einem Künstler oder einer Künstlerin triffst, musst über ihn oder sie recherchieren, dir die Musik anhören, dir Fragen ausdenken; bevor du ein Mädchen triffst, musst du sie auf Facebook stalken, ihre Interessen herausfinden und planen, wie du diese geschickt in die Unterhaltung einstreuen kannst. Als nun Jhené Aiko, deren lässiger R&B-Flow ihr Vergleiche mit Frank Ocean eingebracht hat, für ein Konzert nach London kam, hat es nur Sinn gemacht, dass wir ein erstes Date hatten. Jhené hat in vielerlei Hinsicht genau das, was ich an einer Frau mag—sie ist hübsch, raucht eine Menge Gras, hat ein Kind mit dem Bruder von Omarion—sie ist also wirklich umwerfend. Durch ihre japanisch/afrikanisch/indianisch/lateinamerikanisch/französische Herkunft ist Jhené der lebende Beweis dafür, dass Vielfalt schön ist, also kannst du dir vorstellen wie nervös ich an die Sache herangegangen bin. Ich dachte es wäre „reizend“ sie zu einer richtigen britischen Tasse Tee in einem noblen Hotel auszuführen, aber ich war nicht auf die Armee aus PR-Leuten und persönlichen Stylisten vorbereitet, die durchgehend über ihre (nicht über meine) Witze gelacht und ihre Haare alle paar Minuten gerichtet haben. Dates sind schon ohne Publikum schräg genug.

Anzeige

Noisey: Hi, wie geht es dir? Ich bin Matt
Jhené Aiko: Schön dich kennenzulernen. Wie geht es dir?
Es geht mir gut. Gibt es warmes Wasser? Willst du Tee?
Sicher. Hast du schon mal richtigen britischen Tee getrunken?
Ja, habe ich, gestern. PR-Frau Nr.1: Jhené, lass mich kurz deinen Ärmel richten! Ja, das wollte ich gerade sagen—jemand sollte den Ärmel richten, der stört mich wirklich unheimlich. Oh, warte, nein, tut er nicht, denn es ist ein ÄRMEL. Beruhig dich, sie sieht gut aus.
Haha. Wie hält man die Teetasse richtig? Du musst deinen kleinen Finger so abspreizen.
Das ist schwer. Ich habe mir vor ein paar Monaten das Handgelenk gebrochen. Also, was ist das jetzt? Schwarzer Tee? Ja. PR-Typ: Wir haben auch Kräuertee für dich, wenn du den lieber willst, Jhené.
Nein, sie trinkt echten britischen Tee. Möchtest du neben mir sitzen? Statt so weit da drüben…
Ähm… Ja, cool. Juh-nay, richtig? Ist das die richtige Aussprache?
Juh-nay Ei-koh heißt es richtig. Ei-ko?
Du kannst Ah-Ih-koh sagen. Wenn ich ein bisschen angeben will, meinst du?
Richtig, denn Japaner sprechen es „Ah-Ih“ aus. Mit zwei Silben. So wie wir „Tokih-yo“ sagen, aber die Japaner „Toke-Ih-yo“ sagen. Aber da ich Amerikanerin bin, kann ich es aussprechen wie ich will. Ja, das ist ein richtig cooler Name. Jhené Aiko. Hört sich wie eine Mischung aus hunderten von verschiedenen Ethnizitäten.
Und genau das ist es auch. Ich bin zu einem Viertel Japanerin. Das ist das Einzige, was ich in Prozent ausdrücken kann, da es von meinem Großvater stammt. Und alle anderen sind dann ziemlich gemischt. Es gibt Afro-Amerikanisch, Indianisch—entschuldige, ich mag’s süß, haha…

Anzeige

Gerade hat Jhené den vierten Löffel Zucker in ihren Tee geschüttet und ironisch gekichert. Ich habe auch gelacht. Für einen Moment sah mich die echte Jhené an und ihre Augen durchdrangen die Hochglanz-Medienfassade. Sie schienen mir mitzuteilen: „Ich wünschte du und ich könnten weit weg fahren. Weg von dem Medienzirkus, der uns in diesem Hotel beobachtet.“

Jhene Aiko: Ich habe auch noch dominikanische, spanische, französische und deutsche Gene. Meine Güte. Ich fühle mich so verdammt langweilig, weil ich zu hundert Prozent weiß bin.
Haha, ich bin sicher da gibt es noch etwas anderes. Manche Leute sagen, ich bin zu einem Achtel schwarz, aber ich weiß nicht.
Ich denke wir sind alle… …menschlich?
Ja! Genau! Wow. Das ist, als wären wir im Kopf des jeweils anderen. Ich habe gesehen, dass du im Line-Up für das Coachella auftauchst. Zwar da, wo die Schrift klein wird, aber ich lese jedes Jahr das komplette Coachella Line-Up.
Ja. Die Schrift wird jedes Jahr größer werden. Das heißt nur, dass ich tagsüber spielen werde. Warst du schon mal beim Coachella?
Ja, ich liebe das Coachella. Ich will dort leben. Auf dem Polofeld?
Sicher, aber nur wenn die ganze Zeit das Festival wär. Oh, also quasi Perma-Chella?
Ja. Oh, ja, meine Freunde und ich denken das auch oft über Festivals. Ich war vor zwei Jahren dort und es war wunderbar.
Während des Tupac-Hologramms? Ja, das war großartig, hat es dir gefallen?
Das Hologramm? Ich fand das Hologramm seltsam. Fand ich auch. So seltsam… Du hast diesen Song „Burning Man“, richtig? Handelt der vom Burning Man-Festival?
Irgendwie schon. Ich wollte einen Song machen, der mir das Gefühl davon vermittelt. Ich war noch nie beim Burning Man, würde aber gerne mal hinfahren. Ich habe es letztes Jahr versucht, aber es ist so schwer, ein Ticket zu bekommen. Mir gefällt der Text zu dem Song: „If the stars start falling to the ground / Roll them up and pass them all around." Schreibst du die meisten deiner Songs selbst?
Alle. Es sind alle meine eigenen Songs. Ist das der Grund, warum du dein erstes Label verlassen hast? Weil sie dich nicht deine eigenen Songs haben schreiben lassen?
Na ja, das war, weil ich noch sehr jung war—ich war 14—und ich wollte die Schule zu Ende machen, also habe ich darum gebeten, dass ich gehen kann. Zu dieser Zeit habe ich sehr gern geschrieben. Das war meine erste Leidenschaft, denke ich. Ich habe das nie mit meinem Gesang kombiniert bis ich älter wurde und Geschichten zu erzählen hatte. Das ist der Grund, warum ich nicht die Texte anderer Leute singen kann. Es gab Situationen in denen ich gefragt wurde: „Möchtest du mit dem und dem schreiben?“ und ich sagte nur „Nein…“ Ich singe Songs um mich selbst auszudrücken, wenn es also die Worte von jemand anderes sind, dann bin das nicht wirklich Ich, die die Geschichte erzählt. Dann wäre ich so etwas wie eine Schauspielerin, aber ich bin keine Schauspielerin.

Anzeige

Ist das eigentlich dein erstes Date mit einem Journalisten?
Es ist mein erstes Date mit einem Journalisten, ja. Wie findest du es bis jetzt?
Mir gefällt es. Wann hast du Geburtstag? Wann ich Geburtstag habe? Am 16. Dezember.
Bist du Steinbock? Nein, Schütze.
Oh… Ist das OK? Oder passen wir nicht zusammen? Denn ich konnte deine Aura wirklich spüren als du reinkamst…
Naja, mein „Aszendent“ ist Schütze (dein Aszendent ist wie dich die Leute sehen). Mein Vater ist Schütze. Ich weiß nicht ob das etwas bedeutet…. Das bedeutet viel. Mir zumindest. Also … haben wir eine Chance?
Der Theorie nach nicht; wir sind zu verschieden. In den Büchern steht nicht, dass das kompatible Sternzeichen sind, aber ich persönich finde ich bin kompatibel mit Schützen. Super, dann läuft das ja schon mal ganz gut. Die Sterne stehen richtig. Ist das ein buddhistisches Symbol auf deinem Arm?
Das sind die Regeln des Dharmas. Das habe ich mir vor zwei Tagen machen lassen. Es repräsentiert den achtgliedrigen Pfad, der die richtige Intention, die richtige Geschwindigkeit und die richtige Achtsamkeit beinhaltet; außerdem gibt es noch fünf andere, die ich dir sagen könnte, wenn ich bei Google nachsehe… Aber sie repräsentieren im Prinzip den Weg, den ich meinem Leben nehmen möchte. Das heißt nicht, dass ich schon überall auf dem richtigen Weg bin. Es ist mehr so, dass ich die Segel richtig setze. Und dann segelst—wie dein Album Sailing Soul(s)!
Segeln, genau! Glaubst du an Wiedergeburt?
Ich glaube, dass Energie nicht stirbt. Ich habe das Gefühl, dass deine Energie alles werden kann. Ich denke, wenn dein Körper einmal endet—oder „stirbt“, wie manche Leute es lieber sagen—ist deine Energie frei und kann alles werden, ob das nun eine Person oder ein Tier oder eine Tasse Tee ist. Es wäre trotzdem viel besser wenn du ein Tier würdest, ein Gepard oder so, anstatt einer Tasse Tee.
Naja, technisch gesehen könntest du auch Tee werden, denn auch der ist vergänglich und lebt. Das ist wahr. Das ist wirklich wahr.
Ich meine, man kann nie wissen. Was ist das Leben überhaupt? Was bedeutet es?
Für mich ist es einfach Energie. Manche Leute sagen, Tupac wurde wiedergeboren, was sagst du dazu?
Warum nicht? Ich habe in einem Interview gelesen, dass du ein Rapper-Alter-Ego mit dem Namen J. Hennessy hast. Ist das Quatsch oder stimmt das?
Nein, das stimmt. Ich habe ein paar Alter-Egos. Sie sind nicht ernst gemeint; ich mag es nicht aufzustehen und zu sagen: „Nenn mich heute J. Hennessy“, aber ich hab damit aus Witz angefangen, aufgrund der Aussprache meines Namens, J-H-E-N-E, was auch als „J. Henny“ ausgesprochen werden kann. In der Mittelstufe hatte ich einen Freund, der mich so genannt hat. Als ich älter wurde, habe ich dann angefangen Hennessy zu trinken. Ich mag auch Freestyle und Battle-Rap. Manchmal haue ich wirklich gute Dinge raus, wenn ich freestyle, aber ich bin eher eine Battle-Rapperin. Es muss Wettkampf geben?
Genau. Wenn wir jetzt freestylen würden, würde das klappen?
…….. Ohhh, du bist zu nervös!
Ich bin nervös; ich weiß auch nicht! Ich spüre keine Feindseligkeit dir gegenüber. Schön, das ist gut.
Du musst jetzt irgendetwas Schlechtes über mich sagen, damit wir ein Rap-Battle machen können. Dann würde ich „waaaaaaaas?“ sagen. Kann ich machen, wenn du willst.
Nein, bitte nicht, denn dann wäre das Date vorbei. Das stimmt.
J. Hennessy ist also ein Rapper-Alter-Ego, aber ich sage immer, dass sie noch keine Rapperin ist; sie strebt es an, Rapperin zu werden. Mit wem spreche ich denn jetzt?
Du sprichst mit Jhené. In deinem Video für „Bed Peace“ stellst du die Bed-In For Peace-Performance von John Lennon und Yoko Ono nach, was eine wirklich coole Idee ist. Bist du ein Fan von Lennon?
Ich bin ein Fan von allem was mit Frieden zu tun hat, denn ich bin in LA aufgewachsen, wo es meistens nicht viel Frieden gibt, außer am Strand. Als ich ins Teenager-Alter kam, habe ich angefangen Bücher über Buddhismus und so zu lesen, was mir geholfen hat, inneren Frieden zu finden. John Lennon war so etwas wie ein Sprecher für den Weltfrieden, also habe ich mich in die Beziehung von ihm und Yoko verliebt. Sie waren immer zusammen auf Bildern und du konntest die Liebe förmlich spüren. Das war etwas, was ich wirklich bewundert habe, denn die Leute haben sonst so viel Angst zu zeigen, dass sie jemanden lieben. Wenn du dich in mich verliebt hast, kannst du das einfach zugeben. Das ist wirklich in Ordnung.
Na ja… Wusstest du, dass Lennon und Yoko während ihren Bed-Ins allen Chefs der Weltmächte Eicheln geschickt haben, damit sie diese als Unterstützung für den Frieden einpflanzen können?
Das wusste ich nicht. Das hat aber keiner gemacht.
Ohh. Ich finde ihre „Wir können das Schaffen“-Einstellung so toll. Der Grund, warum ich ihre Bed-Ins nachstellen wollte, ist, dass ich das Gefühl habe, dass es bei „Bed Peace“ darum geht zu entschleunigen und nur mit der Person zusammen zu sein, die du liebst. Ich mache das andauernd—ich sage mir dann: „Ich bleibe heute drinnen und mache gar nichts“, und ich habe das Gefühl, dass das Hand in Hand mit dem Weltfrieden geht. Wenn das jeder machen würde, dann könnten wir raus in die Welt gehen und die Dinge viel friedlicher regeln. Ich möchte diese Nachricht an meine Zuhörer weitergeben und die Leute auf die Message von John und Yoko aufmerksam machen. Cool. Wie war Childish Gambino so? Ist er witzig?
Das ist er! Er ist wirklich lustig; er hat diesen trockenen Humor. Wenn wir beiden uns unterhalten, ist das Sarkasmus pur; das ist dann ziemlich fies. Okay, cool. Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig. Du bist übrigens Single, oder? Oder schlägt mich für die Frage jemand zusammen?
Vielleicht, das weiß ich nicht! Aber ja… Ich bin eine wandernde Seele, ein freier Geist. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals einfangen lasse. Ja, ich bin Single. Cool, cool. Wie läuft es bis jetzt so?
Mit unserem Date? Ich denke, es läuft gut. Ich sehe Chancen für ein zweites Date. Wirklich? Wie lang bist du in London?
Nur für eine Nacht, haha. Also ich nehme meine Dates nicht immer auf und meistens ist auch kein Haufen Leute dabei, aber dafür ist es ganz gut bis jetzt.
Ja, merkwürdig!

Anzeige

Jhené und ich wollten etwas Zeit zu zweit verbringen, deswegen sind wir hoch in ein Hotelzimmer gegangen. Dieser kurze Gang war einer der glücklichsten Momente meines Lebens. Ich wusste, dass nicht wirklich etwas passieren würde, aber ich habe zumindest gehofft, neben Jhené auf dem Bett zu liegen und sehnsüchtig an die Decke zu starren, während wir tiefe Gespräche über Energien, Sternenzeichen und den Sinn des Lebens führen. Ich habe ihr meine Nummer gegeben. Sie hat mir noch nicht geschrieben—offensichtlich ist sie zu sehr damit beschäftigt zu touren und will nicht so anhänglich rüberkommen. Eines Tages werden wir uns allerdings auf den sonnigen Wiesen von Coachella wieder sehen, zwei wandernde Seelen, die in das Chakra des Anderen blicken, wie Liebende aus einem früheren Leben. Ruf mich an Jhené. Ich vermisse dich.

**

Folgt Noisey bei Twitter und Facebook für tägliche Updates über eure Musik.


MEHR VON NOISEY

Der Fake-Drake auf Chatroulette

Wie du schnell und problemlos Brüste und hysterische Leute auf Chatroulette zu sehen bekommst.

Marteria kann man gut dissen

Ihr möchtet mal etwas Kritisches über Marteria lesen? Wir können damit nicht dienen, aber Marteria kann sich ganz gut selbst dissen.

Sharon Jones: Child No More

Die Soul-Sängerin spricht offen über ihren Kampf gegen den Krebs und ihre Angst zu sterben.