Ja, es gibt tatsächlich gute Weihnachtsmusik

Liebe Weihnachtsmusikfeinde, liebe "Last Christmas"-Verachter, liebe Menschen, die schon bei den ersten Akkorden von "Wonderful Dreams" in die Depression gleiten: Ich versuche mich nun an etwas, an dem man eigentlich nur scheitern kann. Die Feiertage stehen an und ich will euch wutgeladenen Zyniker davon zu überzeugen, dass irgendwo da draußen im adventlichen Musikuniversum tatsächlich Weihnachtslieder- und Videos existieren, bei denen euch nicht zwingend die Galle hochkommt. Und lasst euch, bevor ihr mich verflucht, eines gesagt sein: Ich war einst auch einer von euch. Doch das hat nur daran gelegen, dass ich in den falschen Ecken geschaut und Weihnachtsmusik mit dem Rotz verbunden habe, der uns ab etwa Anfang November in Einkaufszentren und Werbungen vorgespielt wird. Doch es gibt sie, die Alternativen. Hier habe ich ein paar gesammelt.

Ich mag dieses Video schon alleine wegen der Vorstellung, dass ein schwarzer Weihnachtsmann zusammen mit einem Latino-Weihnachtself irgendwo in einer super abgespaceten Werkstatt am Nordpol sitzt und auf einem 80er-Jahre-Joystick auswählt, welche Kinder auf dem Planeten brav waren und Geschenke bekommen und welche nicht, ausgewählt Außerdem ist es genial, Rentiere durch Hunde mit Geweihen zu ersetzen. Und der Track ist ein herrlicher Gegenentwurf zum klassischen Weihnachts(s)hit, da werdet ihr Miesepeter mir ja wohl zustimmen.

Natürlich gut, weil von den Jacksons. Beziehungsweise ganz primär wegen Michael, der sich, wie sich das für einen 11-jährigen Jackson in der Motown-Ära gehört, die Seele aus dem Leib johlt. Wenn man es schafft, für ein paar Minuten zu vergessen, dass diese Burschen nur so grandiose Musik machten, weil sie einen tyrannischen und ziemlich niederträchtigen Vater im Nacken hatten, könnte da tatsächlich sogar in den grumpy Leuten unter uns so etwas ähnliches wie Weichnachtsstimmung aufkommen.

Dieses Musikvideo verkörpert genau das, was die Weihnachtszeit zuweilen tatsächlich ist: Eine verdammte Freakshow, bei der man sich fragt, was in drei Teufels Namen eigentlich vor sich geht. Es ist der Acidtrip unter den Weihnachtsvideos, und die beste Alternative zu all den Zuckerguss-GemütlichuntermChristbaumsitz-Szenarien, die uns in 95% der Fälle vorgesetzt werden. Die Weihnachtsfeiern von Wizzard in den 70er Jahren stelle ich mir, sagen wir mal, exzentrisch vor.

Ich weiß, jetzt begebe ich mich endgültig auf dünnes Eis, denn Paul Mcartneys Weihnachtshit von 1979 gehört zu eben jenen, die einem Jahr für Jahr auf allen großen Radiostationen gnadenlos um die Ohren gehauen werden. Trotzdem muss er in die Liste, einfach um klarzustellen, dass der Song einfach so viel besser ist, als John Lennons "Happy Christmas (War is Over)“. Angeblich hat Paul den Song in 10 Minuten geschrieben. Und es ist verdammt nochmal ein waschechter Weihnachts-Chillwave-Song. "Wonderful Christmas Time" beweist jedenfalls, wer das eigentliche Songwriting-Genie bei den Beatles war.

Ein weiterer Weihnachtskracher, zu dem ich in der Originalversion ein bestenfalls ambivalentes Verhältnis pflege. Und ich weiß, die eingesessenen Weihnachtsliedhasser unter euch verachten mich jetzt, falls sie es nicht eh schon längst getan haben. Aber hey, die Roots machen alles auf der Welt besser. Stell dir vor, du hättest beim Weihnachtslieder singen vor der Bescherung unter Christbaum zusätzlich zu diesem einen Familienmitglied, das immer versucht, seltsame Harmonien zu den Lieder hinzuzufügen, auch noch Questlove und Co. als musikalische Unterstützung dabei. Dann wären die drei Lieder vorm Geschenke auspacken plötzlich kein grauenhafter Zwang mehr, sondern ein echtes Erlebnis. Okay, Jimmy Fallon (oder ist das Ted Mosby?) ist nicht der beste Sänger der Welt, aber dafür sind Backround Vocals singenen Kids wunderbar.

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